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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

RaMoSAR – Ein verteiltes Suchsystem zur schnelleren Rettung verletzter Personen

Meeting Abstract

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  • Philipp Neuhaus - Westfälische Wilhelms-Universität, Münster
  • Holger Fritze - Westfälische Wilhelms-Universität, Münster
  • Frank Ückert - Westfälische Wilhelms-Universität, Münster

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds493

doi: 10.3205/11gmds493, urn:nbn:de:0183-11gmds4932

Published: September 20, 2011

© 2011 Neuhaus et al.
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Text

Einleitung: Nach einer Naturkatastrophe wie z.B. dem Erdbeben in Japan im März 2011 ist es wichtig, dass die Katastrophenhilfe und insbesondere die Suche nach Verschütteten ohne Verzögerung anläuft. Dazu gehört auch eine schnelle Verfügbarkeit der Rettungskräfte vor Ort, denn nur in den ersten 72 Stunden nach dem Unglück ist es aussichtsreich, Verletzte noch lebend zu finden [1]. Das Projekt RaMoSAR (Radio-based Mobile Search And Rescue) will diese Suche verbessern: Im Zuge des Projektes sollen Rettungskräfte mit einem mobilen Suchgerät ausgestattet werden, welches in der Lage ist, die ausgehenden Signale von verschütteten oder verschollenen Mobiltelefonen zu messen.

Material und Methoden: Die Software der Suchgeräte wird in Java umgesetzt, damit sie auf verschiedenen Plattformen lauffähig ist. Alle gesammelten Daten werden auf dern Geräten persistent in einer PostgreSQL/PostGIS Geodatenbank gespeichert [2]. Weiteres Kartenmaterial wird für die Geräte aufbereitet und steht z.B. als Straßenkarten und Luftbilder zu Verfügung. Die Software wird modular aufgebaut sein, so dass z.B. verschiedene Protokolle zum Austausch der Daten zwischen den Geräten genutzt werden können. Die Positionsbestimmung der Suchgeräte erfolgt über die Satellitennavigationssysteme Galileo [3] und Navstar-GPS, um die Genauigkeit gegenüber einem einzelnen System zu erhöhen [4].

Ergebnis: Die mobilen Suchgeräte sind untereinander vernetzt und tauschen während der Suche Informationen über gefundene Ziele und die optimale Suchstrategie aus. Dadurch ist gewährleistet, dass die Suchgeräte unabhängig von dem Satellitenuplink auf dem aktuellen Stand sind. Jedes Gerät präsentiert die gefundenen Ziele in einer übersichtlichen Kartenanzeige. Darauf werden den Rettungskräften auch Richtungsempfehlungen für die weitere Suche gegeben, damit die Karteninformationen möglichst schnell vervollständigt werden können. Da einige der Geräte mit einem Transceiver für Satellitenkommunikation ausgerüstet sind, ist es möglich, dass auch die übergeordnete Einsatzleitung im Heimatland des Suchtrupps auf dem aktuellen Stand gehalten wird und koordinierend eingreifen kann.

Diskussion: Bisherige Ansätze zur Peilung gesuchter Personen existieren hauptsächlich in der Strafverfolgung, in der IMSI-Catcher eingesetzt werden, die aktiv in die Mobilfunknetze eingreifen und damit diese, anders als RaMoSAR, auch stören [5]. Die Björn-Steiger-Stiftung setzte sich für eine Zellenortung seitens der Mobilfunknetzbetreiber im Falle eines Notrufes ein. Allerdings muss die Mobilfunknummer des zu Suchenden bekannt sein. Auch ist die Ortung mit einer Genauigkeit von mehreren hundert Metern ungeeignet für die Suche von Verschütteten [6]. RaMoSAR wird zurzeit als Prototyp entwickelt. Im Laufe des Sommers 2011 werden erste Evaluationsergebnisse erwartet. Das Konzept wurde bereits 2010 Regionalsieger der European Satellite Navigation Competition [7], [8]. Neben der Rettung Verschütteter nach Erdbeben ist auch ein Einsatz bei anderen Fällen der Vermisstensuche denkbar, z.B. bei Waldbränden, Evakuierungen bei unmittelbaren Gefahren oder Überflutungen.


Literatur

1.
THW. Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA). Available from: http://www.thw.de/SharedDocs/Einheiten/DE/Ausland/FGr-SEEBA.html?nn=925116 [abgerufen am 14. April 2011] External link
2.
Ramm F, Topf J. OpenStreetMap. 3. Aufl. 2010. ISBN 9783865413758
3.
Eissfeller B, Schüler T. Das Europäische Satellitennavigationssystem GALILEO. Proc 4th SAPOS-Symposium. 2002; Bd. 21.
4.
O'Keefe K. Availability and reliability advantages of GPS/Galileo integration. Proceeding of the 14th International Technical Meeting of the Satellite Division of the Institute of Navigation (ION GPS-2001). 2001. p. 2096-2104.
5.
Fox D. Der IMSI-Catcher. Datenschutz und Datensicherheit. 2002;Bd. 26:212-5.
6.
Wehrle D, von Suchodoletz D, Meier K. GSM –– Zwischen neuer Freiheit und Massenüberwachung. Gefährdung der fragilen Sicherheit in Mobilfunknetzen durch Ortung und IMSI-Catcher. PIK – Praxis der Informationsverarbeitung und Kommunikation. 2010;33(3):227-38.
7.
Neuhaus P, ESNC. Galileo/GSM-based Localisation of Persons in Distress. Available from: http://www.galileo-masters.eu/index.php?anzeige=final10_nrw.html [abgerufen am 14. April 2011] External link
8.
Neuhaus P, Frett T, Ückert F. Galileo/GSM-based localization of persons in distress. 2010.