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GMDS 2012: 57. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

16. - 20.09.2012, Braunschweig

Konzeption einer IHE konformen, transinstitutionellen Bild- und Befundkommunikation am Beispiel der Gesundheitsdatenbank Niedersachsen

Meeting Abstract

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  • Jonas Schwartze - Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der Technische Universität Braunschweig, Deutschland
  • Markus Wagner - Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der Technische Universität Braunschweig, Deutschland

GMDS 2012. 57. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Braunschweig, 16.-20.09.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12gmds080

doi: 10.3205/12gmds080, urn:nbn:de:0183-12gmds0804

Published: September 13, 2012

© 2012 Schwartze et al.
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Einleitung und Fragestellung: Aufgrund des steigenden Kostendrucks und hoher Qualitätsansprüche im Gesundheitswesen nimmt bei der Patientenbehandlung die koordinierte Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Gesundheitsdienstleistern zunehmend einen wichtigen Stellenwert ein. Für eine optimale, kooperative und patientenzentrierte Versorgung über die historisch gewachsenen, starren sektoralen Grenzen der Gesundheitsdienstleister hinweg, ist hierbei eine reibungslose Kommunikation und Teilung der versorgungsrelevanten Informationen notwendig. Derzeit erfolgt die Übermittlung der betreffenden Dokumente häufig nicht in elektronischer Form, was zu Medienbrüchen, Zeitverlusten im Behandlungspfad oder sogar Verlust der Unterlagen führen kann. Eine standardisierte transinstitutionelle Bild- und Befundkommunikation auf elektronischem Wege könnte diesen Nachteilen entgegen wirken und eine zeitnahe Bereitstellung der benötigten Dokumente über die Grenzen von Einrichtungen hinweg ermöglichen. Im Rahmen des Projektes „Gesundheitsdatenbank Niedersachsen“ (GD-Bank) soll zur Unterstützung des einrichtungsübergreifenden Behandlungsprozesses eine derartige Kommunikationsinfrastruktur für den produktiven Einsatz aufgebaut werden.

Material und Methoden: Bei der transinstitutionellen Kommunikation von medizinischen Dokumenten, welche stets innerhalb eines Netzwerkes von Teilnehmenden Gesundheitsdienstleistern erfolgt, unterscheidet man zwischen der gerichteten und der ungerichteten Übermittlung der Daten. Bei der gerichteten Übermittlung wird das Dokument vom Sender direkt zu einem vorher festgelegten Empfänger geschickt. Bei der ungerichteten Datenübermittlung hingegen hinterlegt der Sender das Dokument oder einen Verweis auf dieses an einem zentralen Ort im Kommunikationsnetzwerk, ohne einen dedizierten Empfänger festzulegen. Berechtigte Gesundheitsdienstleister können zu einem späteren und vorher nicht festgelegten Zeitpunkt im Rahmen der Behandlung auf diese Dokumente zugreifen. Letztere Variante kann auch als verteilte elektronische Patientenakte angesehen werden. Für die technische Realisierung der genannten Konzepte existieren bereits unterschiedliche Standards und Standardisierungsbestrebungen. Diese betreffen einerseits die Repräsentation der Dokumente (CDA), die Struktur der elektronischen Patientenakte (openEHR), die gerichtete Dokumentenkommunikation (HL7) oder die ungerichtete Dokumentenkommunikation (IHE-XDS) [1]. Im Rahmen des GD-Bank Projektes wird eine IHE konforme Kommunikationsinfrastruktur für die Ermöglichung sowohl der gerichteten als auch der ungerichteten Dokumenten- und Bildkommunikation angestrebt.

Ergebnisse: Die Abbildung dieser patientenzentrierten Kommunikationsprozesse erfolgt durch die Implementierung einer IHE konformen Lösung. Die Aufteilung in einen sog. „Community Node“ zur Bündelung regionaler Interaktion, mehrere „Local Nodes“ für größere Netzwerkpartner und einen Anwendungen bereit stellenden „Application Node“ richtet sich nach dem IHE Profil XDS (cross-enterprise document sharing, [2]).

Es findet demnach technisch eine ungerichtete Kommunikation statt, da das XDS Profil das berechtigungsgesteuerte Bereitstellen und Abrufen von Dokumenten adressiert. Organisatorisch ermöglicht das Berechtigungskonzept auch eine gerichtete Kommunikation und zeigt die Flexibilität der Lösung.

Probleme bei der Umsetzung ergeben sich bereits bei der technisch-organisatorischen Abbildung der Patienteneinwilligung und angegliederter Zusicherungen des Datenschutzes sowie in der Auswahl der nötigen Subsysteme zur Kommunikation. Ebenso birgt die Anbindung der interinstitutionell stark heterogenen KIS einige Herausforderungen.

Diskussion: Die transinstitutionelle Verfügbarkeit von Patientendaten in Form einer verteilten elektronischen Patientenakte ist die Grundlage effizienter und qualitativer, kollaborativer ärztlicher Behandlung. Die Gesundheitsdatenbank Niedersachsen stellt die deutschlandweit erste IHE-konforme Lösung für dieses Problem dar.

Trotz der konzeptuellen Kompromisse durch mannigfaltige Anforderungen der Partner, wird die Umsetzung im existierenden interdisziplinären Team weiter voran getrieben. So birgt die Anbindung niedergelassener Ärzte weitere Herausforderungen, wie die Integration der neuen Kommunikationsperspektiven in die aktuellen Behandlungsworkflows der Arztpraxen.


Literatur

1.
Kalra D. Electronic health record standards. IMIA yearbook of medical informatics. 2006;2006:136-44.
2.
IHE International. IT Infrastructure Technical Framework Volume 2a; Report No.: ITI TF-2a Rev 8.0. 2001.