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GMDS 2015: 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

06.09. - 09.09.2015, Krefeld

Nicht-adjustierte indirekte Vergleiche in der Nutzenbewertung – Untersuchung und Vergleich verschiedener Methoden

Meeting Abstract

  • Sarah Kühnast - Fakultät Statistik, Technische Universität Dortmund, Deutschland
  • Julia Schiffner-Rohe - Pfizer Deutschland GmbH, Berlin, Deutschland
  • Jörg Rahnenführer - Fakultät Statistik, Technische Universität Dortmund, Deutschland
  • Friedhelm Leverkus - Pfizer Deutschland GmbH, Berlin, Deutschland

GMDS 2015. 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Krefeld, 06.-09.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocAbstr. 126

doi: 10.3205/15gmds114, urn:nbn:de:0183-15gmds1143

Published: August 27, 2015

© 2015 Kühnast et al.
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Text

Einleitung: Mit der Einführung des Arzneimittelneuordnungsgesetzes (AMNOG) im Jahr 2011 sind pharmazeutische Unternehmen (pU) aufgefordert, den Zusatznutzen eines neuen Arzneimittels (AM) gegenüber einer vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) festgelegten zweckmäßigen Vergleichstherapie (zVT) in einem Dossier zur Nutzenbewertung darzustellen.

Nicht selten liegen dem Unternehmen aber keine direkt vergleichenden Studien vor, um dieser Forderung nachzukommen. In diesem Fall sieht das AMNOG vor, dass der pU indirekte Vergleiche vorlegen kann, um das Ausmaß des Zusatznutzens beziffern zu können.

Ziel der Untersuchung ist die Überprüfung der Anwendbarkeit vorhandener Methoden in verschiedenen im Rahmen der Nutzenbewertung auftretenden Situationen.

Material und Methoden: Ausgangspunkt der Analyse bildet eine allgemeine Literaturrecherche zu Methoden indirekter Vergleiche. Darüber hinaus werden die bisher in Nutzendossiers vorgelegten indirekten Vergleiche hinsichtlich der verwandten Methodik analysiert.

Im Rahmen von Simulationsstudien werden adjustierte indirekte Vergleiche (z.B. nach Bucher [1]) und alternative Ansätze, wie z.B. Matching-Adjusted Indirect Comparison (MAIC) [2], bezüglich ihrer Eigenschaften unter verschiedensten Voraussetzungen überprüft und verglichen.

Hierbei werden v.a. Situationen untersucht, in denen die Konsistenzannahme an die zu vergleichenden Studien in unterschiedlichem Ausmaß verletzt ist.

Abschließend erfolgt eine Anwendung der Verfahren auf drei im Rahmen der Nutzenbewertung typische Situationen.

Ergebnisse: Adjustierte indirekte Vergleiche gelten als „State of the Art“. Diese sind aufgrund ihrer Voraussetzungen jedoch häufig gar nicht anwendbar. Gründe dafür sind meist mangelnde Vergleichbarkeit der Studien, z.B. hinsichtlich Brückenkomparator (Dosierung, Dosierungsschema,…), Studienpopulation (Dauer der Erkrankung, Anteil Vorbehandelter, …) und Studiendesign (Behandlungsdauer, Formulierung der Substanzen,…).

Darüber hinaus gibt es jedoch auch zahlreiche Situationen (z.B. fehlender gemeinsamer Brückenkomparator, unterschiedliche Vorbehandlung der Studienpopulationen der Therapiearme, einarmige Studiendesigns der Testsubstanzen,…) in denen ein adjustierter indirekter Vergleich selbst faktisch nicht möglich wäre. Alternative Ansätze für diese Situationen können verzerrt sein, da sie eine Randomisierung der Studien ganz oder teilweise aufbrechen. Folglich wurden sie bislang in den Dossierbewertungen nicht berücksichtigt. Untersuchungen der Robustheit dieser Schätzverfahren sollen dazu dienen, die mögliche Verzerrung abzuschätzen.

Diskussion: Indirekte Vergleiche setzen eine Reihe von Anforderungen voraus, um valide Aussagen ableiten zu können. Die Voraussetzungen für einen adjustierten indirekten Vergleich sind häufig nicht gegeben, da entsprechend erforderliche Studien und/oder Publikationen nicht verfügbar sind. Für das Fortschreiten des Nutzenbewertungsprozesses ist es jedoch wünschenswert, dass Alternativen zur Bezifferung des Ausmaßes des Zusatznutzens zur Verfügung stehen.


Literatur

1.
Bucher HC, Guyatt GH, Griffith LE, Walter SD. The results of direct and indirect treatment comparisons in meta-analysis of randomized controlled trials. J Clin Epidemiol. 1997; 50(6): 683-691.
2.
Signorovitch J, Haim Erder M, Xie J, Sikirica V, Lu M, Hodgkins PS, et al. Comparative effectiveness research using matching-adjusted indirect comparison: an application to treatment with guanfacine extended release or atomoxetine in children with attention-deficit/hyperactivity disorder and comorbid oppositional defiant disorder. Pharmacoepidemiology and Drug Safety. 2012; 21(S2): 130-137.