gms | German Medical Science

GMDS 2015: 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

06.09. - 09.09.2015, Krefeld

gematik meets gmds – Gesundheitstelematikinfrastruktur für die Patientenversorgung, Forschung und Lehre

Meeting Abstract

  • Paul Schmücker - Hochschule Mannheim, Mannheim, Deutschland
  • Martin Staemmler - Fachhochschule Stralsund, Stralsund, Deutschland
  • Christof Gessner - gematik Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte mbH, Berlin, Deutschland

GMDS 2015. 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Krefeld, 06.-09.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocAbstr. 205

doi: 10.3205/15gmds210, urn:nbn:de:0183-15gmds2102

Published: August 27, 2015

© 2015 Schmücker et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Die Einführung der Gesundheitstelematikinfrastruktur (GTI) und die praktische Nutzung der Elektronischen Gesundheitskarte befinden sich derzeit in zwei Testregionen Deutschlands unter der Beteiligung von 1.000 Leistungserbringern (Arztpraxen, Zahnärzte, Krankenhäuser, Physiotherapeuten etc.) in der Erprobung. In der Online-Rollout-Stufe 1 (ORS1) stehen neben dem Aufbau und dem Betrieb der Telematikinfrastruktur die Online-Prüfung und -Aktualisierung der Versichertendaten, die qualifizierte elektronische Signatur (QES) und ein sicherer Zugang zur GTI für die Leistungserbringer im Fokus [1]. Parallel zur Erprobung wird eine wissenschaftlich fundierte Begleitung und Evaluierung als integraler Bestandteil der Erprobung durchgeführt.

Während des Workshops werden Mitarbeiter der Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte mbH (gematik) über die seit der letzten gmds-Jahrestagung realisierten technischen Fortschritte zur GTI berichten. Ebenfalls wird die Konzeption der wissenschaftlichen Evaluierung vorgestellt. Weiterhin werden aktuelle Projekte zum Ausbau der GTI z. B. durch Migration von existierenden Gesundheitsdatendiensten in die GTI behandelt.

Von Seiten der gmds werden die Ergebnisse neuer Aktivitäten sowie aktueller Forschungsprojekte zur GTI (z. B. Standardisierung und Interoperabilität, Persönliche Einrichtungsübergreifende Patientenakte (PEPA)) vorgestellt. Bezüglich der Anforderungen von Telematikprojekten und sinnvollen, über die Gesetzgebung hinausgehenden Fachanwendungen ("Mehrwertdiensten") sollen die Aspekte der potentiellen Mitnutzung von Funktionen der Telematikinfrastruktur (z.B. Authentifizierung und Autorisierung, Identitäts- und Zugriffsmanagement, Datenschutz konforme Kommunikation, Signaturdienste und Beweissicherheit von Dokumenten), der Zugang zum Backend der GTI für externe Dienste, die Nutzung von Standards und Diensten für strukturierte Dokumente, Daten und Akten sowie die Rahmenbedingungen für die Mitnutzung der GTI behandelt werden.

In diesem Zusammenhang sollen auch die gmds-Empfehlungen zur Einführung der Gesundheitstelematikinfrastruktur vorgestellt werden. In diesen werden Anwendungsfelder mit einem Bezug zur GTI aufgezeigt (z.B. telemedizinische Dienste, Lösungen für die Bereiche Ambient Assisted Living, Prävention und Patientensicherheit, Einbeziehung des Patienten in den Behandlungsprozess (Patient Empowerment)), für die es sich anbietet, die GTI zu öffnen und Ihre Dienste bereitzustellen. Grundsätzlich sollte die GTI sowohl für die Patientenversorgung, Lehrtätigkeiten sowie Forschungs- und Entwicklungsvorhaben geöffnet werden. Es gibt derzeit viele Projekte und Entwicklungen (z.B. eMeldewesen, eEntlassbrief, ePflegebericht, eWundbericht, eMedikation, eForensik, Evaluations- und Forschungsvorhaben), in denen in der konkreten Umsetzung immer wieder Anforderungen wie z. B. Authentifizierung, Signierung, Datenschutz, Integration auf Netzwerk- und Anwendungsebene sowie standardisierte und interoperable Vernetzung etc. mit hohem Aufwand individuell gelöst werden müssen. Für diese Vorhaben und bestehende regionale Anwendungen und Dienste besteht die Chance, sich mit Nutzung der GTI zu einem bundesweiten, nachhaltigen Angebot zu entwickeln. Durch eine Öffnung und Mitnutzung der GTI ließen sich somit zahlreiche Optimierungspotentiale erschließen und Redundanzen bei Projektentwicklungen vermeiden.

Somit bietet die GTI den Einrichtungen des Gesundheitswesens die Chance, viele Gesundheitsdienstleistungen für den Patienten und Bürger zu unterstützen, Behandlungsprozesse zu optimieren, die Behandlungsqualität zu erhöhen und gleichzeitig Kosten zu sparen sowie neue Behandlungsformen zu realisieren. Dabei sind in einem komplexen Gesundheitssystem der Datenschutz und die IT-Sicherheit sicherzustellen sowie der Ausbau der Standardisierung und Interoperabilität zu fördern. Neben der zwingend notwendigen Öffnung der GTI für neue und innovative (Mehrwert-) Anwendungen und Dienste müssen Regelungen und Strukturen für die Nutzung und Weiterentwicklung der GTI sowie Wege zur Förderung einer verstärkten Fachkräfteausbildung gefunden werden.

Im Rahmen des Workshops ist auch geplant, ergänzende Aktivitäten zur GTI vorzustellen und zu diskutieren. Gedacht ist an das Projekt KV CONNECT der KV Telematik GmbH, eines Tochterunternehmens der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Hier stellt sich die Frage, wie KV CONNECT an die GTI angebunden werden kann. KV-Connect soll direkt aus dem jeweiligen Praxisverwaltungssystem (PVS) heraus den sicheren Datenaustausch zwischen Ärzten, Psychotherapeuten, Kassenärztlichen Vereinigungen und weiteren medizinischen Partnern, beispielsweise Krankenhäusern ermöglichen. Für verschiedene Anwendungsszenarien (z.B. Abrechnungen, Disease Management Programme (DMP) oder Arztbriefe) wurden unterschiedliche KV-Connect-Anwendungen von der KV Telematik GmbH spezifiziert und entwickelt sowie den jeweiligen Primärsystemen (Praxisverwaltungs-, Labor- oder Krankenhausinformationssystemen) kostenfrei zur Implementierung bereitgestellt.

Ein weiterer wesentlicher Punkt des Workshops ist die Vorstellung und Diskussion des Entwurfs des Gesetzes für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen (E-Health-Gesetz) [2]. In dem E-Health-Gesetz soll das weitere Vorgehen bezüglich des Auf- und Ausbaus der GTI gesetzlich geregelt werden. Zu dem Gesetzesentwurf werden verschiedene Organisationen [3] Stellung beziehen (z.B. Berufsverband Medizinischer Informatiker e.V. (BVMI), HL7 Deutschland e.V., IHE Deutschland e.V., Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. (TMF), gmds [4], Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), gematik etc.). Damit wird eine ausführliche Diskussion über Chancen und Grenzen der GTI ermöglicht.

Ziel des Workshops ist es, die Fortschritte zur GTI seit der letzten gmds-Jahrestagung und die weiteren Planungen vorzustellen sowie die Anforderungen der Patientenversorgung, Wissenschaft und Lehre zu diskutieren.


Literatur

1.
Online-Rollout-Stufe 1 (ORS1) der Gesundheitstelematikinfrastruktur. Verfügbar unter: https://www.gematik.de/cms/de/spezifikation/release_1_4_ors1/release_1_4.jsp External link
2.
Referentenentwurf eines Gesetzes für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen. Verfügbar unter: http://www.computerundrecht.de/e-health-gesetz.pdf External link
3.
Gemeinsame Stellungnahme zum Referentenentwurf eines Gesetzes für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen (E-Health-Gesetz) und den darin vorgesehenen Regelungen zur Interoperabilität im Gesundheitswesen von dem Arbeitskreis der Leiter der Klinischen Rechenzentren der Universitätskliniken Deutschlands (ALKRZ), dem Berufsverband Medizinischer Informatiker (BVMI) e. V., dem Bundesverband Gesundheits-IT e.V. (bvitg), der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS) e. V., HL7 Deutschland e. V., IHE Deutschland e. V., dem Medizinischer Fakultätentag der Bundesrepublik Deutschland e. V. (MFT), der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e. V. (TMF) und dem Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) e. V. Verfügbar unter: http://www.gmds.de/pdf/publikationen/stellungnahmen/150210_ehealth-gesetz_interoperabilitaet.pdf External link
4.
Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS) zum Referentenentwurf eines Gesetzes für digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen. Verfügbar unter: http://www.gmds.de/pdf/publikationen/stellungnahmen/150210_Stellungnahme_GMDS_2015_02_10_final.pdf External link