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GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Erhöhte Suizidraten bei Krebspatienten: Erste Ergebnisse einer Studie aus dem Tumorregister Tirol

Meeting Abstract

  • Willi Oberaigner - Tumorregister Tirol, Innsbruck, AT; UMIT - The Health & Life Sciences University, Hall in Tirol, AT; Oncotyrol - Center for Personalized Cancer Medicine, Innsbruck, AT
  • Sabine Geiger-Gritsch - Tumorregister Tirol, Innsbruck, AT
  • Barbara Sperner-Unterweger - Med. Universität Innsbruck, Innsbruck, AT
  • Michael Fiegl - Med. Universität Innsbruck, Innsbruck, AT
  • Christian Haring - Med. Universität Innsbruck, Innsbruck, AT

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.202

doi: 10.3205/13gmds198, urn:nbn:de:0183-13gmds1985

Published: August 27, 2013

© 2013 Oberaigner et al.
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Hintergrund: Eine Krebsdiagnose ist für viele Patienten ein äußerst einschneidendes Ereignis, verbunden mit psychologischer Belastung bis hin zu existentiellen Ängsten. Erhöhte Suizidraten bei Krebspatienten wurden in mehreren Publikationen nachgewiesen. Da Suizidraten weltweit sehr unterschiedlich sind und daher regionale Unterschiede zu erwarten sind, war es Ziel dieser Studie, die Frage zu untersuchen, ob Krebspatienten in Tirol eine erhöhte Suizidrate im Vergleich zur Normalbevölkerung aufweisen.

Methoden: Die Daten des Krebsregisters Tirol der Diagnosejahre 1991 bis 2010 wurden mit den Mortalitätsdaten verbunden. Selbstmord wurde über die ICD9-Codes 950-959 bzw. ICD10-Codes X60-X84 definiert. Es wurden standardisierte Mortalitätsratios (SMR) berechnet, der Standard wurde durch die Suizid-Rate in der Tiroler Bevölkerung definiert und adjustiert nach Geschlecht, Alter und Beobachtungsjahr.

Resultate: Bei 54 340 Krebspatienten wurden im Zeitraum der ersten fünf Jahren nach der Krebsdiagnose 100 Suizid-Fälle beobachtet, im gesamten Beobachtungszeitraum 144 Suizid-Fälle. Für alle Krebserkrankungen zusammengefasst haben wir eine SMR bei den Frauen von 1,56 (95% KI 0,89-2,53) und bei den Männer von 2,43 (95% KI 1,94-3,01) ermittelt. Die SMR war am höchsten im ersten Halbjahr nach der Diagnose mit einer SMR von 4,47 (95% KI 3,26- 6,66), ab drei Jahre nach der Diagnose lag die SMR bei 1,5. Besonders stark erhöht waren die SMR-Werte für Karzinome im Kopf-Hals Bereich mit einer SMR von 6,35 (95% KI 3,17- 11,36) und für Lungenkarzinome mit einer SMR von 4,71 (95% KI 2,43-8,23). Nur mäßig erhöht war die SMR für Mammakarzinome mit 2,15 und Prostatakarzinome mit 1,48, jeweils knapp nicht statistisch signifikant. Die SMR war bei jüngeren Patienten etwas höher als bei älteren Patienten. Besonders hoch war die SMR bei den fortgeschrittenen Stadien IV nach UICC und bei nicht-bestimmbaren Stadien.

Konklusionen: Die erhöhten SMR Werte werden in einer Arbeitsgruppe diskutiert und Empfehlungen für die psychoonkologische Betreuung abgeleitet. Außerdem wird in Einzelanalysen untersucht, welche Faktoren bei der psychoonkologischen Betreuung als besonders wichtig zu berücksichtigen sind.


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