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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Häufigkeit und Versorgungsmerkmale der Herzinsuffizienz – Sekundärdatenanalyse einer Versichertenstichprobe

Meeting Abstract

  • Jan Heidrich - BIPS, Universität Bremen, Bremen
  • Rafael Mikolajczyk - BIPS, Universität Bremen, Bremen
  • Susanne Augustin - BIPS, Universität Bremen, Bremen
  • Edeltraut Garbe - BIPS, Universität Bremen, Bremen

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds325

doi: 10.3205/11gmds325, urn:nbn:de:0183-11gmds3251

Published: September 20, 2011

© 2011 Heidrich et al.
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Hintergrund: Herzinsuffizienz (HI) ist eine der häufigsten Erkrankungen in Industrienationen. Für Deutschland liegen derzeit wenige Daten zu Erkrankungshäufigkeiten und Versorgungsmerkmalen der Herzinsuffizienz vor. Ziel der vorliegenden Studie war es, diese Parameter anhand einer Versichertenstichprobe zu untersuchen.

Material und Methoden: Es wurden Daten einer gesetzlichen Krankenversicherung der Jahre 2004-2006 analysiert. Die Versichertenpopulation im Untersuchungszeitraum zeigte sich stabil und umfasste im Jahr 2006 223.769 Personen. Herzinsuffizienzfälle wurden mittels eines Algorithmus, der auf ambulanten und stationären ICD-10 Diagnosen sowie der Verordnung einer in Behandlungsleitlinien genannten medikamentösen Therapie basiert, identifiziert. Das erste Ereignis, das ein Bestandteil der HI-Definition gemäß dem Algorithmus war, wurde als Indexdiagnose bezeichnet. Inzidenz, Prävalenz und Versorgungsmerkmale wurden stratifiziert nach Kalenderjahr und Geschlecht berichtet. Für die Inzidenzberechnung wurden nur Personen mit einer vorangehenden, mindestens einjährigen Versicherungsperiode ohne HI-Diagnose und spezifische Therapie berücksichtigt.

Ergebnisse: Die altersstandardisierte Inzidenz betrug im Jahr 2005 15,4/1000 Personenjahre (PJ) (95% KI: 14,7-16,0) für Männer und 12,5/1000 PJ (12,0-13,0) für Frauen. Die Zahlen für 2006 lauten: Männer 14,0/1000 PJ (13,4-14,6), Frauen 11,0/1000 PJ (10,6-11,5). Die altersstandardisierte Prävalenz nahm im Untersuchungszeitraum von 2,1% bei Männern und 2,0% bei Frauen im Jahr 2004 auf 2,6% bei Männern und 2,3% bei Frauen in 2006 zu. Inzidenz und Prävalenz stiegen ab dem Alter von 50 Jahren deutlich an: die Prävalenz betrug im Jahr 2006 im Alter 40-50 Jahre 0,8% (Männer) bzw. 0,6 % (Frauen), im Alter 70-80 Jahre 16,0% bzw. 14,4%. Von den identifizierten HI-Fällen wurden im Jahr 2006 31,1% der Männer und 28,7% der Frauen stationär mit einer HI-Diagnose behandelt. Die mediane Verweildauer betrug 22 (Männer) bzw. 20 (Frauen) Tage. HI-Patienten wiesen rund doppelt so viele jährliche Arztkontakte auf wie Personen ohne HI (43 vs. 20). Die Überlebenszeitanalyse zeigt eine deutliche Abhängigkeit vom Schweregrad der Herzinsuffizienz: so hatten sechs Monate nach Indexdiagnose im Vergleich zum NYHA-Stadium 1 Männer mit höhergradiger Herzinsuffizienz ein um den Faktor 1,2 (NYHA 2), 2,3 (NYHA 3) und 5,9 (NYHA 4) erhöhtes Sterblichkeitsrisiko; Frauen entsprechend 2,3, 2,8 und 6,6. Die dargestellten Auswertungen sollen zusätzlich mit einer größeren Versichertenstichprobe von drei Krankenkassen, die rund 6 Millionen Versicherte umfasst, durchgeführt werden.

Diskussion: Inzidenz und Prävalenz der Herzinsuffizienz in der Versichertenstichprobe waren vergleichsweise hoch und weisen auf die bevölkerungsmedizinische Bedeutung dieses Krankheitsbildes hin. Methodische Aspekte wie beispielsweise Diagnosekodierungen tragen möglicherweise zu diesem Ergebnis bei. Die Versichertenstichprobe ermöglichte eine differenzierte Beschreibung der gegenwärtigen Versorgungssituation.