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Prospektive Kohortenstudie des Epidemiologischen Krebsregisters Niedersachsen nach einem Gefahrgutunfall in einer niedersächsischen Gemeinde – Erste Follow-up-Ergebnisse
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Published: | September 13, 2012 |
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Hintergrund: Routinedaten des Krebsregisters können die Gesundheitsfolgenabschätzung, etwa nach einer unfallbedingten Exposition größerer Bevölkerungsgruppen mit kanzerogenen Stoffen unterstützen. Über Kontrollnummern der Krebsregister können EinwohnerInnen einer Gemeinde auf pseudonymem Weg hinsichtlich Krebsneuerkrankungen nachverfolgt werden, ohne dass dauerhaft Personendaten im Klartext vorliegen. Im EKN wurden erste Erfahrungen mit diesem ‚ökologischen Kohortenansatz‘ gemacht.
Methodik: Für alle etwa 18.000 EinwohnerInnen einer niedersächsischen Gemeinde, in der im Jahr 2002 nach einem Gefahrgutunfall das als kanzerogen (MAK: Klasse 2) eingestufte Epichlorhydrin C3H5ClO freigesetzt worden war, wurden im EKN Kontrollnummern gebildet. Für eine Langzeitstudie werden diese Pseudonyme zusammen mit Klartextangaben zu Geburtsmonat und -jahr, Geschlecht und Gemeindekennziffer verschlüsselt im Landesgesundheitsamt vorgehalten. Nach einem ersten Datenabgleich im Jahr 2011, bei dem die Daten an das EKN weitergeleitet worden waren, sollen alle 5 Jahre derartige Datenabgleiche über Kontrollnummern stattfinden, wobei auch innerhalb Niedersachsens verzogene Kohortenmitglieder hinsichtlich des Auftretens einer Krebserkrankung nachverfolgt werden können. Die Bevölkerung unter Risiko wird anhand der Kohortenbevölkerung 2002 unter Berücksichtigung der Gestorbenen fortgeschrieben. Die Krebsinzidenzraten der Gemeindekohorte im Zeitraum 2003–2009 werden zudem verglichen mit denen einer Vergleichsregion.
Ergebnisse: Die Inzidenzraten zeigen weder für Männer noch für Frauen eine Häufung von Krebsneuerkrankungen insgesamt (ICD-10 C00-C97 ohne C44) oder an Lungenkrebs (ICD-10 C33 + C34). In einer anschließenden Auswertung soll unter Einbeziehung ergänzender Meldeamtsdaten der Einfluss von Wegzügen in andere Bundesländer auf die Inzidenzraten überprüft werden.
Schlussfolgerungen: Durch die Anwendung des Kontrollnummernkonzeptes besteht die Möglichkeit, anhand von pseudonymisierten Daten alle EinwohnerInnen einer Gemeinde, unabhängig von ihrem Erkrankungsstatus, mit akzeptablem Aufwand in eine Langzeitstudie einzubeziehen, ohne dass es der Einwilligung der StudienteilnehmerInnen bedarf. Der Umgang mit Wegzügen ist noch zu optimieren, idealerweise sollten Studien- und Vergleichsregion mit dem gleichen Verfahren nachverfolgt werden.