Article
PSA-Testung als Früherkennungsuntersuchung – eine empirische Evaluation der hausärztlichen Versorgungsrealitäten in Niedersachsen (Deutschland) und der Provinz Groningen (Niederlande)
Search Medline for
Authors
Published: | August 29, 2017 |
---|
Outline
Text
Einleitung: Prostatakrebs ist bei Männern in Deutschland die häufigste Krebserkrankung.
Eine mögliche Ursache für die gestiegene Prostatakrebsinzidenz stellt die seit den 90er Jahren zunehmende Inanspruchnahme der PSA-Testung dar. Die Meinungen zu dieser Krebsfrüherkennungsuntersuchung sind kontrovers. Aufgrund unterschiedlicher nationaler Empfehlungen zur Prostatakrebsfrüherkennung ist zu erwarten, dass die alltägliche Praxis hinsichtlich der Aufklärung und dem Umgang mit der PSA-Testung zwischen den Ländern variiert. In welchem Umfang dies der Fall ist und inwieweit Leitlinien die uroonkologische Versorgung tatsächlich beeinflussen, wurde hier für Deutschland und die Niederlande beispielhaft untersucht.
Methoden: 172 Hausärzte des Lehrpraxennetzwerks der Universität Oldenburg und 179 Lehr-Hausärzte des University Medical Centers Groningen (UMCG) wurden in die Befragung eingeschlossen. In Niedersachsen wurde die Befragung online und in der Provinz Groningen schriftlich durchgeführt. Um etwaige Unterschiede zwischen deutschen und niederländischen Hausärzten im Umgang mit der PSA-Testung zu ermitteln, wurden Fragen zum Umgang mit den PSA-Testergebnissen, der Inanspruchnahme des Testes, Aufklärung und den Leitlinien gestellt.
Ergebnisse: Insgesamt haben 121 Ärzte (Deutschland: 48, Niederlande: 73) an der Befragung teilgenommen. Unterschiede zwischen deutschen und niederländischen Hausärzten lagen hinsichtlich der Einstellung bzgl. des PSA-Tests und der PSA-Aufklärung vor. Der PSA-Test hatte unter den niederländischen Hausärzten eine geringere Akzeptanz als unter den deutschen Ärzten. Dementsprechend wurden Patienten seltener über diese Früherkennungsuntersuchung aufgeklärt. 77% der deutschen Hausärzte gab an oft oder immer über den Einfluss des PSA-Tests auf die krankheitsspezifische Sterblichkeit zu informieren, gegenüber 56% der niederländischen Hausärzte. In beiden Ländern wurden Patienten zum Teil nicht leitlinienkonform behandelt. Dies stand im Widerspruch zur Selbsteinschätzung der Ärzte.
Diskussion: Mit dieser länderübergreifenden Befragung konnten deutliche Unterschiede im Umgang mit der PSA-Testung bzw. deutliche Einflüsse von nationalen Leitlinien auf den Umgang mit der PSA-Testung gezeigt werden. Dabei stellen die unterschiedliche Befragungsmethode (schriftlich vs. digital) in den jeweiligen Ländern und der eingeschränkte Rücklauf Limitationen dar. Zur weiteren Untersuchung ist in Deutschland eine auf dieser Pilotstudie aufbauende, bundesländerübergreifende Studie in Planung.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.