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GMDS 2015: 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

06.09. - 09.09.2015, Krefeld

Hospital Standardised Mortality Ratio (HSMR) – krankenhausspezifische Mortalitäts-Ratios in Deutschland differenziert nach Bundesländern für den Zeitraum 2005 bis 2012

Meeting Abstract

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  • Silke Knorr - Hochschule Niederrhein, Krefeld, Deutschland
  • Saskia Drösler - Hochschule Niederrhein, Krefeld, Deutschland
  • Maria Weyermann - Hochschule Niederrhein, Krefeld, Deutschland

GMDS 2015. 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Krefeld, 06.-09.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocAbstr. 132

doi: 10.3205/15gmds180, urn:nbn:de:0183-15gmds1803

Published: August 27, 2015

© 2015 Knorr et al.
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Einleitung: Die Hospital Standardized Mortality Ratio (HSMR) wird in verschiedenen Ländern wie Kanada [1], England [2] und den Niederlanden [3] als Qualitätsindikator für Krankenhäuser eingesetzt, ist jedoch gleichzeitig äußerst umstritten [4]. Ziel der Untersuchung ist es die HSMR im Zeitverlauf von 2005 bis 2012 für alle deutschen Krankenhäuser zu berechnen und für die einzelnen Bundesländer darzustellen.

Material und Methoden: Die Analysen erfolgten anhand der vollständigen Abrechnungsdaten der Krankenhäuser nach §21 KHEntgG der Jahre 2005 (16 Mio. Datensätze) bis 2012 (18 Mio. Datensätze), welche mittels kontrollierter Datenfernabfrage über das Forschungsdatenzentrum des statistischen Bundesamtes genutzt werden können.

Die HSMR wurde in Anlehnung an die vom Canadian Institute for Health Information (CIHI) verwendete Methode ermittelt [5]. In die Analysen eingeschlossen wurden Krankenhausfälle im Alter von 0 bis 120 Jahren, mit Wohnsitz in Deutschland und mit einer Verweildauer von 1 bis 365 Tagen, welche als Elektiv- oder Notfall ins Krankenhaus aufgenommen wurden und das Krankenhaus nicht gegen medizinischen Rat verlassen haben. Palliativmedizinisch versorgte Fälle, Neugeborene, sowie Fälle mit anoxischer Hirnschädigung wurden aus den Analysen ausgeschlossen.

Innerhalb dieser Fallmenge wurden die Hauptdiagnosegruppen (als ICD-Dreisteller) für die weitere Analyse berücksichtigt, welche im jeweiligen Datenjahr für 80% der Todesfälle im Krankenhaus verantwortlich waren. Dies waren 63 (2005) bis 67 (2012) und im gesamten Zeitraum 75 verschiedene Hauptdiagnosegruppen. Um eine über den betrachteten Zeitraum vergleichbare Fallmenge zu erhalten, wurden in jedem Datenjahr Fälle mit diesen 75 Hauptdiagnosen einbezogen. Anhand der so verbleibenden 5,4 Mio. (2005) bis 6,0 Mio. (2012) Datensätze wurde dann mittels logistischer Regression pro Jahr das Mortalitätsrisiko im Krankenhaus berechnet. Als unabhängige Variablen wurden die Merkmale Alter, Geschlecht, Verlegungsstatus, Verweildauer, Aufnahmekategorie, Hauptdiagnosegruppe und Komorbidität nach Elixhauser-Index [6] berücksichtigt. Anhand der erwarteten Sterbewahrscheinlichkeit pro Fall wurde anschließend auf Krankenhausebene die HSMR als [(Anzahl beobachteter Todesfälle / Anzahl erwarteter Todesfälle)×100] mit zugehörigem 95%-Konfidenz-Intervall berechnet.

Ergebnisse: Die Anzahl der Krankenhäuser mit einer HSMR größer null (d.h. Anzahl Verstorbener größer null) lag zwischen 1542 im Jahr 2005 und 1377 im Jahr 2012. Für den gesamten Zeitraum wurde eine deutliche Streuung der HSMR beobachtet (Median [1.Perzentil – 99. Perzentil], 2005: 101 [17-204]; 2012: 98 [17-189]).

In den Bundesländern war der Anteil der Krankenhäuser mit auffälligen HSMR-Werten (statistisch signifikant kleiner bzw. größer 100) deutlich unterschiedlich. Während deutschlandweit zwischen 25,6% (2012) und 29,9% (2006) der Krankenhäuser einen statistisch signifikant höheren HSMR-Wert als 100 hatten (d.h. mehr beobachtete Todesfälle als erwartet), lag dieser Anteil für sechs Bundesländer für den gesamten Zeitraum über diesem Durchschnitt (2012: 35,6% in Niedersachsen, 40% in Bremen, 34,6% in NRW, 35,5% in Mecklemburg-Vorpommern, 27,7% in Sachsen und 41,0% in Sachsen-Anhalt).

Der Anteil der Krankenhäuser mit einer HSMR statistisch signifikant kleiner als 100 (d.h. weniger beobachtete Todesfälle als erwartet) lag deutschlandweit zwischen 25,4% (2005) und 30,4% (2012). Überdurchschnittlich viele Krankenhäuser in dieser Kategorie gab es im überwiegenden bzw. gesamten Zeitraum in Schleswig-Holstein (23,4%-42,9%), in Hessen (27,7% bis 37,4%), in Baden-Württemberg (32,1% - 40,2%), in Bayern (28,8% - 43,8%), in Berlin (31,6% - 50,0%) und ab 2006 in Thüringen (35,0% - 52,6%).

Diskussion: Die HSMR-Werte für deutsche Krankenhäuser zeigen für den gesamten Zeitraum eine große Streuung und auf Bundeslandebene eine deutlich unterschiedliche Verteilung. Weitere Untersuchungen sollten zeigen, in wie weit diese Variabilität durch Krankenhausstrukturmerkmale erklärbar ist und ob die HSMR mit anderen Qualitätsindikatoren der Krankenhäuser in Zusammenhang steht.


Literatur

1.
Wen E, Sandoval C, Zelmer J, Webster G. Understanding and using the hospital standardized mortality ratio in Canada: challenges and opportunities. Healthc Pap. 2008; 8: 26-36.
2.
Dr. Foster Intelligence. My Hospital Guide 2013. [online] verfügbar unter http://myhospitalguide.drfosterintelligence.co.uk/#/mortality External link
3.
Jarman B, Pieter D, van der Veen AA, et al. The hospital standardised mortality ratio: a powerful tool for Dutch hospitals to assess their quality of care? Qual Saf Health Care. 2010; 19: 9-13.
4.
Lilford R, Pronovost P. Using hospital mortality rates to judge hospital performance: a bad idea that just won`t go away. BMJ. 2010; 340:c2016.
5.
Canadian Institute for Health Information. Technical Notes - Hospital Standardized Mortality Ratio (HSMR) – Updated September 2014. [online] verfügbar unter http://www.cihi.ca/CIHI-ext-portal/pdf/internet/HSMR_TECH_NOTES_EN External link
6.
Van Walraven C, Austin PC, Jennings A, Quan H, Forster AJ. A modification of the Elixhauser comorbidity measures into a point system for hospital death using administrative data. Med Care. 2009; 47:626-33.