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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Allergie und Schule – was juckt mich das? Epidemiologische Daten und Wissen zu Allergien von Grundschulkindern in Bielefeld

Meeting Abstract

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  • Reinhard Bornemann - Universität Bielefeld, Bielefeld
  • Katharina Hagemeister - Kinderklinik Bethel, Bielefeld

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds351

doi: 10.3205/11gmds351, urn:nbn:de:0183-11gmds3511

Published: September 20, 2011

© 2011 Bornemann et al.
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Einleitung: In einem Grundschulprojekt der Allergologie-Kindertagesklinik des Ev. Krankenhaus Bielefeld, zusammen mit der Bielefelder Bürgerstiftung und dem Schulamt der Stadt Bielefeld, sollte von allergischen Krankheiten betroffenen und nichtbetroffenen Drittklässlern ein angemessener Umgang mit diesen Krankheiten vermittelt werden, ferner sollten Prävalenzdaten und Kenntnisse zu allergischen Krankheiten erhoben werden.

Methode: 2008-2010 wurde jährlich wiederkehrend in Bielefelder 3. Grundschulklassen durch Fachkräfte der Kinderklinik eine zweistündige Unterrichtseinheit mit kindgerechter Wissensvermittlung zu allergischen Krankheiten durchgeführt. Je eine Woche davor und danach erfolgte eine Befragung der Schüler und ihrer Eltern mittels Fragebogen.

Ergebnisse: Von den 48 Bielefelder Grundschulen nahmen jedes Jahr 25 teil, mit jeweils ca. 65 der insges. 130 Dritten Klassen bzw. ca. 1.500 der insges. ca. 3.000 Drittklässler. Von jeweils ca. 90% (ca. 1.350) der teilnehmenden Kinder wurden Fragebogen vor und nach der Unterrichtseinheit zurückerhalten, zusätzlich von je ca. 1.000 der Eltern der Kinder.

Tabelle 1: Selbstberichtete Allergieangaben der Kinder und Eltern

------------------2007-----2008------------2009------------2010
------------------KiGGS---Kinder--Eltern--Kinder--Eltern--Kinder--Eltern
Allergien ges.---16,7-----30,3----27,5----33,8----27,5----29,3----27,2
Allergien*--------8,7-----17,3----15,1----20,4----18,1----16,2----17,3
nur Heuschnupfen*-------4,4-----5,9-----6,6------9,2------5,7-----7,3
Asthma-----------3,2-----5,9-----5,4-----7,0------5,8------5,8------6,1
Neurodermitis---7,8------6,6-----7,8-----7,0------6,9------6,3------7,2

(Angaben in %; bei den Kindern Befragung zum jeweils 2. Untersuchungs-zeitpunkt; * bei KiGGS nur "Heuschnupfen, bei uns H. als Teil von Allergien ges.)

In den Wissensfragen zeigten sich große Kenntnisdefizite der Kinder ggü. allergischen Krankheiten. Diese waren nach der Unterrichtseinheit deutlich gebessert.

Tabelle 2: Wissensstand der Kinder zu allergischen Krankheiten

--------------Darf jemand mit Asthma Sport treiben?
--------------ja (r)------nein (f)---weiß nicht / k.A.
1. UZP------34,1-------41,4-------24,4
2. UZP------65,2-------22,6-------12,1----p<0,001
------------Ist Neurodermitis ansteckend?
------------nein (r)----ja (f)------weiß nicht / k.A.
1. UZP-----49,3--------11,0-------39,6
2. UZP-----82,9---------3,3-------13,8----p<0,001

(in %; "r" = richtig, "f" = falsch, 1./2.UZP = Untersuchungszeitpunkt vor / nach der Unterrichtseinheit; Werte für 2008; 2009/2010 NN)

Weiterhin wurden die epidemiologischen Daten mit Sozialdaten der Stadt Bielefeld verglichen; dabei zeigten sich keine relevanten Unterschiede der Allergiebelastung nach sozialem Umfeld.

Diskussion: Bei den selbstberichteten Allergieangaben zeigte sich zunächst eine befriedigende Binnen-Übereinstimmung der Kinderangaben mit den als valider angesehenen Elternangaben. Verglichen mit der "externen Referenz" KiGGs lagen unsere Gesamtangaben für allergische Krankheiten deutlich darüber, ebenso die Angaben für "Allergien", bei uns wurden jedoch alle Allergien erhoben, bei KiGGS nur Heuschnupfen. Zur Validität unserer anamnestischen Angaben ist darüber hinaus zu fragen, ob eine Überschätzung vorliegt; eine Korrelation mit Arztangaben oder eigenen Untersuchungen erfolgte nicht. Bezügl. der deutlichen Wissensverbesserung scheint die Unterrichtseinheit effektiv zu sein, allerdings erfolgte die Wissensüberprüfung recht kurz danach. Die sozialepidemiologische Auswertung erfolgte nur auf aggregierter Basis, was entsprechende Zusammenhänge verschleiern könnte.

Schlussfolgerung und Ausblick: Eine 2011 durchgeführte Katamnese überprüft die Dauerhaftigkeit des während des Projektes erworbenen Wissens der Kinder. Das Projekt soll dauerhaft im Sachunterricht in Bielefeld etabliert werden und ggf. auf andere Städte übertragen werden. Das Projekt wurde 2009 für den Deutschen Präventionspreis von BMG/BZgA und 2010 für den Aspirin-Sozialpreis nominiert.


Literatur

1.
Schlaud M, Atzpodien K, Thierfelder W. Allergische Erkrankungen. Ergebnisse aus dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS). Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz. 2007;50(5-6):701-10.
2.
Bornemann R, Hagemeister K. Allergie und Schule –– was juckt mich das? Erste Ergebnisse eines Grundschulprojekts in Bielefeld (1. Projektphase 2008). Allergo-Journal. 2010;19(3):183-4.
3.
Aspirin-Sozialpreis. http://www.aspirin-sozialpreis.de/?p=2757 External link