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GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Qualitätssichernde Dokumentation in der indikationsbasierten Mammadiagnostik

Meeting Abstract

  • Heiner Fauteck - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, DE
  • Annika Waldmann - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, DE
  • Anke Richter - Universität zu Lübeck, Institut für Krebsepidemiologie e.V., Lübeck, DE
  • Alexander Katalinic - Universität zu Lübeck, Institut für Krebsepidemiologie e.V., Lübeck, DE; Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, defau

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.74

doi: 10.3205/13gmds240, urn:nbn:de:0183-13gmds2402

Published: August 27, 2013

© 2013 Fauteck et al.
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Text

Einleitung und Fragestellung: Seit dem Jahr 2001 wird in Schleswig-Holstein die indikationsbasierte, kurative Brustkrebsdiagnostik als Bestandteil der Regeversorgung durch qualitätssichernde Maßnahmen begleitet [1]. In der „Qualitätsgesicherten Mammadiagnostik“ (QuaMaDi) werden Mammographien von Frauen aller Altersgruppen mit Symptomen oder mit erhöhtem Risiko für Brustkrebs von zwei Radiologen unabhängig befundet. Bei Dissens oder verdächtigem Befund erfolgen eine Drittbefundung und gegebenenfalls eine feingewebliche Abklärung in einem der vier Assessmentzentren. Voraussetzung für die Teilnahme einer Patientin an QuaMaDi ist das Vorliegen von Symptomen oder Risikofaktoren von Brustkrebs. Diese Indikation wird vom behandelnden Gynäkologen festgestellt und dokumentiert. Jährlich werden rund 230.000 Dokumentationsbögen von ca. 350 Gynäkologen, 70 Radiologen und aus den vier Assessmentzentren zentral elektronisch verarbeitet und ausgewertet. Obwohl für dieses Qualitätssicherungsprogramm innerhalb der Regelversorgung verglichen mit den Aufwendungen für ergänzende Früherkennungsprogramme wie z.B. dem Mammographiescreening nur relativ geringe finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, ist eine adäquate begleitende Evaluation sinnvoll. Dies gilt auch für die Dokumentation selbst, die nicht nur als Mittel zur Bewertung der Maßnahmen, sondern durch entsprechendes Feedback auch als Instrument zur Qualitätssicherung dient.

Material und Methoden: Die ausgefüllten Dokumentationsbögen werden am Institut für Krebsepidemiologie e.V. (IKE) erfasst und ausgewertet. Zweimal jährlich erhalten alle teilnehmenden Ärzte Feedbackberichte, die die eigenen Daten zusammenfassen und denen aller beteiligten Fachkollegen gegenüberstellen. Einzelne Indikatoren werden in anonymisierten Benchmark-Grafiken dargestellt. Zusätzlich erstellt das IKE Jahresberichte, die ausgewählte Qualitätsindikatoren aus der europäischen Leitlinie für die Qualitätssicherung in Brustkrebsscreening und -diagnostik [2] und der Stufe-3-Leitlinie für die Brustkrebsfrüherkennung in Deutschland [3] darlegen. Die Berichte bilden die Diskussionsgrundlage für regelmäßige Treffen der Leiter der Assessmentzentren. Diese wiederum geben ihre Erkenntnisse in Fallkonferenzen an die teilnehmenden Radiologen weiter. Durch Analyse der Qualitätsindikatoren im zeitlichen Verlauf lassen sich Rückschlüsse auf die Entwicklung der Ergebnisqualität, insbesondere jedoch der Prozess- und Strukturqualität ziehen. Im Programm werden etwa 35 Indikatoren erfasst und ausgewertet von denen im Folgenden einige beispielhaft dargestellt werden.

Ergebnisse: Der Anteil der Bögen mit dokumentierten Indikationen zur kurativen Mammographie stieg von 80,5% im Jahr 2007 auf 97,3% in 2012. Die Stufe-3-Leitlinie für die Brustkrebsfrüherkennung [3] empfiehlt bei Frauen mit röntgendichter Brust (ACR III/IV) zusätzlich zur Mammographie eine Sonographie. Der Anteil sonographierter Frauen bei ACR III/IV stieg von 93,2% in 2006 auf 96,9% in 2011. Die Rate der Patientinnen, die zur Abklärungsdiagnostik kommen, soll nach den Leitlinien der EUREF [2] bei unter 7% aller Teilnehmerinnen liegen. Im QuaMaDi-Programm insgesamt liegt der Wert bei 4 bis 5% stabil. Es zeigt sich jedoch eine deutliche Heterogenität zwischen den Regionen. Dies war immer wieder Thema bei den regelmäßigen Qualitätskonferenzen. Die Bandbreite betrug im zweiten Halbjahr 2008 noch 3,7 bis 7,7%, im zweiten Halbjahr 2011 lag sie zwischen 2,7 und 6,4%.

Diskussion: Die begleitende Dokumentation, die Evaluation und das Feedback an die beteiligten Ärzte hat sich im QuaMaDi-Programm nicht nur als Mittel zur Analyse der Ergebnisqualität der qualitätssichernden Maßnahmen [1], [4] sondern selbst als ein effektives Werkzeug zur Qualitätssicherung erwiesen [5]. Sie stellt damit einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung dar, die von den beteiligten Fachgruppen inzwischen als wertvolles Instrument geschätzt wird.


Literatur

1.
Katalinic A, Bartel C, Raspe H, Schreer I. Beyond mammography screening: quality assurance in breast cancer diagnosis (The QuaMaDi Project). Br J Cancer. 2007 Jan 15;96(1):157-61.
2.
Perry N, Broeders M, de Wolf C, Törnberg S, Holland R, von Karsa L, editors. European Guidelines for Quality Assurance in Breast Cancer Screening and Diagnosis. 4th ed. Luxembourg: European Commission; 2006.
3.
Albert US, editor. Stufe-3-Leitlinie Brustkrebs-Früherkennung in Deutschland. 1st ed. Germering/München: W. Zuckschwerdt Verlag GmbH; 2008.
4.
Obi N, Waldmann A, Schaefer F, Schreer I, Katalinic A. Impact of the Quality assured Mamma Diagnostic (QuaMaDi) programme on survival of breast cancer patients. Cancer Epidemiol. 2011 Jun;35(3):286-92.
5.
Waldmann A, Adrich S, Eisemann N, Fauteck H, Grande-Nagel I, Schäfer FW, et al. Struktur- und Prozessqualität in der Qualitätsgesicherten Mammadiagnostik in Schleswig-Holstein. Rofo. 2012 Feb;184(2):113-21.