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Ein systematischer Literaturreview und Metaanalyse zu parodontaler Epidemiologie: Ist (schlechte) Mundhygiene ein Risikofaktor für alveolären Knochenverlust
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Published: | September 20, 2011 |
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Hintergrund: Parodontitis ist eine bakteriell bedingte Entzündung mit einem negativen Einfluss auf die umliegenden Flächen und Gewebe der Mundhöhle [1]. Unbehandelte Parodontitis führt zu alveolärem Knochen- oder sogar Zahnverlust [2]. Schweregrad und Verlauf der Parodontitis sind eng mit Risikofaktoren wie Mundhygiene verknüpft. Das Ausmaß der Assoziation variiert stark zwischen einzelnen Studien.
Methoden: Eine systematische Literaturrecherche erfolgte in PUBMED, ISI - Web of Science, Cochrane Database of Systematic Reviews (CDSR), National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE), Campbell Library of Systematic Reviews, Evidence for Policy and Practice Information (EPPI) Centre, National Guidelines Clearinghouse (NGC), Scottish Intercollegiate Guidelines Network (SIGN) und the Database of Abstracts of Reviews of Effects (DARE). Zusätzlich wurden Querverweise auf andere Publikationen berücksichtigt. Artikel, veröffentlicht bis März 2011, wurden mit aufgenommen, wenn sie eine Verbindung zwischen Parodontitis oder alveolärem Knochenverlust mit Zähneputzhäufigkeit (als charakteristische Variable für Mundhygiene) untersuchten.
Eine anschließende Metaanalyse relevanter Studien erfolgte unter Zuhilfenahme des Programms R.
Ergebnisse: Es wurden lediglich 8 Studien gefunden, die über Parodontitis oder alveolärem Knochenverlust im Hinblick auf Zähneputzhäufigkeiten berichteten. Drei dieser Studien wurden in Europa (Finnland, Schweden, Ungarn), die anderen in (Süd-) Amerika (n=3: USA, Brasilien, Chile) und Asien (n=2: Taiwan, China) durchgeführt. Die Stichprobengrößen der Studien lagen zwischen 94 bis 9203 eingeschlossenen Fällen. 3 Studien zeigen einen signifikant erhöhten und 5 Studien einen erhöhten, nicht signifikanten Effekt für geringe im Vergleich zu einer häufigen Zahnputzhäufigkeit.
Der Test auf Heterogenität der Studienergebnisse war signifikant (p=0.034). Die abschließende Metaanalyse ergab mit dem Random-Effects Modell einen signifikanten Gesamtschätzer von 1.45 (95% KI=1.16-1.81; p=0.0013) über alle Studien gemeinsam für häufiges gegenüber seltenem Zähneputzen.
Diskussion: Große Schwankungen hinsichtlich Stichprobengrößen, Erhebungs- und Messinstrumenten, Definitionen, Wertung, Beurteilung und Einteilung der Parodontitis (z.B. Taschentiefe, Zahnlockerung oder alveolärer Knochenverlust) sowie unterschiedliche Einteilungen der Zähneputzhäufigkeit erschwerten die Vergleichbarkeit der 8 Studien zusätzlich. In den betrachteten Studien wurde die Häufigkeit der Mundhygiene zum Zeitpunkt der Diagnosestellung Parodontitis oder danach korreliert. Teilweise mussten weitere Berechnungen/Umrechnungen vorhandener ORs, zugehöriger Konfidenzintervalle sowie der Kategorisierungen für Zähneputzhäufigkeit vorgenommen werden. Aufgrund der geringen Anzahl an Studien ist die Variabilität des Gesamtschätzers noch relativ hoch.
Schlussfolgerung: Der Nachweis, dass unregelmäßig ausgeführtes Zähneputzen einen Risikofaktor für die Diagnosestellung Parodontitis darstellt, ist in der epidemiologischen Forschung im Vergleich zu anderen Bereichen überraschend wenig erforscht worden. Zusätzliche Studien sind notwendig, um den gemeinsamen Einfluss der wichtigsten Risikofaktoren auf Parodontitis zu klären.
Literatur
- 1.
- Boutaga K, van Winkelhoff AJ, Vandenbroucke-Grauls CMJE, Savelkoul PH. Periodontal pathogens: a quantitative comparison of anaerobic culture and real-time PCR. FEMS Immunology & Medical Microbiology. 2005;45:191-–9.
- 2.
- Tomasi C, Wennström JL, Berglundh T. Longevity of teeth and implants - a systematic review. J Oral Rehabil. 2008;35:23-–32.