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GMDS 2015: 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

06.09. - 09.09.2015, Krefeld

Veröffentlichung der Ergebnisqualität von Perinatalzentren

Meeting Abstract

  • Teresa Thomas - AQUA-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen, Göttingen, Deutschland
  • Tobias Herrmann - AQUA-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen, Göttingen, Deutschland
  • Stefanie Konheiser - AQUA-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen, Göttingen, Deutschland
  • Günther Heller - AQUA-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen, Göttingen, Deutschland
  • Stefanie Erckenbrecht - AQUA-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen, Göttingen, Deutschland
  • Björn Broge - AQUA-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen, Göttingen, Deutschland
  • Joachim Szecsenyi - AQUA-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen, Göttingen, Deutschland

GMDS 2015. 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Krefeld, 06.-09.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocAbstr. 141

doi: 10.3205/15gmds203, urn:nbn:de:0183-15gmds2031

Published: August 27, 2015

© 2015 Thomas et al.
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Text

Einleitung: Die adäquate Versorgung von Früh- und Neugeborenen mit sehr niedrigem Geburtsgewicht (VLBW) steht seit Langem im Blickpunkt der Versorgungsforschung und -politik. So waren die regelhaft an der Versorgung teilnehmenden Perinatalzentren bereits verpflichtet, ihre Ergebnisqualität der vergangenen 5 Jahre in Anlehnung an die Daten der Neonatalerhebung auf ihrer eigenen Webseite zu veröffentlichen. 2011 wurde das AQUA-Institut beauftragt, diese Daten aufzubereiten und eine laienverständliche, webbasierte Ergebnisdarstellung zu entwickeln [1]. Fragestellung: Ziel des Verfahrens ist es, die Ergebnisqualität von Krankenhäusern, die Früh- und Neugeborene mit sehr niedrigem Geburtsgewicht versorgen (sog. Level-1- und Level-2-Perinatalzentren), laienverständlich für ein öffentliches Internetportal aufzubereiten und so die Qualität der Leistungen transparent und risikoadjustiert darzustellen.

Um eine möglichst vollzählige, vollständige und valide Datengrundlage zu gewährleisten, werden die verwendeten QS-Daten mit Hilfe von stationären Abrechnungsdaten nach § 21 KHEntgG abgeglichen [2]. Darüber hinaus werden aktuell weitere methodische Schwierigkeiten, wie eine angemessene Berücksichtigung verlegter Frühgeborener, analysiert, um sie in der Datengrundlage entsprechend zu berücksichtigen.

Material und Methoden: Als Datengrundlage werden die Dokumentationsdaten der Perinatalzentren verwendet, die diese im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen externen stationären Qualitätssicherung erheben. Hierbei werden jeweils die Daten der vorangegangenen fünf Jahre übermittelt.

Die Qualitätsinformationen „Risikoadjustierte Fallzahl“, Überleben von Frühgeborenen“ sowie „Überleben von Frühgeborenen ohne schwere Erkrankung“ werden risikoadjustiert ausgewiesen, um vergleichbare Ergebnisse zu erzielen und unterschiedliche Risikoprofile der Krankenhäuser auszugleichen. Hierzu werden logistische Regressionen durchgeführt.

Parallel zur Datenaufbereitung wird ein Abgleich der Vollzähligkeit mit externen Abrechnungsdaten nach §21 KHEntgG durchgeführt. Hintergrund dieser Prüfung ist die Erkenntnis, dass Sterbefälle in den Neonataldaten der externen stationären Qualitätssicherung unzureichend repräsentiert sind [2]. Sterbefälle, die nur in einem Datensatz eindeutig identifiziert wurden, werden im Rahmen eines Validierungsverfahrens vor Ort geprüft.

Ergebnisse: Im Jahr 2015 wurde zum zweiten Mal Ergebnisse von nunmehr 175 freiwillig teilnehmenden Kliniken veröffentlicht, die auf http://www.perinatalzentren.org/ einzusehen sind. Weiterhin sind seit diesem Jahr alle Level-1- und Level-2-Perinatalzentren verpflichtet, Ihre Ergebnisdaten zentral veröffentlichen zu lassen.

Zudem bestätigte sich in den Analysen die bekannte Unterdokumentation von Sterbefällen in den Neonataldaten (2), deren Gründe mit Hilfe eines Validierungsverfahrens nachverfolgt werden sollen. Die Ergänzung der zusätzlich identifizierten Sterbefälle stellt eine wichtige methodische Verbesserung bei der Veröffentlichung der Ergebnisqualität dar.

Diskussion: Das dargestellte Vorgehen kann in mehrfacher Hinsicht als ein Meilenstein der Qualitätssicherung und Qualitätsdarstellung angesehen werden. Die Webseite ist das erste gesetzlich verankerte Projekt, welches die Ergebnisqualität eines Versorgungsbereichs, spezifisch für Laien und Fachexperten aufbereitet, auf Basis von Daten der externen stationären Qualitätssicherung transparent darlegt. Durch die Betrachtung der vergangenen 5 Jahre wird eine hohe Diskriminationsfähigkeit sichergestellt. Weiterhin hat sich gezeigt, dass Abrechnungsdaten unabdingbar zur Validierung sind, um die Vollständigkeit der Sterbefälle und somit valide und reliable Qualitätsinformationen zu gewährleisten [3], [4].

Kritisch anzumerken ist jedoch, dass in den bisherigen Qualitätsdarstellungen nicht das Verlegungsgeschehen abgebildet wird. Die Verknüpfung von Fällen wird derzeit erprobt und soll zukünftig bei den Analysen berücksichtigt werden.

Die Webseite http://www.perinatalzentren.org/ ist seit Ende Februar 2014 online und wird jährlich aktualisiert. Verschiedene Zielgruppen, wie werdende Eltern, können aktuell auf dieser Webseite die Ergebnisse von 175 Perinatalzentren miteinander vergleichen und diese für eine informierte Entscheidung bei der Wahl einer Klinik nutzen. Ab Dezember 2015 ist die Behandlungsqualität aller Perinatalzentren in Deutschland auf der Webseite abrufbar.


Literatur

1.
AQUA-Institut. Bericht zur Umsetzung der „Phase B“ gemäß dem Anhang zu Anlage 1 der Vereinbarung des G-BA über Maßnahmen zur Qualitätssicherung der Versorgung von Früh- und Neugeborenen (Qneu-RL) (NICU). Stand: 19. April 2012. 2012.
2.
Hummler HD, Poets C. Mortalität sehr unreifer Frühgeborener - Erhebliche Diskrepanz zwischen Neonatalerhebung und amtlicher Geburten-/Sterbestatistik. Z Geburtshilfe Neonatol. 2011;215(01):10,17.
3.
Heller G. Ermittlung der klinikspezifischen Ergebnisqualität der Behandlung von Früh- und Neugeborenen mit sehr niedrigem Geburtsgewicht (VLBWs) auf der Basis von Routinedaten. In: Klauber J, Geraedts M, Friedrich J, Wasem J, eds. Krankenhaus-Report 2011. Schwerpunkt: Qualität durch Wettbewerb. Stuttgart: Schattauer; 2011. S. 39-47.
4.
Schnell R, Bachteler T, Reiher J. MTB: Ein Record-Linkage-Programm für die empirische Sozialforschung. ZA-Information. 2005;56:93-103.