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GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Bedeutung und Potenziale von patientenzentriertem Arzneimittel-Management

Meeting Abstract

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  • Romy Elze - Universtiät Leipzig, Leipzig, DE
  • Marcus Nitzschke - Universität Leipzig, Leipzig, DE
  • Michael Sonnenberg - Institut für Angewandte Informatik e. V. an der Universität Leipzig, Leipzig, DE

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.81

doi: 10.3205/13gmds131, urn:nbn:de:0183-13gmds1312

Published: August 27, 2013

© 2013 Elze et al.
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Einleitung und Fragestellung: Der Begriff des Arzneimittel-Managements wurde 2004 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Rahmen der Publikation „Management of Drugs at Health Centre Level" [1] erstmals umfassend eingeführt und detailliert erläutert. Ein strategisches und organisiertes Arzneimittel-Management fördert einerseits die Qualität der Patientenversorgung und dient andererseits zur Vermeidung höhere Kosten im Gesundheitssektor. Die WHO konstatiert einen Arzneimittel-Management-Zyklus von vier Phasen. Diese umfassen ausgehend von der Auswahl, die Beschaffung, die Benutzung sowie die Aufbewahrung und Verteilung von Arzneimitteln. Innerhalb dieser vier Phasen lassen sich verschiedene Fragestellungen ableiten. Unter anderem sind hier die Fragen der Interaktionen der in Phase 1 ausgewählten Arzneimittel, der Dosierung für den individuellen Patienten sowie des Nutzens und der Verträglichkeit von Arzneimitteln von Bedeutung. Weitere offene Fragen beziehen sich auf das Arzneimittel-Management in Verbindung mit der elektronischen Patientenakte. Die Schwierigkeiten liegen vor allem darin begründet, dass der derzeitige Stand der Technik keinen übergreifenden Lösungsansatz bietet sondern für jede Institution unterschiedlich und auf verschiedener Datenbasis aufbauend erscheint. Das zugrunde liegende Wissen ist jedoch institutionsunabhängig und sollte auch so behandelt werden.

Material und Methoden: Ausgehend von den oben genannten Fragestellungen werden die Potentiale einer einheitlichen Web-Schnittstelle auf Linked-Open-Data-Basis diskutiert und implementiert [2], [3]. Das bedeutet, dass frei verfügbare Wissensbasen, wie beispielsweise Drugbank (http://www.drugbank.ca/) oder SIDER (Side Effect Resource, http://sideeffects.embl.de/) miteinander verlinkt sind und in einer benutzerfreundlichen Schnittstelle eingebunden werden. Dadurch ist es möglich, die Fragestellungen innerhalb des Arzneimittel-Management-Zyklus patientenzentriert zu beantworten. Die Implementierung der Schnittstelle wird ebenso frei verfügbar gemacht und kann dann von verschiedenen Institutionen eingebunden werden. Dies birgt die Vorteile, dass einerseits eine einheitliche Wissensgrundlage genutzt wird und andererseits der Aufwand für Anwendungsentwickler beträchtlich sinkt.

Ergebnisse: Die Ergebnisse der Potentialanalyse belegen, dass ein patientenzentriertes Arzneimittel-Management sowohl in proprietären Praxisanwendungen als auch als offene, anonymisierte Plattform von Bedeutung ist. Die Entwicklung der Arzneimittel-Management Schnittstelle wird in zwei Anwendungsfällen konzipiert. Der Einsatz der Schnittstelle im Dispedia-Framework [4] ergänzt den Ansatz, Wissen im Falle komplexer Erkrankungen patientenzentriert zur Verfügung zu stellen und gemeinsame Arzt-Patienten Entscheidungen zu unterstützen. Dabei werden Informationen über Interventionen, die dem Gesundheitszustand entsprechend dem Patienten vorgeschlagen werden, um den Bereich der Arzneimittel ergänzt. Die Potentiale in dieser Anwendung umfassen alle vier Phasen des Arzneimittel-Managements. Die Arzneimittelauswahl soll für den Arzt erleichtert werden, um dem Patienten diese als Vorschlag zuzuordnen (Phase 1). Arzneimittelanbieter sind über das Dispedia-Framework angebunden und stellen die Beschaffung der Arzneimittel sicher (Phase 2). Patienten bekommen weiterhin die Informationen zur Dosierung und geben selbst Feedback über die Wirksamkeit und Verträglichkeit der eingesetzten Arzneimittel (Phase 3). Mit Abschluss der Intervention besteht weiterhin die Dokumentation verbliebener Wirkstoffe oder Dauermedikationen (Phase 4). Weiterhin wird der Einsatz der Schnittstelle als autarkes Arzneimittel-Management-Portal implementiert und die anonymisierten Einsatzmöglichkeiten evaluiert.

Diskussion: Bei der Umsetzung der Entwicklungsarbeiten ist vor allem die Patientenzentrierung von entscheidender Bedeutung. Dort gilt es sowohl auf sprachlich angepasste als auch benutzerfreundliche Anforderungen einzugehen. Die verschiedenen Fachsprachen sind zu vereinheitlichen, so dass frei verfügbare Wissensbasen (meist englischsprachig) oder auch komplizierte Arzneimittelnamen keine Hindernisse sind, um die Schnittstelle für Patienten nutzbar zu machen.


Literatur

1.
World Health Organization. Management of Drugs at Health Centre Level. TrainingManual. Brazzaville: World Health Organization, Regional Office for Africa; 2004.
2.
Bizer C, Heath T, Berners-Lee T. Linked Data-The Story So Far. In: Heath T, Hepp M, Bizer C, eds. Special Issue on Linked Data. International Journal on Semantic Web and Information Systems (IJSWIS), 5(3). Hershey, USA: IGI Global; 2009. p.1-22.
3.
Samwald M, Jentzsch A, Bouton C, Kalles\u248 ?e C, Willighagen E, Hajagos J, et al. Linked open drug data for pharmaceutical research and development. Journal of cheminformatics. 2011;3(1).
4.
Elze R, Fähnrich K-F. The Dispedia Framework: A Semantic Model for Medical Information Supply, ICONS 2013. The Eighth International Conference on Systems, IARIA 2013.