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62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

17.09. - 21.09.2017, Oldenburg

Potenzial von SNOMED CT für den Einsatz im bundeseinheitlichen Medikationsplan im Projekt Medikationsplan PLUS

Meeting Abstract

  • Kim Becker - Hochschule Niederrhein, Krefeld, Deutschland
  • Elisabeth Pantazoglou - Hochschule Niederrhein, Krefeld, Deutschland
  • Heike Dewenter - Hochschule Niederrhein, Krefeld, Deutschland
  • Sylvia Thun - Hochschule Niederrhein, Krefeld, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Oldenburg, 17.-21.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocAbstr. 271

doi: 10.3205/17gmds180, urn:nbn:de:0183-17gmds1803

Published: August 29, 2017

© 2017 Becker et al.
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Text

Einleitung: Über fünf Millionen gesetzlich Versicherte nahmen im Jahr 2011 mehr als fünf Medikamente dauerhaft ein, wobei die meisten Medikamente von mehr als einem Arzt verordnet wurden [1]. Studien gehen von jährlich 25.000 bis 58.000 Todesopfern durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen in Deutschland aus [2]. Seit dem 01.10.2016 haben Patienten, die mehr als drei Medikamente dauerhaft einnehmen, einen Anspruch auf den bundeseinheitlichen Medikationsplan (BMP). Der Medikationsplan ist zunächst eine papiergebundene Version, welche zum 01.01.2018 in eine elektronische Form überführt werden soll [1]. Für ein einheitliches Verständnis des Medikationsplans im sektorübergreifenden Austausch werden semantische Standards benötigt. Sie können positive Effekte im Sinne der Arzneimitteltherapiesicherheit erzielen. So können z.B. Unterstützungssysteme zur automatisierten Erkennung möglicher Wechselwirkungen und sonstiger Kontraindikationen nur auf der Basis eindeutig interpretierbarer, elektronischer Arzneimittelinformationen umgesetzt werden [3]. Im Rahmen des Forschungsprojekts Medikationsplan PLUS werden an der Hochschule Niederrhein semantische Kodierungen des BMP durchgeführt, um zu prüfen, welche nationalen und internationalen Terminologien das Potenzial besitzen, Informationen des BMP exakt und eindeutig dazustellen [4].

Methoden: Grundlage der Kodierungen bildet die Spezifikation für einen bundeseinheitlichen Medikationsplan in der Version 2.3. Dazu werden die vorgegebenen Tabellen des BMP, wie beispielsweise klinische Parameter, Darreichungsformen der IFA (Informationsstelle für Arzneispezialitäten), Dosiereinheiten oder Allergien und Überempfindlichkeiten und zusätzlich die 50 häufigsten Wirkstoffe mithilfe von SNOMED CT (Systematized Nomenclature of Medicine - Clinical Terms), LOINC (Logical Observations Identifiers Names and Codes), Standard Terms der EDQM (European Directorate for the Quality of Medicines & HealthCare) und mit ATC (Anatomisch-therapeutisch-chemischen Klassifikationssystem) kodiert. Die Kodierungen werden von mehreren Terminologie- Experten unabhängig voneinander durchgeführt und anschließend mit Hilfe von ISO TR 12300 klassifiziert, qualitätsgesichert und konsentiert.

Ergebnisse: Insgesamt wurden mehr als 600 verschiedene Konzepte mithilfe von SNOMED CT kodiert. Die Wirkstoffe konnten zu 100% mit ATC und mit SNOMED CT abgebildet werden. Allergien wurden mittels SNOMED CT gut abgedeckt. Auch die Darstellung von Darreichungsformen und Dosiereinheiten sind umfassend möglich. Ähnlich zeigten sich die Möglichkeiten mit den Standard Terms von EDQM. Die Abbildung der Labor- und Vitalwerte lässt sich mit LOINC exakter kodieren als mit SNOMED CT.

Diskussion: Die größten Schwierigkeiten ergaben sich beim Mapping der Darreichungsformen, da in der Ursprungstabelle der IFA und in der Spezifikation des BMP 2.3 keine weiteren Informationen zu den Begrifflichkeiten und Definitionen aufgeführt werden. LOINC wird hauptsächlich zur Kodierung klinischer Parameter und Beobachtungen genutzt, die Standardterms von EDQM im Bereich der Darreichungsformen. SNOMED CT hingegen eignet sich für alle Bereiche des Medikationsplans. Der hohe Abdeckungsgrad geeigneter Konzepte zeigt, dass SNOMED CT das Potenzial hat, als medizinische Referenzterminologie genutzt zu werden.



Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Faktenblatt Polymedikation [Online]. November 2016. [Zitat vom: 04. April 2017.] https://www.abda.de/fileadmin/assets/Faktenblaetter/Faktenblatt_Polymedikation_20161114.pdf External link
2.
Walter T. 58.000 Tote jährlich durch falsche Medikamente. Wie Ärzte ihre Patienten gefährden. RP Online [Online]. 15. November 2013. [Zitat vom: 04. April 2017.] http://www.rp-online.de/leben/gesundheit/medizin/wie-aerzte-ihre-patienten-gefaehrden-aid-1.3827783 External link
3.
Thun S. Analyse internationaler Standards und Projekte für die Anwendung in einem nationalen Medikationsplan. In: Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds415. DOI: 10.3205/11gmds415 External link
4.
Thun S, van de Sand L. Projektantrag Medikationsplan PLUS. Krefeld: s.n.; 2015.