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GMDS 2015: 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

06.09. - 09.09.2015, Krefeld

Konzept für ein Informationsportal zur IT in der klinischen Forschung

Meeting Abstract

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  • Johannes Drepper - TMF - Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V., Berlin, Deutschland
  • Antje Schütt - TMF - Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V., Berlin, Deutschland
  • Josef Schepers - TMF - Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V., Berlin, Deutschland

GMDS 2015. 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Krefeld, 06.-09.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocAbstr. 225

doi: 10.3205/15gmds065, urn:nbn:de:0183-15gmds0658

Published: August 27, 2015

© 2015 Drepper et al.
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Text

Einleitung: Aktuelle klinische Forschung wird häufig in Form von Verbundforschungsprojekten wie beispielsweise den Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung durchgeführt. Für diese Art der Verbundforschung, insbesondere auch bei Berücksichtigung der neuen Herausforderungen einer zunehmend stratifizierten Medizin, sind komplexe IT-Infrastrukturen eine unabdingbare Voraussetzung. Für die Planung und den Aufbau entsprechender Infrastrukturen ist umfangreiches Know-how zur Erstellung von IT-Konzepten, zur Nutzung unterschiedlicher Tools sowie zur Etablierung der notwendigen organisatorischen und Berücksichtigung der rechtlichen Rahmenbedingungen notwendig [1].

Neben anderen Organisationen (z.B. KKS-Netzwerk [2]) kümmert sich die TMF um den Informationsaustausch und den Know-how-Transfer sowie die Etablierung von Standards in der vernetzten medizinischen Forschung. Hierzu gehört auch die Thematik der IT-Infrastrukturen in der klinischen Forschung, die auch in der zugehörigen Arbeitsgruppe IT-Infrastruktur und Qualitätsmanagement der TMF [3] aufgegriffen wird. Darüber hinaus hat die TMF umfangreiche Erfahrungen mit IT-Projekten und der nachhaltigen Bereitstellung der zugehörigen Ergebnisse bzw. entsprechender Produkte gesammelt. Zu diesen Produkten gehören Konzepte, Tools und Services [4].

In den letzten Jahren ist klar geworden, dass die bisherige Form des Austauschs und der Präsentation von Lösungen nicht zu einer vollständigen Transparenz der Unterstützungsangebote in diesem Bereich geführt hat. Insbesondere wurden bisher 1.) in der Produktliste der TMF kaum extern entwickelte Lösungen aufgeführt, 2.) wenig Informationen über die Verwendung der Produkte und der damit gemachten Erfahrungen gesammelt und es sind 3.) nach wie vor selbst in der TMF-Mitgliedschaft zu viele der vorhandenen Informations –und Unterstützungsangebote unbekannt.

Im Rahmen des vom BMBF geförderten Projekts MethInfraNet (Maßnahmen zur methodischen und infrastrukturellen Vernetzung für Qualitäts- und Effizienzsteigerung in der medizinischen Forschung, FKZ: 01GI1003) werden mehrere Maßnahmen umgesetzt, die die dargestellte Problematik adressieren. Hierzu gehört auch die Konzeption und der Aufbau einer webbasierten Informationsplattform, die 1.) offen für die Präsentation externer Angebote sein, 2.) die die Bereitstellung von Bewertungen und Erfahrungsberichten zur Verwendung der Tools und Lösungen unterstützen und 3.) eine besser auffindbare, übersichtlichere und verständlichere Präsentation der Angebote ermöglichen soll.

Material und Methoden: Neben der Geschäftsstelle der TMF wurden auch verschiedene Arbeitsgruppen der TMF und eine externe Firma in die Erstellung des Konzepts eingebunden. Nach der Erstellung eines Grobkonzepts von Mitarbeitern der TMF-Geschäftsstelle wurde dieses zunächst in der Arbeitsgruppe IT-Infrastruktur und Qualitätsmanagement (AG IT-QM) vorgestellt und diskutiert. Zeitgleich wurde eine im Bereich der Wissenschaftskommunikation ausgewiesene externe Agentur (http://3pc.de/) ausgesucht und eingebunden, die die weitere Konzepterstellung methodisch und hinsichtlich der späteren Präsentationsform sowie der notwendigen Funktionalität der angestrebten Web-Plattform begleitet hat.

Auf der Basis des ersten Grobkonzepts und der Diskussionsergebnisse der AG IT-QM wurden verschiedene Adressatenkreise des zu konzipierenden Angebots bestimmt. Mit jeweils zwei ausgesuchten Vertretern dieser Adressatenkreise wurden vorstrukturierte Telefon-Interviews geführt, deren Ergebnisse in die Planung von zwei Konzeptionsworkshops mit Vertretern verschiedener TMF-Arbeitsgruppen sowie der Geschäftsstelle einflossen. Im ersten Workshop wurden die vier Hauptzielgruppen und ihre Anforderungen genauer beschrieben und in so genannten „Personas“ [[5], S. 75ff] zusammengefasst. Diese bildeten die Grundlage für die Beschreibung von User-Szenarios und die Ausarbeitung der Anforderungsanalyse im zweiten Konzeptionsworkshop.

Aufbauend auf der Analyse der Nutzeranforderungen entwickelte die Agentur in enger Zusammenarbeit mit der TMF-Geschäftsstelle ein Navigationskonzept und die Beschreibung der wichtigsten Funktionen und Features des geplanten Informationsangebots. Einzelne zentrale Nutzerinteraktionen wurden beispielhaft in skizzenhafter Form (Wireframes) beschrieben und festgehalten.

Ergebnisse: Ein wichtiges Ergebnis der konzeptuellen Vorarbeiten ist die notwendige Adressierung unterschiedlicher Zielgruppen eines solchen Informationsportals mit sehr unterschiedlichen Anforderungen. Hierzu gehören neben den IT-Verantwortlichen in den Forschungseinrichtungen und deren Mitarbeitern auch die für die inhaltliche Ausrichtung klinischer Forschungsprojekte verantwortlichen Wissenschaftler, die Koordinatoren von Forschungseinrichtungen und verbünden sowie Mitarbeiter von Förderorganisationen und Projektträgern. Diese Personengruppen verfügen über unterschiedliches Vorwissen, nutzen eine z.T. jeweils andere Terminologie und haben entsprechend auch unterschiedliche Informations- und Mitteilungsbedürfnisse.

Für die verschiedenen Adressatengruppen wurden jeweils passende und alternativ nutzbare Zugangs- und Strukturierungsangebote identifiziert. So wird neben einer Darstellung des Informationsangebots entlang typischer Projektphasen auch ein Einstieg über verschiedene Themen angeboten, die sich an der Themenstruktur des jährlichen IT-Reports der TMF [1] orientieren.

Darüber hinaus wurde deutlich, dass Transparenz darüber notwendig ist, wie und von wem die präsentierten Informationen ausgewählt und bewertet werden. Zudem sind für viele Anwender auch Informationen darüber wichtig, in welchen Projekten bestimmte Werkzeuge bereits eingesetzt werden. Auch möchten Nutzer des Portals mit Anwendern bestehender Werkzeuge in Kontakt treten können. Ein Auswahl- und Bewertungssystem muss zudem von repräsentativ aufgestellten und nach klaren Regeln demokratisch verfassten Gremien getragen werden.

Die TMF plant, bei ihren Mitgliedern eine jährliche Abfrage zur Nutzung der Lösungen durchzuführen und den Rücklauf in das Portal einzuspielen. IT-Werkzeuge, die das gleiche Problem adressieren, sollen mit einer Matrix versehen werden, die Vergleichbarkeit über die jeweiligen Features schafft.

Diskussion: Zur IT-Unterstützung klinischer Forschung gibt es heute eine ganze Reihe unterschiedlicher Informationsangebote. Die Verteiltheit, mangelnde Strukturierung, unklare Verantwortlichkeiten und eine z.T. einseitige Ausrichtung verringern den Nutzen solcher Angebote für viele Anwender erheblich. Eine zentrale Frage bei der Planung und dem Aufbau eines solchen Angebots sollte die nach der langfristigen Pflege und Aktualisierung der Informationen sein. Erfahrungsgemäß wird ein solchermaßen spezialisiertes Informationsangebot nicht dauerhaft allein mit Hilfe freiwilliger und unmoderierter Unterstützung seitens der Nutzer aktuell gehalten werden können. Zudem ist zu fragen, welche repräsentativen und erfahrenen Gremien auf neutraler Basis dauerhaft für die Auswahl und Bewertung des Informationsangebots zur Verfügung stehen. Auch wenn es einige andere z.T. aber auch anders spezialisierte Informationsangebote für die medizinische Forschung gibt [z.B. [6], [7], [8], [9]], so fehlt doch gerade zu diesem Punkt noch die nötige Erfahrung. Ein Gradmesser für die Güte des hier vorgestellten Konzepts wird daher sein, inwiefern es mit der anstehenden Implementierung gelingt, ein dauerhaft aktuelles und für die genannten Zielgruppen hilfreiches Informationsangebot zu etablieren. Neben den für eine permanente Optimierung notwendigen Nutzungsstatistiken und Feedback-Möglichkeiten wird hierfür auch eine dauerhafte und vertrauenswürdige Moderation und Begleitung durch eine neutrale Organisation sowie die Einbindung der notwendigen fachlichen Expertise eine zentrale Voraussetzung sein.

Zusätzlich ist eine Verzahnung des aufzubauenden Informationsportals mit der Arbeit des IT-Reviewing-Boards der TMF geplant, welches jährlich Sachstandsberichte zur IT in der patientenorientierten Forschung erstellt und daraus Handlungsempfehlungen ableitet [1]. Neue Themen, die das Reviewing Board identifiziert, sollen im Portal adressiert werden, zugleich wird die jährliche Abfrage zur Nutzung der Werkzeuge auch eine Datenbasis für den Bericht sein.


Literatur

1.
Drepper J, Semler SC, Hrsg. IT-Infrastrukturen in der patientenorientierten Forschung. Aktueller Stand und Handlungsbedarf – 2014. Verfasst und vorgelegt vom IT-Reviewing-Board der TMF. Berlin: AKA; 2015.
2.
KKS-Netzwerk. http://www.kks-netzwerk.de (zuletzt besucht: 2015-03-29) External link
3.
Arbeitsgruppe IT-Infrastruktur und Qualitätsmanagement der TMF. https://www.tmf-ev.de/Arbeitsgruppen_Foren/AGITQM.aspx (zuletzt besucht: 2015-03-29) External link
4.
Produktliste der TMF. http://www.tmf-ev.de/produkte (zuletzt besucht: 2015-03-29) External link
5.
Cooper A, Reimann R, Cronin D. About Face 3: The Essentials of Interaction Design. Wiley Publishing Inc; 2007.
6.
MOSAIC. Open-Source-Werkzeuge für zentrales Datenmanagement in der epidemiologischen Forschung. https://mosaic-greifswald.de (zuletzt besucht: 2015-03-29) External link
7.
Harvard Catalyst. Website des Harvard Clinical and Translational Science Center. http://catalyst.harvard.edu (zuletzt besucht: 2015-03-29) External link
8.
Deutsches Biobanken-Register. http://www.biobanken.de (zuletzt besucht: 2015-03-29) External link
9.
Medical Data Models. https://medical-data-models.org (zuletzt besucht: 2015-03-29) External link