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GMDS 2015: 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

06.09. - 09.09.2015, Krefeld

Einsatz von E-Learning zur Schulung und Unterweisung von Klinikpersonal

Meeting Abstract

  • Stefan Franz - Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der Technischen Universität Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Marianne Behrends - Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der Technischen Universität Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Claudia Haack - Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Michael Marschollek - Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der Technischen Universität Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland

GMDS 2015. 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Krefeld, 06.-09.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocAbstr. 114

doi: 10.3205/15gmds061, urn:nbn:de:0183-15gmds0612

Published: August 27, 2015

© 2015 Franz et al.
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Text

Einleitung: Innerhalb eines modernen Universitätsklinikums gibt es für alle Beschäftigen einen hohen Bedarf an Weiterbildungs- und Unterweisungsangeboten. Schulungen zur Verwendung von Medizinprodukten sind ebenso gesetzlich vorgeschrieben wie Unterweisungen z.B. zum Datenschutz, zur Arbeitssicherheit und zu Hygiene-Vorschriften. Um diese Unterweisungen und Schulungen für die Beschäftigten flexibel anzubieten ist der Einsatz von E-Learning sinnvoll [1], [2], [3]. Durch die Bereitstellung von Lerninhalten über das Internet können die Beschäftigten ihre Lernphasen individuell planen, was insbesondere Personen, die im Schichtdienst arbeiten, oft erst die Möglichkeit bietet, sich weiterzubilden. Darüber hinaus bietet E-Learning für das Krankenhausmanagement die Möglichkeit das Lernverhalten der Beschäftigten zu erfassen und auszuwerten, um dadurch den gesetzlichen Anforderungen der Unterweisungen gerecht zu werden.

Das Ziel dieses Beitrags ist es, die Einführung einer E-Learning-Plattform als zentrale Weiterbildungsplattform der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) zu beschreiben. Die MHH ist ein Universitätsklinikum mit 7.607 Beschäftigten und 3.282 Studierenden (Stand 2013).

Material und Methoden: Um unterschiedlichen Anforderungen an E-Learning Angebote gerecht zu werden, bietet sich der Einsatz eines Lernmanagementsystems (LMS) an. Für die Auswahl eines geeigneten LMS ist eine Vielzahl von Aspekten wie Kosten, technische Unterstützung, Authentifizierungsmethoden, Zuverlässigkeit und Erfahrung mit bestehenden Lösungen zu berücksichtigen. Darüber hinaus muss das LMS in die vorhandene technische Infrastruktur integriert werden, um eine möglichst hohe Benutzerfreundlichkeit für alle Benutzergruppen zu gewährleisten. Eine erfolgreiche technische Integration wird durch die Zentralisierung und die Wiederverwendung von bestehenden Benutzerkonten, die Nachrichtenweiterleitung an das bestehende E-Mail-System sowie die Nutzung von Daten über die speziellen Funktionen der Beschäftigten unterstützt. Mit Hilfe dieser Informationen ist es möglich das Lernmanagementsystem in verschiedene Bereiche zu unterteilen und die Beschäftigten automatisiert bestimmten Rechterollen zuzuordnen. So erhalten Mitarbeiter Zugriff auf abteilungsspezifische Bereiche und auf Lerninhalte, die für ihre Tätigkeitsbereiche relevant sind.

Um den Administrationsaufwand gering zu halten, muss die Lernplattform so organisiert und strukturiert werden, dass einzelne Abteilungen möglichst unabhängig Inhalte erstellen und deren Nutzung durch die Beschäftigten überprüfen können. Um die Nutzung und den Erfolg der Lernangebote zu messen, können die Abteilungen dabei Wissenstests nutzen, die es den Beschäftigten gleichzeitig ermöglichen, ihren eigenen Wissensstand zu ermitteln. Für die Ersteller bzw. Autoren von E-Learning-basierten Schulungen sollte es außerdem die Möglichkeiten geben, den Lernfortschritt der Nutzer bezüglich der Lerninhalte einzusehen, um so die Lerndauer, die die Bearbeitung der Angebote erfordert, genauer beurteilen zu können.

Ergebnisse: Als technische Basis wird das LMS ILIAS verwendet, da es bereits in den Studiengängen der MHH sowie in anderen Institutionen etabliert ist. ILIAS wurde an den bereits vorhandenen LDAP-Server angebunden, so dass Beschäftigte sich mit ihren bekannten Benutzerdaten anmelden können. Darüber hinaus wurde ein spezieller Datentransformationsprozess entworfen und implementiert, um erweiterte Daten über Mitarbeiter, die nur in SAP vorgehalten werden, zu verwenden. Auf diese Weise können die Schulungs- und Unterweisungsangebote für die Beschäftigten entsprechend ihrer Abteilungszugehörigkeit, ihrer Funktion, ihres Fachgebietes oder ihres Arbeitsplatzes angeboten werden.

Im Abteilungsbereich erhalten die Autoren weitgehende Rechte, so dass sie, als Experten, den jeweiligen Bereich selbst gestalten und füllen können. Sie erstellen Lernmaterial, wie z.B. Videoaufzeichnungen von Fortbildungen oder interaktive Lernmodule für Unterweisungen. Zentral angebotene Lernmaterialen und Schulungen, wie z.B. im Bereich Qualitätsmanagement oder Arbeitssicherheit sind für alle Mitarbeiter zugänglich.

Als eines der ersten Angebote auf der webbasierten Weiterbildungsplattform wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie ein E-Learning-Modul zum Datenschutz im Arbeitsalltag entwickelt. Das E-Learning-Modul besteht aus einem Wissenstest mit 18 verschiedenen Fragen zum Datenschutz. Neben Multiple-Choice-Fragen wurden auch andere Fragentypen wie Lückentexte, Zuordnungs- und Bildanalysefragen verwendet. Um eine hohe fachliche Qualität zu gewährleisten, wurde der Inhalt von dem Datenschutzbeauftragten der MHH überprüft. Da der Test nicht als Prüfung entworfen ist, sondern als eine Form der Wissensvermittlung, werden den Beschäftigten die richtigen Antworten und eine Erklärung der Lösung mit Hintergrundinformationen nach jeder Frage angezeigt.

Insgesamt 98 Beschäftigte des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie hatten Zugriff auf das E-Learning Angebot zum Datenschutz. Drei Monate nach der Bereitstellung des Angebotes hatten 73% der Mitarbeiter mit dem E-Learning-Modul gelernt. Bei einer anschließenden Evaluation, an der 48 Mitarbeiter der Abteilung teilgenommen haben, stimmten 87% der Aussage zu, dass es bei der Durchführung des Tests keine technischen Probleme gab. Darüber hinaus zeigte die Evaluation, dass es für die meisten Mitarbeiter wichtig ist, dass sie die Zeiträume des Lernens selbst bestimmen können. Wichtig für die Akzeptanz sind jedoch Freiräume für das E-Learning, in denen Mitarbeiter das Angebot ungestört nutzen können.

Bezüglich der Nutzung des LMS gibt es ebenso positive Rückmeldungen der Autoren. Die Wiederverwendung bestehender Inhalte und eine Arbeitsentlastung bezüglich der Durchführung von flächendeckenden Unterweisungen werden dabei hervorgehoben. Auch können Inhalte exportiert und anderer Stelle weitergenutzt werden.

In den Tests und Lernmodulen können Autoren die Ergebnisse der Teilnehmer tabellarisch einsehen und über ein Ampelsystem schnell den gesamten Bearbeitungsstand erfassen. Teilnehmer haben die Möglichkeit sich druckbare Zertifikate generieren zu lassen, welche ihnen das Bestehen eines Tests bescheinigen.

In der gesamten Klinik sind, nach etwa einem Jahr seit Beginn der E-Learning-Integration, über 730 Mitarbeiter im LMS aktiv. An Lernobjekten existieren inzwischen 57 Kurse mit über 90 Lernmodulen und mehreren hundert Dateien.

Diskussion: Abteilungen in einem Universitätsklinikum unterscheiden sich sehr stark in der Struktur und Ausrichtung, daher ist es umso wichtiger eine Lernplattform anzubieten, die individuell und flexibel genutzt werden kann. Gleichzeitig sind ein zentraler Zugang und eine einheitliche Lernoberfläche für die Beschäftigten wichtig. Für diese gehören die Kursstruktur, eine soziale Einbettung, tutorielle Betreuung und die Gestaltung der Lernumgebung zu den zentralen Qualitätskriterien von E-Learning-Angeboten in der beruflichen Bildung [4]. Um die langfristige Akzeptanz von E-Learning in einem medizinischen Klinikum zu erhöhen, müssen entsprechende multimediale und interaktive Web-basierte E-Learning-Angebote entwickelt werden, die zudem sicher und störungsfrei zu bedienen sind. Die Auswertungen zur Nutzungsbewertung des Datenschutz-Tests zeigen, dass E-Learning eine gute Möglichkeit ist, den Unterweisungsbedarf in einem Krankenhaus zu unterstützen. Denn obwohl es ein wichtiges Thema für eine medizinische Einrichtung ist, wird der Datenschutz oft als trist wahrgenommen und ist daher ein eher unpopulärer Lernstoff. Bei der grundsätzlich positiven Einstellung der Beschäftigten zum E-Learning, muss dennoch sichergestellt werden, dass ausreichend Zeit für das E-Learning zur Verfügung steht [5].


Literatur

1.
Batalla-Busquets JM, Pacheco-Bernal C. On-the-job e-learning: Workers' attitudes and perceptions. IRRODL. 2013 Jan; 14(1): 40-64.
2.
Lahti M, Hätönen H, Välimäki M. Impact of e-learning on nurses' and student nurses knowledge, skills, and satisfaction: A systematic review and meta-analysis. Int J Nurs Stud. 2014 Jan; 51(1): 136-49.
3.
Hodges A. Corporate e-learning: How three healthcare companies implement and measure the effectiveness of e-learning [dissertation]. Tuscaloosa (AL): The University of Alabama; 2009.
4.
Treumann KP, Ganguin S, Arens M. E-Learning in der beruflichen Bildung- Qualitätskriterien aus der Perspektive lernender Subjekte. Wiesbaden, Germany: VS Verlag für Sozialwissenschaften; 2012.
5.
Clarke A, Lewis D, Cole I, Ringrose L. A strategic approach to developing e-learning capability for healthcare. Health Info Libr J. 2005 Dec; 22 Suppl 2: 33-41.