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GMDS 2014: 59. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

07. - 10.09.2014, Göttingen

E-Health-Kooperation Kamerun-Deutschland

Meeting Abstract

  • W. Honekamp - Hochschule Zittau/Görlitz, Görlitz
  • G. Kouematchoua - Koegni-eHealth Innovation for Development, Hamburg
  • S.N. Ngouongo - Ludwig-Maximilians-Universität München, München
  • M. Marschollek - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • J. Stausberg - LMU München, München

GMDS 2014. 59. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Göttingen, 07.-10.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocAbstr. 328

doi: 10.3205/14gmds137, urn:nbn:de:0183-14gmds1372

Published: September 4, 2014

© 2014 Honekamp et al.
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Text

Einleitung und Fragestellung: Im Rahmen des BMBF-Mobilitätsprogramms „Partnerschaft für nachhaltige Lösungen mit Subsahara-Afrika“ wurde die E-Health-Kooperation Kamerun-Deutschland realisiert. Für Deutschland beteiligten sich zwei Universitäten, eine Fachhochschule und eine in Kamerun aktive E-Health-Organisation – die Medizinische Hochschule Hannover und die Technische Universität Braunschweig, die Medizinische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, die Hochschule Zittau/Görlitz und Koegni-eHealth Innovation for Development in Hamburg – und für Kamerun vier akademische Einrichtungen – die Fakultät für Medizin und Biowissenschaften, die polytechnische Hochschule und das Universitätsklinikum in Yaounde sowie das Allgemeinkrankenhaus in Douala. Über die genannten Einrichtungen wurden wissenschaftliche Organisationen wie die Cameroon Society for Health Informatics and Telemedicine und die Pan African Health Informatics Association eingebunden. Der Besuch der Experten aus Kamerun fand im November 2013 und der Gegenbesuch in Kamerun im März 2014 statt.

Ziel dieser Mobilitätsmaßnahme war es, eine Kooperation zwischen E-Health-Experten aus Deutschland und Kamerun zu initiieren, Experten einen Einblick in den Einsatz von E-Health-Methoden und Lösungen für ein vernetztes Gesundheitswesen des Partnerlandes zu verschaffen, Ideen für gemeinsame Initiativen mit Bezug auf Bedarfe an E-Health-Unterstützung in beiden Ländern zu generieren und die Projektpartner auf die gemeinsame Antragstellung für E-Health-Projekte im Rahmen von nationalen und internationalen E-Health-Förderprogrammen vorzubereiten.

Material und Methoden: Neben der Koordination der Maßnahme, der Organisation der Vor-Ortbegehungen und der Planung und Durchführung der Workshops durch das Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE) der LMU München und Koegni-eHealth wurden Workshops in Deutschland und Kamerun durchgeführt. Dabei wurden die Besucher aus Kamerun im ersten Workshop in Deutschland auf die beteiligten Einrichtungen in Braunschweig und München aufgeteilt und über den Stand der Medizinischen Informatik informiert. In Kamerun wurden verschiedene Krankenhäuser, eine Stiftung und die Medizinische Fakultät einer Universität besucht.

Ergebnisse: Die Wissenschaftler aus Kamerun wurden in Deutschland intensiv über die Unterstützungsmöglichkeiten der Medizinischen Informatik zur Steigerung der Qualität der medizinischen Versorgung informiert. Im Einzelnen wurden vorgestellt:

  • aktuelle Forschungsprojekte zu Gesundheitstechnologien und Sensoren,
  • ein klinisches Data Warehouse,
  • Gesundheitsinformatik, Systeminfrastruktur und -strategie,
  • Telepatientenmanagement,
  • E-Health in Rehabilitation und Prävention,
  • E-Health-Technologien für home-based Monitoring und Entscheidungsunterstützung,
  • die Lernplattform ILIAS zum E-Learning in der Medizin,
  • Sensor-basierte Aktivitätsüberwachung,
  • M-Health-Anwendungen,
  • ein Gesundheitstechnologielabor,
  • Systeme für Hausautomatisierung und
  • Bildgebung, -verarbeitung und -übertragung.

Auch in Kamerun wurde die gesamte Bandbreite der Medizinischen Informatik vorgestellt. Im Einzelnen wurde präsentiert:

  • die IT-Abteilungen der beteiligten Krankenhäuser,
  • ein Pilotversuch zur elektronischen Patientenakte,
  • die chipkartengestützte Patientenidentifikation und Dialysekonfiguration,
  • ein elektronisches Diabetisregister,
  • die Technical Advisory Group E-Health (E-TAG),
  • das Pan African e-Network Project for Telemedicine,
  • voll digitalisierte Radiologien inkl. Informationssystem,
  • Teleradiologie mit Indien,
  • computergestützte Patientenaufnahme,
  • das vernetztes Krankenhaus inkl. gerichteter und ungerichteter WLAN-Unterstützung,
  • die virtuelle Universität und
  • die universitäre Informatikausbildung.

Diskussion: Die Kameruner E-Health-Akteure haben im Rahmen der Workshops einen Eindruck des Stands der Medizinischen Informatik in Deutschland gewonnen. Es wurden Lösungsmöglichkeiten und zu erwartende Probleme aufgezeigt. Daraus ergaben sich viele Ansätze zur Lösung lokaler Herausforderungen in Kamerun.

Für die deutschen Experten ergab sich ein Einblick in die medizinische Versorgung in Kamerun und die damit verbundene IT-Unterstützung. Obwohl sowohl medizinisches als auch technisches Know-How auf hohem Niveau und einige Impementierungen von E-Health-Anwendungen durchaus vorhanden sind, scheint die Medizinische Informatik in Kamerun als Wissenschaftsdisziplin nicht zu existieren. Daraus resultiert unmittelbar der Bedarf, diese Disziplin aufzubauen. Dieses wurde als gemeinsames Projekt unmittelbar im Anschluss an die Workshops initiiert. Darüber hinaus wurden Ansätze für weitere Kooperationsprojekte entwickelt, unter anderem

  • ein zentrales Monitoring der Dialyse in 12 Einrichtungen
  • die Entwicklung eines Referenzkonzepts für die Digitalisierung eines Krankenhauses in Kamerun (Material, Personal, Sicherheit, Ausbildung).
  • die eindeutige Patientenidentifikation, ggf. auch über Einrichtungen hinweg,
  • eine zentrale telemedizinische Aus- und Bewertung von EEG und
  • Telekonsultation und Zweitmeinungssysteme,
  • Registeraufbau,
  • Sekundäre Nutzung von primären Daten und
  • Aufbau von Kompetenznetzen.

Totz unterschiedlicher Durchdringung des Gesundheitswesens mit Informations- und Kommunikationstechnologien sind die Strukturen und organisatrischen Abläufe in den Krankenhäusern vergleichbar. Daraus ergeben sich ähnliche Problemstellungen, z. B. bei der Unterstützung der Arzneimitteltherapiesicherheit durch wissensbasierte Funktionen oder der eindeutigen, einrichtungsübergreifenden Patientenidentifikation. In einer zukünftigen Zusammenarbeit sind daher Erkenntnisse und Vorteile für beide Seiten zu erwarten.


Literatur

1.
Reiher M, Honekamp W, Hrsg. Die Zukunft der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum. Münster: LIT Verlag; 2012.
2.
Kouematchoua G, Rienhoff O. Options for Diabetes Management in sub-Saharan Africa with an electronic medical record system. Methods Inf Med. 2011;50:11-22.
3.
Kouematchoua G, Rienhoff O. Sustainable development of Medical Informatics in Africa: Need for a Health Informatics Curriculum. 5th Health Informatics in Africa Conference; 09.01. – 12.01.2007; Bamako, Mali.
4.
Ngouongo S, Stausberg J. Integration of classifications and terminologies in metadata registries based on ISO/IEC 11179. In: Moen A, Andersen SK, Aarts J, Hurlen P, editors. User Centred Networked Health Care – Proceedings of MIE 2011. Amsterdam: IOS Press; 2011. p. 744-8.
5.
Stausberg J, Altmann U, Antony G, Drepper J, Sax U, Schütt A. Registers for networked medical research in Germany. Situation and prospects. Appl Clin Inf. 2010;1:408-18.
6.
Uslu A, Stausberg J. Value of the electronic medical record for hospital care: A review of the literature. Journal of Healthcare Engineering. 2011;2:271-83.