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63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

02. - 06.09.2018, Osnabrück

Aspekte der Modellierung des TNM-Systems für die Anwendung in Dokumentationssystemen

Meeting Abstract

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  • Udo Altmann - Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Osnabrück, 02.-06.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAbstr. 39

doi: 10.3205/18gmds102, urn:nbn:de:0183-18gmds1028

Published: August 27, 2018

© 2018 Altmann.
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Einleitung: Das TNM-System ist nach wie vor für prognostische Aussagen und Therapieentscheidungen sowie damit auch für Dokumentation, Auswertung und Qualitätsmanagement in der Onkologie wichtig. Eine sichere Anwendung des Systems ist daher von großer Bedeutung und jede neue Auflage bringt neue Herausforderungen. Im Jahr 2017 ist die 8. Auflage dieses Standardwerks erschienen [1], [2]. Erneut wurden neue Entitäten hinzugefügt und zahlreiche Einteilungen geändert.

Dieser Beitrag beschreibt die im Gießener Tumordokumentationssystem (GTDS) in langjährigem Betrieb durch den Autor mitentwickelten Funktionen zur Anwendung des Systems. Darüber hinaus werden mögliche zukünftige Verbesserungen im Übergang von der Buchform in die informationstechnische Aufbereitung skizziert. Das GTDS wird in über 80 landesbezogenen und einrichtungsbezogenen Krebsregistern eingesetzt.

Methodik: Textliche Beschreibung der Funktionen und Objekte sowie Skizzierung der Algorithmen. Beschreibung der Erfahrungen bei der Plege der Inhalte.

Ergebnisse:

Folgende Funktionen werden in der Praxis angewendet:

  • Darstellung der T-, N- und M-Kategorien für das Überprüfen oder eigenständige Festlegen der jeweiligen Kategorie
  • Plausibilitätsprüfung zur Warnung bei ungültigen Werten
  • Bestimmung des die Kategorien aggregierenden Stadiums

Folgende Objekte sind Bestandteile der Modellierung:

  • Regionen entsprechen den Tumorentitäten, die im Wesentlichen in den Kapiteln des TNM-Systems dargestellt sind- Eine Entität ist in der Regel definiert durch den Sitz des Tumors und mit über die Jahre zunehmender Relevanz den histologischen Tumortyp
  • Zu jeder Region gibt es die Beschreibungen der T, N und M-Kategorien.
  • Zu jeder Region sind die gültigen Lokalisationen über die ICD-O-Topografieachse angegeben
  • Die ICD-O-Morphologieachse für die Eingrenzung der Entität ist in der in Deutschland gebräuchlichen UICC-Ausgabe nicht enthalten. Ersatzweise wird auf die Angaben aus dem amerikanischen AJCC-Manual [3, 4] zurückgegriffen
  • In Stadien werden Muster hinterlegt, die bei Übergabe eines entsprechenden Tupels aus T-, N-, M-, S-Kategorie und Grading ausgewertet werden. Außerdem muss über Zusatzkategorien gehandhabt werden, dass bei einigen Regionen, z.B. Schilddrüse, unterschiedliche Stadieneinteilungen unterschieden werden, die von weiteren Merkmalen wie dem Alter des Patienten, histologischen Subgruppen oder davon, ob es sich um eine pathologische oder klinische Klassifikation handelt, abhängen.

Bei sämtlichen Funktionen wird zunächst die Tumorentität bestimmt. Bei Stadieneinteilungen müssen darüber hinaus weitere oben genannte Parameter bestimmt werden.

Diskussion: Bei der praktischen Implementation stößt man auf zahlreiche Herausforderungen. So gibt es nicht nur Unterschiede zwischen AJCC und UICC bezüglich der Definition von Kategorien. Die aktuelle AJCC-Version verwendet statt ICD-O Morphologie [5] die WHO-Klassifikation, was zu Schwierigkeiten bei der Entitätsbestimmung führt. Außerdem werden in der 8. Auflage Einteilungskriterien verwendet, die nicht im Standard der Krebsregister enthalten sind (z.B. p16-Positivität). Während bei der AJCC Entwicklungen im Gang sind, Softwarehersteller mit strukturierten Informationen bei der Einbindung in Systeme zu unterstützen, ist dies im Bereich der UICC noch nicht erkennbar, so dass jede Auflage mit neuem manuellen Aufwand verbunden ist. Dieser wird zudem durch umfangreiche Korrekturlisten vergrößert.

Die in der Diskussion angesprochenen Probleme geben Anlass, der UICC bereits jetzt zu empfehlen, in der Vorbereitung der 9. Auflage eine primäre elektronische Publikation durch XML-Formate anzustreben. Das ist sicher zunächst aufwendiger, bietet aber den Vorteil, zu einer sichereren Anwendbarkeit des TNM zu gelangen.

Interessenkonflikt: Der Autor ist Entwickler des Gießener Tumordokumentationssystems.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Wittekind C, editor. TNM: Klassifikation maligner Tumoren. 8th ed. Weinheim: Wiley-VCH; 2017.
2.
Wittekind C, Meyer HJ, editors. TNM: Klassifikation maligner Tumoren. 7th ed. Weinheim: Wiley-VCH; 2010.
3.
Amin MB, Edge S, Greene F, Byrd DR, Brookland RK, Washington MK, et al, editors. AJCC Cancer Staging Manual. New York: Springer; 2017.
4.
Edge S, Byrd DR, Compton CC, Fritz AG, Greene F, Trotti A, editors. AJCC Cancer Staging Manual. New York: Springer; 2010.
5.
Fritz A, Percy C, Jack A, Shanmugaratnam K, Sobin L, Parkin MD, Whelan S, editors. International Classification of Diseases for Oncology. 3rd ed. Genf: WHO; 2000.