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63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

02. - 06.09.2018, Osnabrück

Versorgungssicherheit bei Pflegebedürftigkeit im ländlichen Gebiet

Meeting Abstract

  • Bernadette Hof-Kleiner - Hochschule Osnabrück, Lingen, Deutschland
  • Andreas Büscher - Hochschule Osnabrück, Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Osnabrück, Deutschland
  • Stefanie Seeling - Hochschule Osnabrück, Campus Lingen, Lingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Osnabrück, 02.-06.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAbstr. 123

doi: 10.3205/18gmds059, urn:nbn:de:0183-18gmds0599

Published: August 27, 2018

© 2018 Hof-Kleiner et al.
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Text

Einleitung: Demografische und gesundheitliche Veränderungen stellen eine Herausforderung für die Gesundheitsversorgung dar. In der Versorgungsgestaltung pflegebedürftiger Menschen fehlen kleinräumige Analysen der Versorgungssituation [1], die zur Grundlage kommunaler und lokaler Überlegung herangezogen werden können. Fragen hinsichtlich des Zugangs oder der Entstehung von Versorgungsungleichheiten bleiben daher offen [2].

Ziel des Projektes ist eine Bestandsaufnahme der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung pflegebedürftiger Menschen in ländlichen Gemeinden mittels eines „Community Health Assessment“ (CHA) und Vorschläge zur Rolle der Kommune in der Versorgungsgestaltung und Förderung der Zusammenarbeit der professionellen Leistungserbringer zu erarbeiten.

Methode: Das laufende Teilprojekt des Forschungsverbundes ROSE „Das lernende Gesundheitssystem in der Region Osnabrück-Emsland“ führt in zwei Modellgemeinden der Region, der Samtgemeinde Freren (Landkreis Emsland) und der Stadt Melle (Landkreis Osnabrück) ein CHA durch.

Theoretische Grundlage ist das „Alliance-for-Community-Health-Assessment“-Modell [3], das eine Fokussierung auf gesundheitliche Bedarfe, Versorgungsstrukturen sowie interdisziplinärer Teamarbeit innerhalb kommunaler Strukturen erlaubt.

Ausgehend von Parametern des CHA wurden Indikatoren zur Pflegebedürftigkeit auf Basis von Sekundärdaten der Kranken- und Pflegekassen sowie statistischen Angaben auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene zusammengestellt, durch leitfadengestützte Experteninterviews mit professionellen Akteuren und kommunalen Vertreter/innen ergänzt und mit deskriptiven bzw. inhaltsanalytischen Analyseverfahren ausgewertet.

Ergebnisse: Unterschiede in der Versorgungssituation der untersuchten Regionen zeigen sich insbesondere in der stationären und teilstationären pflegerischen Versorgung trotz einer vergleichbaren Anzahl über 80 Jähriger (Samtgemeinde Freren 6%, Landkreis Emsland 4,7%; Stadt Melle 6,1%, Landkreis Osnabrück 5,7%).

Im Landkreis Emsland sind 4,2 vollstationäre inklusive Kurzzeitpflegeplätze verfügbar, während in der Samtgemeinde 6,2 Plätze, im Landkreis Osnabrück 5,2 Plätze und in der Stadt Melle 5,6 Plätze vorhanden sind (alle Angaben je 100 Einwohner (EW) ab 65 Jahren).

Die Verfügbarkeit von Tagespflegeplätzen ist in drei von vier Regionen vergleichbar (Landkreis Emsland 0,88 Plätze, Landkreis Osnabrück 0,9 Plätze und Stadt Melle 0,83 Plätze / 100 EW ab 65 Jahren); in der Samtgemeinde Freren sind mit 0,63 Tagespflegeplätzen / 100 EW ab 65 Jahren die wenigsten Plätze vorhanden.

Die Interviews reflektieren diese Unterschiede in der Wahrnehmung gemeindespezifischer Problemlagen. Während in Melle ein Mangel an Kurzzeitpflegeplätzen deutlich wird, steht in der Samtgemeinde Freren die kurzfristige Krisenintervention im Vordergrund.

„Wir alle (...) machen eingestreut. (...) Und da ist immer die Problematik, dass wir bestrebt sind, Langzeitpflegeplätze voll zu machen. Das heißt, dadurch werden wir nicht unmittelbar mehr Kurzzeitpflegeplätze haben.“ (I .7: 22)

„(...) was mache ich als kurzfristige Lösung, (...) wenn es zuhause nicht mehr geht, (...). (...) das Problem ist ja nicht ein akutes gesundheitliches Problem, sondern es ist einfach der Verlauf der Demenz, der (...) zu dieser Krise geführt hat. (...) eine Art Krisenintervention ist eine sehr gute Möglichkeit. Aber ich glaube, das ist noch nicht ganz ausgereift hier ...“ (I1:4, 18)

Die Situation der hausärztlichen Versorgung ist demgegenüber eher als vergleichbar gut zu bezeichnen (Samtgemeinde Freren 1,3/1000EW, Landkreis Emsland 1,7/1000 EW; Landkreis Osnabrück 1,7/1000 EW und Stadt Melle 1,9/1000 EW).

Diskussion: Die bisherigen Ergebnisse des CHA zeigen kleinräumige Lücken und Ressourcen der Gemeinden im Vergleich zu den Kommunen. Den Gemeinden fehlen grundlegende Daten zur Verteilung der Pflegebedürftigkeit in der Bevölkerung, die für eine effektive Steuerung der Versorgungsgestaltung jedoch zentral sein könnten.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

1.
Hämel K, Ewers M, Schaeffer D. Versorgungsgestaltung angesichts regionaler Unterschiede. Zeitschrift fur Gerontologie und Geriatrie. 2013;4:323–7. DOI: 10.1007/s00391-012-0465-5 External link
2.
Kruse A, Schmitt E. Soziale Ungleichheit, Gesundheit und Pflege im hoheren Lebensalter [Social inequality, health and nursing care in old age]. Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz. 2016;59(2):252–8. DOI: 10.1007/s00103-015-2285-4 External link
3.
Klainberg MB. Community health nursing: An alliance for health. New York: McGraw-Hill, Health Professions Division; 1998. (McGraw-Hill nursing core series).