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62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

17.09. - 21.09.2017, Oldenburg

IT-Report 2017 – Eine empirische Bestandsaufnahme des IT-Reifegrades deutscher Krankenhäuser

Meeting Abstract

  • Moritz Esdar - Hochschule Osnabrück - University of Applied Sciences, Osnabrück, Deutschland
  • Ursula Hübner - Hochschule Osnabrück - University of Applied Sciences, Osnabrück, Deutschland
  • Jan-Patrick Weiß - Hochschule Osnabrück - University of Applied Sciences, Osnabrück, Deutschland
  • Johannes Thye - Hochschule Osnabrück - University of Applied Sciences, Osnabrück, Deutschland
  • Jens Rauch - Hochschule Osnabrück - University of Applied Sciences, Osnabrück, Deutschland
  • Jens Hüsers - Hochschule Osnabrück - University of Applied Sciences, Osnabrück, Deutschland
  • Jan-David Liebe - Hochschule Osnabrück - University of Applied Sciences, Osnabrück, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Oldenburg, 17.-21.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocAbstr. 244

doi: 10.3205/17gmds102, urn:nbn:de:0183-17gmds1028

Published: August 29, 2017

© 2017 Esdar et al.
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Text

Hintergrund: Mit Blick auf den Verbreitungsgrad von IT gilt der deutsche Krankenhausmarkt im europäischen Vergleich als eher schwach entwickelt [1], [2]. Dabei sollten gerade Krankenhäuser als Informationsdrehscheiben mit einer gut ausgestatteten IT-Infrastruktur und sinnvollen klinischen IT-Systemen eine zentrale Rolle im E-Health-Umfeld spielen, damit Patientensicherheit durch Informationskontinuität auch über den Krankenhausaufenthalt hinaus sichergestellt werden kann. Vor diesem Hintergrund hat die IT-Adoptions- und Diffusionsforschung in den letzten Jahren weltweit an Bedeutung gewonnen [3], [4]. In Deutschland liefert der IT Report Gesundheitswesen seit 15 Jahren in regelmäßigen Abständen Daten über den Entwicklungsstand der Krankenhaus-IT. Motiviert durch einschlägige Forschungserkenntnisse hat sich der Fokus der Untersuchungen von einer strukturell-funktionalen Betrachtung der implementierten Systeme hin zu einer stärker prozessorientierten Evaluation der IT-Unterstützung klinischer Kernprozesse unter Einbezug des IT-Managements, der Nutzerperspektive sowie organisationskultureller Umgebungsfaktoren entwickelt [5], [6].

Ziel der Studie: In erster Linie soll die Studie den aktuellen Entwicklungsstand klinischer IT-Systeme für Politik, Gesundheitsanbieter und Industrie sichtbar herausstellen. Genauer liegt der Fokus des IT-Report 2017 auf der Messung des Reifegrades der IT-Unterstützung klinischer Prozesse sowie der Evaluation organisationaler Rahmenbedingungen innerhalb derer IT gestaltet wird und prosperieren kann. Damit werden die Voraussetzungen für eine multiaxiale Betrachtung geschaffen, mit Hilfe derer Verflechtungen zwischen innovationsförderlichem Organisationsklima, der Professionalisierung und Strategie des IT-Managements, der anwenderseitigen Wahrnehmung von IT und der Prozessunterstützung durch IT aufgeklärt werden können.

Vorgeschlagene Methoden: Im Zeitraum von Dezember 2016 bis April 2017 wurden 1343 IT-Leiter zu einer Online-Umfrage eingeladen, in der insgesamt etwa 200 Indikatoren die Themenbereichen IT-Struktur, IT in klinischen Prozessen, Interoperabilität, IT-Management und IT-Organisationskultur abdecken. Um den Rücklauf zu stimulieren wurde den IT-Leitern die Teilnahme an einem IT-Benchmarking („IT-Benchmarking Gesundheitswesen 2017“) eröffnet, mit Hilfe dessen die hauseigene IT gegenüber Wettbewerbern auf verschiedenen Ebenen verglichen und analysiert werden kann.

Die Ergebnisse werden in eine eigens dafür konzipierte Data-Warehouse-Architektur überführt, welche die strukturierte Datenhaltung der IT-Report-Daten vergangener Jahre ermöglicht und verschiedene Sichten für statistische Analysen zentral bereitstellt. Die Studienergebnisse werden zunächst deskriptiv analysiert und darüber hinaus in Kennzahlensystemen (Workflow Composite Score & Management Composite Score [7]) aggregiert, die u.a. im Rahmen von weiterführenden statistischen Analysen zur Anwendung kommen.

Diskussionspunkte: Bis Mitte April 2017 haben 257 IT-Leiter teilgenommen (18% Rücklaufquote). Alle relevanten Größenklassen, Trägerschaften, Krankenhaustypen und Bundesländer sind in der Stichprobe vertreten, sodass ein weitgehend repräsentatives Abbild der Krankenhauslandschaft nachempfunden werden konnte. Verzerrungen durch Selbstselektion sind jedoch nicht ausgeschlossen.

74% der Befragten gaben an, mit der Installation einer elektronischen Patientenakte (EPA) begonnen zu haben. Davon haben jedoch nur 32% eine voll funktionsfähige EPA krankenhausweit im Einsatz. Innovativere Systeme zur Entscheidungsunterstützung wie etwa IT-gestützte medizinische Leitlinien sind in etwa 15% der Krankenhäuser im Einsatz, wenngleich weitere 50% die Umsetzung planen bzw. bereits projektiert haben. Bezogen auf IT-Standards gaben 86% an, HL7 V2 sowie DICOM zu verwenden während HL7 V3 von 38%, HL7 CDA von 17% und IHE Profile von nur 7% der Befragten verwendet werden. Die vollständigen Studienergebnisse werden im Rahmen des IT-Report Gesundheitswesen 2017 frei zugänglich publiziert und sollen somit als Impulsgeber für Wirtschafts- und Gesundheitspolitik dienen, bieten darüber hinaus allerdings auch strategische Ansatzpunkte zur Weiterentwicklung der IT aus Krankenhaussicht.

Acknowledgements:

Die Arbeiten werden im Rahmen des durch das Land Niedersachsen geförderten Projekts „INITIATIVE eHealth“ (Förderkennzeichen ZN 3062) durchgeführt.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Schneider H. Electronic patient record as the tool for better patient safety. Bundesgesundheitsblatt. 2015;58:61. DOI: 10.1007/s00103-014-2081-6 External link
2.
Sabes-Figuera R, Maghiros I. European Hospital Survey: Benchmarking Deployment of e-Health Services (2012-2013): Composite Indicators on eHealth Deployment and on Availability and Use of eHealth Functionalities. Luxembourg: European Union; 2013. DOI: 10.2791/57542 External link
3.
Adler-Milstein J, Ronchi E, Cohen GR, Winn LAP, Jha AK. Benchmarking health IT among OECD countries: better data for better policy. J Am Med Inform Assoc. 2014;21(1):111-116. DOI: 10.1136/amiajnl-2013-001710 External link
4.
Jones SS, Rudin RS, Perry T, Shekelle PG. Health information technology: an updated systematic review with a focus on meaningful use. Ann Intern Med. 2014;160(1):48–54. DOI: 10.7326/M13-1531 External link
5.
Niazkhani Z, Pirnejad H, Berg M, Aarts J. The Impact of Computerized Provider Order Entry Systems on Inpatient Clinical Workflow: A Literature Review. J Am Med Inform Assoc. 2009;16(4):539–49. DOI: 10.1197/jamia.M2419 External link
6.
Cresswell K, Sheikh A. Organizational issues in the implementation and adoption of health information technology innovations: an interpretative review. International Journal of Medical Informatics. 2013;82(5):e73-86. DOI: 10.1016/j.ijmedinf.2012.10.007 External link
7.
Liebe JD, Hübner U, Straede MC, Thye J. Developing a Workflow Composite Score to Measure Clinical Information Logistics. A Top-down Approach. Methods Inf Med. 2015;54:424–33. DOI: 10.3414/ME14-02-0025 External link