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63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

02. - 06.09.2018, Osnabrück

Lebensqualität in der frühen Nutzenbewertung: zwischen G-BA Kriterien, Wissenschaft und Realität

Meeting Abstract

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  • Katharina Schmidt - Ecker + Ecker GmbH, Hamburg, Deutschland
  • Laura Bien - Ecker + Ecker GmbH, Hamburg, Deutschland
  • Claudia Pütz - Ecker + Ecker GmbH, Hamburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Osnabrück, 02.-06.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAbstr. 168

doi: 10.3205/18gmds063, urn:nbn:de:0183-18gmds0634

Published: August 27, 2018

© 2018 Schmidt et al.
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Hintergrund: Patient-reported outcomes (PROs) haben sowohl in der Forschung als auch in der Arzneimittelbewertung in den letzten Jahren einen enormen Bedeutungszuwachs erfahren. Bei der Weiterentwicklung von Medikamenten im Bereich der chronischen und onkologischen Erkrankungen, bei denen nicht auf eine Heilung abgezielt werden kann, ist als PRO die Berücksichtigung der Lebensqualität (LQ) der verbleibenden Lebensjahre von hoher Relevanz [1], [2]. Daher kann auch in der frühen Nutzenbewertung nach dem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) die LQ als ein Kriterium zur Ableitung eines Zusatznutzens von Arzneimitteln herangezogen werden [3]. Hierbei wird die LQ durch etablierte Fragebögen in den Studien der Hersteller erhoben. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) kritisiert jedoch häufig die unzureichende Datenlage und Studienqualität in Bezug auf die LQ-Endpunkte.

Ziel der Studie: Die Forschungsfrage lautet daher, welche Anforderungen der G-BA an die Studiendaten und -qualität zu dem Endpunkt LQ stellt und inwieweit diese mit dem aktuellen Stand der Wissenschaft übereinstimmen.

Vorgeschlagene Methode: Es werden alle bis Februar 2018 verfügbaren Dossiers, für die bereits ein Beschluss vom G-BA vorlag, hinsichtlich des Endpunktes LQ analysiert. Die Verfahren wurden nach Indikation, Art des Fragebogens sowie Zusatznutzen für den Endpunkt Lebensqualität gruppiert. Ferner wurde die statistische Auswertung der unterschiedlichen Endpunkte zur LQ und der Umgang mit fehlenden Werten sowie die Validierung der Fragebögen untersucht. Hierbei wird sowohl auf den aktuellen Stand der Forschung als auch auf die Kommentare des G-BA eingegangen.

Diskussionspunkte: Es konnten 207 Verfahren identifiziert werden, in denen mindestens ein LQ-Endpunkt berichtet wurde. Davon wurde allerdings in 46 Verfahren kein statistisch signifikanter Unterschied in der LQ festgestellt. Bei 33 Verfahren wirkte sich die Darstellung der Studiendaten zur LQ positiv auf die Nutzenbewertung aus. Der am häufigsten erfolgreich eingesetzte Fragebogen war der EORTC-C30 mit 18 Verfahren, die einen Zusatznutzen im Endpunkt Lebensqualität erreichen konnten. Diese 18 Verfahren werden näher betrachtet und es sollen Kriterien abgeleitet werden, welche Anforderungen der G-BA an LQ-Daten stellt. Dabei wird unter anderem auf den Umgang mit der klinischen Relevanz von Veränderungen in den Skalenwerten (minimal important difference, MID) eingegangen sowie auf den Umgang mit fehlenden Werten, da diese Aspekte häufig vom G-BA kritisiert wurden. Inwieweit die G-BA Kriterien mit dem aktuellen Stand der LQ-Forschung übereinstimmen, wird anschließend erörtert. In den ersten Analysen der Studien zur LQ durch Hersteller zeigen sich deutliche Mängel in der Studien- und Auswertungsqualität. Es scheint, dass LQ-Erhebungen bisher Nebenprodukte in der Studien der Hersteller für die frühe Nutzenbewertung sind und nicht immer den aktuellen Stand der Forschung berücksichtigen. Diese Übersichtsarbeit soll einen Beitrag dazu liefern, die Anforderungen des G-BA an die LQ-Messung zusammenzufassen und Orientierung für pharmazeutische Unternehmer und die Wissenschaft bieten.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Klakow-Franck R. Die Bedeutung von Lebensqualität für die Arbeit des Gemeinsamen Bundesausschusses. 2014 [cited 2017 Apr 5]. Available from: https://www.iqwig.de/download/HS13_Klakow-Franck_Die_Bedeutung_von_Lebensqualitaet_fuer_den_G-BA.pdf External link
2.
Müller T, Welke J. Patientenberichtete Lebensqualität in der klinischen Forschung und Arzneimittelbewertung. Forum. 2018;33(2):106–12.
3.
Bullinger M, Blome C, Sommer R, Lohrberg D, Augustin M. Gesundheitsbezogene Lebensqualität – ein zentraler patientenrelevanter Endpunkt in der Nutzenbewertung medizinischer Maßnahmen. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz. 2015;58(3):283–90.