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62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

17.09. - 21.09.2017, Oldenburg

Einfluss unterschiedlicher Referenztabellen auf die Beurteilung des Wachstumsverlaufs von Kindern mit Kleinwuchs

Meeting Abstract

  • Lauren Doßow - Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Universitätskinderklinik, Magdeburg, Deutschland
  • Klaus Mohnike - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Universitätskinderklinik, Magdeburg, Deutschland
  • Ruth Gausche - Wachstumsnetzwerk CrescNet, Universitätsmedizin Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • Friedrich-Wilhelm Röhl - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institut für Biometrie und Medizinische Informatik, Magdeburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Oldenburg, 17.-21.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocAbstr. 134

doi: 10.3205/17gmds060, urn:nbn:de:0183-17gmds0604

Published: August 29, 2017

© 2017 Doßow et al.
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Text

Einleitung: Für die Beurteilung der körperlichen Entwicklung von Kindern werden in der Regel „standard deviation scores“ (SDS) benutzt, die durch Bezug auf entsprechende Referenzpopulationen eine alters- und geschlechtsunabhängige Bewertung erlauben. Referenztabellen wurden von Kromeyer-Hauschild et al. [1], in der KIGGS-Studie [2] und von Voigt et al. [3], [4] veröffentlicht.

Im Beitrag soll diskutiert werden, wie sich die Verwendung der verschiedenen Referenztabellen auf die Einstufung als „small for gestational age“ (SGA) – geborene Kinder auswirkt und welchen Einfluss dabei die Berücksichtigung der Elterngröße hat. Die seit 2003 zugelassene Therapie mit Wachstumshormon (GH) berücksichtigt neben Geburtsdaten und das Aufholwachstum auch die Elterngröße.

Material und Methode: Es wurden 946 Patienten von CrescNet zur Verfügung gestellt, für die im CrescNet nach den Referenzen von Voigt et al. bei einer Größen-/Gewichtsabweichung < 3.Perzentile die SGA-Diagnose gestellt wird. CrescNet [5] ist eine zentrale Datenbank mit installiertem Screening auf Störungen des Wachstums und der Gewichtsentwicklung. Über diese Früherkennung hinaus soll der Datenbestand benutzt werden, valide Voraussetzungen für Programme zur Prävention und Behandlung zu liefern.

In unserer Diskussion benutzen wir eine Gruppe von 726 Reifgeborene (ab 38. Schwangerschafts-woche), die als SGA-geborene Kinder eingestuft wurden.

Ergebnisse: Stellt man die Angaben aus den Referenztabellen von Kromeyer-Hauschild et al. den neueren veröffentlichten Zahlen gegenüber, so sind die Neugeboren der aktuellen Jahrgänge größer und schwerer mit weiter zunehmender Tendenz (Tabelle 1 [Tab. 1]).

Die Gewichtsdifferenz von 225g entspricht 0.45 SDS und die Differenz von 1cm Körperlänge 0.4 SDS. Danach liegt bei den 726 Kindern, die nach Voigt et al. als SGA-geboren eingestuft wurden, für 1/3 der Kinder nach Kromeyer-Hauschild kein Grund für eine SGA-Einstufung vor.

Darüber hinaus konnte festgestellt werden, dass bei über 40% der Kinder mindestens ein Elternteil als „klein“ einzustufen war, so dass der Anteil der SGA-geborenen Kinder, die unter Berücksichtigung der Elterngrößen und fehlendem spontanem Aufholwachstum als "behandlungsindiziert" einzustufen sind, noch einmal deutlich abnimmt.

Diskussion: Voigt et al. haben Referenztabellen für Frühgeborene entsprechend des Gestationsalters bereitgestellt. Mit den vorliegenden Daten lassen sich die SDS-Werte unter Annahme einer Normalverteilung berechnen. Es wäre aber wünschenswert, auch hier eine Parameterdarstellung zu erhalten, aus der SDS-Berechnung unter Berücksichtigung der Schiefe möglich sind. Es fällt auf, dass die dritten Perzentile deutlich oberhalb der aus medizinischer Sicht oft genannten Grenze von 2500g liegen.

Deshalb würden wir der Aussage der KIGGS-Studie folgen, dass die Referenzwerte von Kromeyer-Hauschild et al. weiter anwendbar sind.

Wichtig ist aber, bei Verlaufsuntersuchungen bei der gleichen Quelle zu bleiben. Das wird besonders deutlich, wenn man wie bei unserer Zielpopulation davon ausgeht, dass ein Zuwachs in der Körperlänge von > 0.5 SDS als Behandlungserfolg diskutiert wird.



Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Kromeyer-Hauschild K, Wabitsch M, Geller F, et al. Perzentilen für den Body Mass Index für das Kindes- und Jugendalter unter Heranziehung verschiedener deutscher Stichproben. Monatsschr Kinderheilkd. 2001;149:807-818.
2.
Robert Koch-Institut. Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes Referenzperzentile für anthropometrische Maßzahlen und Blutdruck aus der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KIGGS) 2003 – 2006. Anthropometrie und Blutdruck. Robert Koch-Institut; 2013.
3.
Voigt M, et al. Analyse des Neugeborenenkollektivs der Bundesrepublik Deutschland. 12. Mitteilung: Vorstellung engmaschiger Perzentilwerte (-kurven) für die Körpergröße Neugeborener. Geburtsh Frauenheilk. 2006;66:956-970.
4.
Voigt M, Rochow N, Schneider KTM, Hagenah HP, Scholz R, Hesse V, Wittwer-Backofen U, Straube S, Olbertz D. Neue Perzentilwerte für die Körpermaße neugeborener Einlinge: Ergebnisse der deutschen Perinatalerhebung der Jahre 2007-2011 unter Beteiligung aller 16 Bundesländer. Z Geburtsh Neonatol. 2014;218:210-217.
5.
CrescNet. http://crescnet.org External link