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63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

02. - 06.09.2018, Osnabrück

Dialogbasierte Gestaltung einer mobilen Applikation zur Unterstützung pflegender Angehöriger

Meeting Abstract

  • Marianne Behrends - Medizinische Hochschule Hannover, Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der Technischen Universität Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Maria Rutz - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover, Deutschland
  • Dominik Wolff - Medizinische Hochschule Hannover, Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der Technischen Universität Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Thomas Kupka - Medizinische Hochschule Hannover, Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der Technischen Universität Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Marie-Luise Dierks - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover, Deutschland
  • Michael Marschollek - Medizinische Hochschule Hannover, Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der Technischen Universität Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Osnabrück, 02.-06.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAbstr. 125

doi: 10.3205/18gmds092, urn:nbn:de:0183-18gmds0920

Published: August 27, 2018

© 2018 Behrends et al.
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Text

Einleitung: Ziel des vom BMBF geförderten Projektes MoCaB (Mobile Care BackUp; Fördernummer: 16SV7472) [1] ist die Entwicklung einer mobilen Applikation zur Unterstützung von pflegenden Angehörigen. Auf Basis von standardisierten Interviews mit der Zielgruppe konnten vier zentrale Handlungsbereiche identifiziert werden: die Bereitstellung von validem Wissen rund um die häusliche Pflege, Tipps zur Organisation der Pflege, Aspekte der Selbstpflege sowie Informationen über das Wohlergehen der pflegebedürftigen Person bei Abwesenheit. Auf Basis von Profildaten, eines Belastungsscores und Informationen zur konkreten Pflegesituation sollen die Angebote für diese Bereiche an die individuelle Lebenswelt der pflegenden Angehörigen angepasst werden [2]. Hinsichtlich des Designs der App und der inhaltlichen Aufbereitung der Unterstützungsangebote stellte sich die Frage, wie die Interaktion der Nutzerinnen und Nutzer mit dem System gestaltet werden kann, um die personalisierte Form des System zu betonen. In Anlehnung an einen Chatbot wurde darum als zentrales Designelement für die Nutzerinteraktion der Dialog gewählt und auch die textliche Gestaltung der Inhalte in dialogbasierter Form umgesetzt. Die Strukturierung der Texte zu pflegerischem, organisatorischem und rechtlichem Wissen erfolgt dabei durch weiterführende Fragen, durch die in der App ein Thema je nach Interesse des Nutzers vertieft werden kann. Um im Sinne einer partizipativen Forschung projektbegleitend die Nutzererfahrungen in die Entwicklung einzubeziehen, wurde die Verständlichkeit des Dialogkonzepts anhand eines ersten Prototyps der App sowie einer Auswahl der Texte untersucht.

Methoden: Zur Untersuchung des Dialogdesigns und der Texte kamen Think-Alouds mit anschließenden leitfadengestützten Interviews und Gruppendiskussionen zum Einsatz. Für die Testungen wurden Personen über die Patientenuniversität der Medizinischen Hochschule Hannover sowie über Aushänge und über einen Pflegedienst in Hannover rekrutiert. Zu den Testpersonen gehörten sowohl pflegende Angehörige als auch Interessierte, die sich selbst als technikaffin einschätzen. Untersucht wurden sowohl die Verständlichkeit des Dialogprinzips als auch die inhaltliche Qualität der Texte.

Ergebnisse: Die Einzeltestungen fanden mit neun Personen statt. An den zwei Gruppendiskussionen nahmen jeweils fünf Personen teil. Die Testpersonen bewerten den Informationsgehalt der Texte positiv. Vor allem die praktischen Tipps schätzen sie als hilfreich im Pflegealltag ein. Alle Testpersonen verstehen die dialogbasierte Form der Texte und das Design ohne weitere Erklärungen. Die Dialogform erinnert sie an Messengerdienste wie WhatsApp oder an das Schreiben von SMS. Sie geben an, dass sie sich durch den Dialog direkt angesprochen fühlen.

Diskussion: Technologische Nutzungsmöglichkeiten von Machine Learning Methoden sowie die Integration von Chatbots in soziale Plattformen (z.B. Facebook) haben in den letzten Jahren die Verbreitung von sprachbasierten Assistenzsystemen befördert [3]. Wenngleich die MoCaB-App keine freie Dialoggestaltung durch Analyse der Spracheingaben des Nutzers ermöglicht, ahmt die Inhaltsstrukturierung durch vertiefende Fragen einen natürlichen Dialog nach und erscheint den Testpersonen vertraut. Nach den Studienergebnissen von Brandtzaeg und FØlstad [4] sind der schnelle und individuelle Zugriff auf Informationen sowie die soziale Anmutung der Interaktion vorrangige Gründe zur Nutzung von Chatbots. Eine positive Assoziation in Bezug auf die persönliche Passung von Informationen sowie die Förderung der Nutzungsbereitschaft durch emotionale Zugewandtheit sind Ziele, die auch MoCaB anstrebt. Aufgrund der Vulnerabilität der eigentlichen Zielgruppe erfolgte die Testung auf Basis eines Convenience Samplings. Weitere Untersuchungen im Feld der Zielgruppe, auch zur individualisierten Bereitstellung des Wissens, müssen folgen.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

1.
MoCaB. Das MoCaB Projekt. [cited 2018 Apr 5]. Available from: http://mocab-projekt.de/ External link
2.
Wolff D, Behrends M, Gerlach M, Kupka T, Marschollek M. Personalized Knowledge Transfer For Caregiving Relatives. In: Building Continents of Knowledge in Oceans of Data: The Future of Co-Created eHealth Proceedings of MIE2018. 2018. (Studies in Health Technology and Informatics).
3.
Morana S, Friemel C, Gnewuch U, Maedche A, Pfeiffer J. Interaktion mit smarten Systemen: Aktueller Stand und zukünftige Entwicklungen im Bereich der Nutzerassistenz. Wirtschaftsinformatik & Management. 2017;9(5):42-51.
4.
Brandtzaeg PB, Følstad A. Why people use chatbots. In: Proceedings of the International Conference on Internet Science. Springer; 2017. p. 377-92.