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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Inzidenz der Migräne und des Spannungskopfschmerzes in unterschiedlich definierten Risikopopulationen – Ergebnisse der DMKG Studie

Meeting Abstract

  • Laura Khil - WWU Münster, Münster
  • Volker Pfaffenrath - Neurologische Praxis, München
  • Stafan Evers - Universitätsklinikum Münster, Münster
  • Andreas Straube - Klinikum Großhadern, München
  • Klaus Berger - WWU Münster, Münster

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds309

doi: 10.3205/11gmds309, urn:nbn:de:0183-11gmds3096

Published: September 20, 2011

© 2011 Khil et al.
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Mit einer Lebenszeitprävalenz von 66% sind primäre Kopfschmerzerkrankungen ein globales Public Health Problem [1]. Die beiden häufigsten Formen primärer Kopfschmerzerkrankungen sind die Migräne und der Spannungskopfschmerz (SPKS). Im Gegensatz zu den zahlreichen publizierten Studien zur Prävalenz dieser beiden Kopfschmerzformen gibt es in der internationalen Literatur bisher nur sehr wenige publizierte, prospektive Studien, die Zahlen zur Inzidenz liefern. Eine einzige Studie untersuchte bis dato die Inzidenz des SPKS [2] und 5 prospektive Studien die Inzidenz der Migräne [2], [3], [4], [5], [6] Ein bedeutsames methodisches Problem ist hier jedoch die heterogene Definition der ‚Population at risk’, die einen Vergleich der ermittelten Inzidenzen erschwert oder gar unmöglich macht.

Das Ziel der vorliegenden Studie war die Erhebung der Inzidenz der Migräne und des SPKS in der Dortmunder Gesundheitsstudie (DHS) anhand der neuen International Headache Society- (IHS-) Klassifikation [7] und in drei unterschiedlich definierten Risikopopulationen.

Datenbasis war die DHS. Sie ist Teil der epidemiologischen Kopfschmerzstudie der DMKG (Deutsche Migräne und Kopfschmerzgesellschaft). Die Basiserhebung fand zwischen Oktober 2003 und September 2004 statt. Die Auswahl der Teilnehmer erfolgte anhand einer nach 5-Jahres-Altersgruppen und nach Geschlecht stratifizierten Zufallsstichprobe aller Einwohner im Alter von 25- 75 Jahren. Die Nachbefragung erfolgte im Mittel 2,2 Jahre nach der Basiserhebung mit einem standardisierten postalischen Fragebogen. Zur Erhebung und Klassifikation wurde das gleiche Fragenmodul verwendet wie in der Basiserhebung. Es beinhaltet Fragen zur 12-Monatsprävalenz von Kopfschmerzen und zur Kopfschmerzklassifikation nach den neuen Kriterien der IHS. Die kumulative Inzidenz und die Inzidenzrate der Migräne und des SPKS wurden in drei unterschiedlich definierten Risikopopulationen innerhalb der Studie bestimmt. Die erste Definition umfasste alle Teilnehmer ohne Kopfschmerzen zur Basiserhebung. Die zweite schloss alle Teilnhemer ein, die keine Migräne bzw. SPKS zum Basiszeitpunkt hatten und die dritte Definition berücksichtigte diejenigen, die keine Migräne und keine SPKS zum Basiszeitpunkt angaben. Die Analyse der Daten erfolgte mit SPSS® Version 18 und SAS® Version 9.2.

Von 1.312 Teilnehmern nahmen 1.122 an der Nachbefragung teil (85.5%). Die drei Risikopopulationen unterschieden sich erheblich in der Anzahl der „unter Risiko“ stehenden Personen, Geschlecht, Alter und der ermittelten Inzidenz. Die kumulative Inzidenz der Migräne lag je nach Definition der Risikopopulation zwischen 0 % und 3,8 % und die Inzidenz des SPKS zwischen 5,3 % und 9,5 %.

Schlussfolgerung: Die Definition der Risikopopulation beeinflusst die Charakteristika der Stichprobe und die geschätzte Inzidenz erheblich. Eine standardisierte Definition der Risikopopulation ist demnach unerlässlich, um eine Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Kohortenstudien zum Kopfschmerz gewährleisten zu können.


Literatur

1.
Stovner L, et al. The global burden of headache: a documentation of headache prevalence and disability worldwide. Cephalalgia. 2007;27(3):193-210.
2.
Lyngberg AC, et al. Incidence of primary headache: a Danish epidemiologic follow-up study. Am J Epidemiol. 2005;161(11):1066-73.
3.
Breslau N, Chilcoat HD, Andreski P. Further evidence on the link between migraine and neuroticism. Neurology. 1996;47(3):663-7.
4.
Breslau N, et al. Joint 1994 Wolff Award Presentation. Migraine and major depression: a longitudinal study. Headache. 1994;34(7):387-93.
5.
Swartz KL, Pratt LA, Armenian HK, Lee LC, Eaton WW. Mental disorders and the incidence of migraine headaches in a community sample: results from the Baltimore Epidemiologic Catchment area follow-up study. Arch Gen Psychiatry. 2000;57(10):945-50.
6.
Breslau N, et al. Comorbidity of migraine and depression: investigating potential etiology and prognosis. Neurology. 2003;60(8):1308-12.
7.
Headache Classification Subcommittee of the International Headache Society. The International Classification of Headache Disorders: 2nd edition. Cephalalgia. 2004;24 (Suppl 1):9-160.