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62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

17.09. - 21.09.2017, Oldenburg

Horizon Scanning im Gesundheitswesen – wo steht Deutschland?

Meeting Abstract

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  • Laura Krabbe - Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • Barbara Buchberger - Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Oldenburg, 17.-21.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocAbstr. 228

doi: 10.3205/17gmds093, urn:nbn:de:0183-17gmds0938

Published: August 29, 2017

© 2017 Krabbe et al.
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Einleitung: Entscheidungsträger im Gesundheitswesen handeln in einem Spannungsfeld, in dem Erwartungen steigen, neue nutzenbringende Technologien so schnell wie möglich verfügbar zu machen, Patienten vor gefährlichen oder unwirksamen Technologien zu schützen und im Zuge dessen die Diffusion einer Technologie zu be- oder auch entschleunigen – dies im Kontext von knappen Ressourcen und Erwartungen von Patienten und anderen Stakeholdern. „Horizon Scanning Systeme“ (HSS) beinhalten einen Prozess, um frühzeitig relevante neue und aufstrebende Technologien zu identifizieren und über deren potenzielle Einflüsse auf das Gesundheitssystem zu informieren. Ziel der Arbeit war es, die Methodik des HS, weltweit bestehende Aktivitäten und den Status quo in Deutschland zu untersuchen.

Methoden: Eine systematische Literaturrecherche wurde in den Datenbanken Embase, Medline und The Cochrane Library im April 2015 durchgeführt und um Literatur aus Handsuchen ergänzt. Zudem erfolgte eine qualitative Befragung von deutschen Experten aus verschiedenen Branchen im Gesundheitswesen, um die Kenntnis von HS, die Einstellung dazu und den Bedarf in Deutschland zu ermitteln.

Ergebnisse: Der HS-Prozess, der international nicht standardisiert ist, ist meist in die fünf Schritte „Identifikation“, „Filterung“, „Priorisierung“, „Bewertung“ und „Dissemination“ unterteilt. Die Schritte „Monitoring/Update“ und „Evaluation des Systems und seiner Aktivitäten“ gehören nicht zum Kernprozess.

In der Literatur konnten weltweit 27 formale HSS identifiziert werden, von denen 18 dem internationalen Netzwerk „EuroScan“ angegliedert sind. Im Wesentlichen werden dieselben Prozessschritte angewendet, können jedoch aufgrund unterschiedlicher Strukturen und Interessen der Gesundheitssysteme methodisch variieren. In Deutschland existiert kein offizielles HSS, wenn auch das „Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information“ Mitglied bei „EuroScan“ ist und einzelne Verbände und privatwirtschaftliche Institute Innovationsprojekte betreiben. Die qualitative Befragung der deutschen Unternehmensexperten (n=8) zeigte, dass HS zum Teil nicht bekannt ist, das Verständnis davon variiert oder HS noch nicht als potenzielle Chance wahrgenommen wird. Es zeichnete sich jedoch auch der Trend ab, dass ein Bedarf aller Branchen existiert, der voraussichtlich noch steigen wird.

Diskussion: HS beinhaltet einen systematischen Prozess, der an die Gegebenheiten und Ziele eines Gesundheitssystems angepasst werden kann und international Anklang findet. Auch in Deutschland könnte HS dazu beitragen, Entscheidungsträgern und weiteren Stakeholdern frühzeitig Informationen zu verschaffen und sie bei ihren Entscheidungen zu unterstützen. So könnten Ressourcen besser und längerfristig geplant und Versorgungsstrukturen verbessert werden und Deutschland international konkurrenz- und innovationsfähig bleiben. HS sollte demnach von Gesundheitspolitikern und anderen Stakeholdern thematisiert und diskutiert werden.



Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.

Der Beitrag wurde bereits hier vorgestellt: 11th European Conference on Health Economics 2016 8. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gesundheitsökonomie 2016 17. Jahrestagung Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V. 2016