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GMDS 2015: 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

06.09. - 09.09.2015, Krefeld

Effekte informeller Pflegeleistungen auf Arbeitsunfähigkeitstage: Eine empirische Analyse auf Basis von GKV-Routinedaten

Meeting Abstract

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  • Magdalena Stroka - RWI Essen, Ruhr-Universität Bochum, Deutschland
  • Roland Linder - WINEG, Hamburg, Deutschland

GMDS 2015. 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Krefeld, 06.-09.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocAbstr. 095

doi: 10.3205/15gmds171, urn:nbn:de:0183-15gmds1712

Published: August 27, 2015

© 2015 Stroka et al.
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Der demographische Wandel und die damit einhergehende Alterung der Gesellschaft sowie Reduktion der Erwerbsbevölkerung stellen große gesellschaftliche Herausforderungen dar, die es künftig zu bewältigen gilt. Zur Abschwächung der Folgen des demographischen Wandels wird u.a. auf eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen abgezielt – gleichzeitig wird jedoch der Bedarf an familiärer Pflege aufgrund der zunehmenden Alterung der Gesellschaft weiter steigen. Es stellt sich daher die Frage, inwiefern sich Erwerbsbeteiligung und informelle Pflege miteinander vereinbaren lassen. Ziel dieser Untersuchung ist die Analyse der Effekte der Erbringung informeller Pflegeleistungen auf gesundheitsbezogene Arbeitsmarktgrößen in Form von Arbeitsunfähigkeitstagen.

Während als eindeutig belegt gilt, dass die informelle Pflege durch Angehörige die in Deutschland am weitesten verbreitete Pflegeform darstellt [1] und diese in erster Linie von Frauen erbracht wird [2], besteht in der existierenden Literatur kein Konsens über die Auswirkungen der Erbringung derartiger Pflegeleistungen auf die Arbeitsmarktpartizipation und Gesundheit. Die Ergebnisse in der existierenden Literatur weisen zwar überwiegend auf negative Effekte der Pflege sowohl auf das Arbeitsangebot und die Gesundheit hin, die Größe der festgestellten Effekte variiert jedoch erheblich (siehe u.a. [3], [4], [5]. Zudem gibt es bisher keine Evidenz zu gesundheitsbezogenen Arbeitsmarktgrößen wie den Arbeitsunfähigkeitstagen.

Unter Rückgriff auf Routinedaten Deutschlands größter Krankenkasse (Techniker Krankenkasse) wird die zugrundeliegende Fragestellung erstmalig untersucht. Der Analyse steht ein Paneldatensatz für die Jahre 2007-2009 mit ca. 16 Mio. Beobachtungen zur Verfügung. Zur Identifikation des Einflusses der Erbringung informeller Pflegeleistungen auf die Arbeitsunfähigkeitstage der Pflegenden werden lineare Modelle geschätzt, in denen für zeitinvariate Heterogenität kontrolliert wird.

Die Ergebnisse zeigen, dass ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen der Erbringung informeller Pflegeleistungen und der Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage besteht. Die Ergebnisse suggerieren somit, dass informelle Pflegeleistungen sowohl mit negativen Gesundheits- als auch Arbeitsmarkteffekten einhergehen.


Literatur

1.
Statistisches Bundesamt. Pflegestatistik 2011 – Pflege im Rahmen der Pflegeversiche-rung Deutschlandergebnisse. Wiesbaden; 2013.
2.
Miller B, Cafasso L. Gender differences in caregiving: fact or artifact? The Gerontologist. 1992;32:498–507.
3.
Ciani E. Informal adult care and caregivers’ employment in Europe. Labour Economics. 2012;19:155–164.
4.
Meng A. Informal home care and labor force participation of household members. Empirical Economics. 2013;44:959-979.
5.
Schmitz HM, Stroka M. Health and the double burden of full-time work and informal care provision — Evidence from administrative data. Labour Economics. 2013;24:305-322.