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GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Biobanken als Knowledgebase

Meeting Abstract

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  • Christian Stephan - Kairos GmbH, Bochum, DE
  • Martin Zünkeler - Kairos GmbH, Bochum, DE

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.262

doi: 10.3205/13gmds121, urn:nbn:de:0183-13gmds1212

Published: August 27, 2013

© 2013 Stephan et al.
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Biobanken sind stoffliche Sammlungen von biologischem Material wie z. B. Gewebeproben oder Blut, zu denen Daten erhoben und in Datenbanken verwaltet werden. Dabei unterscheiden sich Probengewinnungsdaten wie etwa Alter, Geschlecht usw. der jeweiligen Probenspender, sowie Analysedaten zu Diagnose- und Therapieergebnissen. Umfang und Qualität variieren sehr stark im Vergleich einzelner Banken, obwohl die Bedeutung geeigneter und aussagekräftiger Biobanken seit längerer Zeit von Industrie und Fördergebern erkannt und diskutiert wurden. Unstrittig bleibt, dass Biobanken in den nächsten Jahrzehnten sicherlich ein wichtiger Baustein in der Stratifizierung von Krankheiten und damit für die sogenannte personalisierte Medizin sein werden. Diese exakte Einstufung und Klassifizierung erlaubt eine gezielte therapeutische Behandlung von auftretenden Erkrankungen und ggfs. auch Einblicke in die Entstehung im Zusammenhang mit den Lebensumständen und einzigartigen Gegebenheiten eines Patienten. Dies bedeutet, dass Biobanking im Focus der Kompetenznetze Medizin (siehe Kompetenznetze Medizin) liegt, welche speziell die Zusammenführung von Forschungsergebnissen vorantreibt, um eine Beschleunigung der Umsetzung von Erkenntnissen in die angewandte Medizin zu bewirken.

Biomarker – Grundlage der personalisierten Medizin: Die einhellige Meinung aller Forschenden wie auch der Krankenkassen und klinischen Vorsorgeeinrichtungen ist, dass die Biomarker-getriebene Diagnostik und Therapie der personalisierten Medizin das zukünftige Ziel der angewandten lebenswissenschaftlichen Forschung sein muss. Nur wer anhand von Biomarkern eine eindeutige Diagnostik zur Entscheidungsfindung der durchzuführenden Therapie liefern kann, kann auch zur retrospektiven Evaluierung von Therapieentscheidungen sowie auch zur Entwicklung von präventiver Diagnostik und Therapie einen Beitrag leisten. Die dadurch verbundene weitere Verbesserung der Stratifizierung von Erkrankungen und immer weiteren Aufteilung der Patientenkollektive in immer kleinere Gruppen wird zur spezifischen personalisierten Medizin führen.

Die Lösung – Die geeignete Software: Neben der logistischen und präparativen Herausforderung, die im Normalfall mit genügend finanziellen Mittel lösbar sind, kommen auf den Biobankbetreiber eine Dokumentationspflicht und Datenspeicherungspflicht zu, die sowohl hinsichtlich der Probanden und wie auch für die Forschenden gilt. Genau hier besteht das Problem: Der Forscher benötigt möglichst viele Informationen zum Patienten (Alter, Geschlecht, Lebensumstände wie Rauchen, Alkoholkonsum, usw.), jedoch möchte der Patient meist am liebsten nur wenig bzw. nur anonyme Informationen über sich angeben. Eine technische Realisierung zur Einhaltung des Datenschutzes ist möglich, wird jedoch zum Teil von den Biobankbetreibern unterschätzt.

Zukunftspotential Biobank: Das Potential der Informationsverarbeitung im systembiologischen Kontext ist ein wichtiger Baustein zur translationalen Forschung und zur beschleunigten Anwendung von neuen Therapien in der personalisierten Medizin. Jedoch darf niemals die Verpflichtung vergessen werden, den Patienten auch ethisch kompetent zu begleiten. Viele Türen, die durch gezieltes Biobanking in Zukunft aufgestoßen werde, können für die Patienten problematisch erscheinen, wenn es z.B. um gesicherte, ungünstige Prognosen geht. Neben der Frage über die genaue Vorhersage für einen Patienten in Bezug auf falsch positive und falsch negative Ergebnisse eine weiteres Problem der Sinnhaftigkeit der Therapie im Vordergrund. Hierbei ist eine psychologische Beratungen der Betroffenen umso wichtiger, da sie unter Umständen zu der Patientengruppe gehören, für die es noch keine medikamentöse Behandlung gibt. Dies stellen auch neue Herausforderungen für Ärzte und Kliniker dar vorherzusagen wer zu den behandelbaren Patienten gehört und wem erklärt werden muss, dass ihm mit den bekannten Medikamenten nicht zu helfen ist.

Zusammenfassend kann man feststellen das Biobanking ein notwendiger Teil auf dem Weg zu personalisierten Medizin und moderner Forschung ist. Viele derzeitige Ansätze müssen noch vervollständigt und standardisiert werden, jedoch sind die Vorteile, die sich trotz aller Ängste und rechtlichen Bedenken sowie technischen und intellektuellen Herausforderungen ergeben, ebenfalls so eindeutig und produktiv wie die dazu notwendigen großen Anstrengungen und Investition.


Literatur

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Kompetenznetze Medizin. http://www.kompetenznetze-medizin.de/ External link
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TMF. http://www.tmf-ev.de/ External link