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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Effekte der Delegation hausärztlicher Hausbesuche auf die Patientenzahl in den Hausarztpraxen eines MVZ

Meeting Abstract

  • Neeltje van den Berg - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald
  • Romy Heymann - LS für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Gesundheitsmanagement, Universität Greifswald, Greifswald
  • Claudia Meinke - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald
  • Steffen Fleßa - LS für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Gesundheitsmanagement, Universität Greifswald, Greifswald
  • Wolfgang Hoffmann - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds275

doi: 10.3205/11gmds275, urn:nbn:de:0183-11gmds2757

Published: September 20, 2011

© 2011 van den Berg et al.
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Text

Einleitung: In den AGnES-Projekten wurden hausärztliche Hausbesuche an qualifizierte PraxismitarbeiterInnen (AGnES-Fachkräfte) delegiert. Hauptziel war die Entlastung des Hausarztes, um diesen in der Lage zu versetzen, mehr Patienten zu behandeln [1]. In einer früheren Analyse wurde bereits nachgewiesen, dass die Hausärzte während der Intervention (Inanspruchnahme von AGnES-Leistungen) weniger (insbesondere dringende) Hausbesuche selbst durchführten [2]. Am Beispiel des Modellprojektes AGnES-Brandenburg (Implementation von drei AGnES-Fachkräften in einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) mit insgesamt sechs Hausärzten) wurde hier analysiert, welche Auswirkungen die Unterstützung durch die AGnES-Fachkräfte auf die Gesamtanzahl der Patienten in den teilnehmenden Hausarztpraxen hatte.

Methoden: Die benötigten Daten wurden aus den Abrechungsdaten des MVZ erhoben. Für die zwei nicht-teilnehmenden Hausarztpraxen und für die vier teilnehmenden Hausarztpraxen wurde für jeweils vier Quartale vor und sechs Quartale während der Intervention die durchschnittliche Anzahl der behandelten Patienten/Quartal berechnet,. Die ersten zwei Quartale des Interventionszeitraums wurden für die Analyse nicht berücksichtigt. Auf der Basis der Patientenzahlen der nicht-teilnehmenden Praxen wurden erwartete Patientenzahlen für die teilnehmenden Praxen berechnet und mit dem McNemar-Test (Chi2-Verfahren für verbundene Stichproben) statistisch analysiert.

Ergebnisse: Bei den nicht-teilnehmenden Hausarztpraxen betrug die durchschnittliche Anzahl der Patienten in den vier Quartalen vor der Intervention 473/Quartal, in den sechs Quartalen während der Intervention 518/Quartal. Bei den teilnehmenden Praxen betrugen die Patientenzahlen 1245/Quartal vor der Intervention und 1404/Quartal während der Intervention. Die nicht-teilnehmenden Praxen zeigten im Vergleich zu den Quartalen vor der Intervention in den Quartalen während der Intervention eine durchschnittliche Zunahme der Patientenzahlen um 9,7%. In den am Projekt teilnehmenden Hausarztpraxen betrug die durchschnittliche Zunahme der Patientenzahlen 12,7% (p<0,0001).

Diskussion: Zwar ist die Zunahme der Patientenzahlen im Vergleich zwischen den Hausarztpraxen mit und ohne AGnES-Fachkraft statistisch signifikant, der Unterschied, der auf die Intervention zurückzuführen ist, beträgt dennoch nur etwa 3 Prozentpunkte. Absolut wurden in den untersuchten am Projekt teilnehmenden Praxen durchschnittlich 159 (Gesamterhöhung) und 40 (Erhöhung durch die Intervention) Patienten pro Quartal mehr behandelt. Der vergleichsweise geringe Anstieg kann damit zusammenhängen, dass innerhalb der Region, in der das AGnES-Projekt durchgeführt wurde, nur eine kleine Teilregion tatsächlich hausärztlich unterversorgt war und daher kein größeres Patientenpotential in der Region vorhanden war. Interessant ist, dass die AGnES-Leistungen nur von den großen Hausarztpraxen im MVZ in Anspruch genommen wurden.

Schlussfolgerung: Obwohl der Anstieg der Patientenzahlen durch die AGnES-Intervention vergleichsweise gering war, wurde in dieser Analyse gezeigt, dass eine tatsächliche Erhöhung der Patientenzahlen in einer Hausarztpraxis durch die Implementierung des AGnES-Konzeptes möglich ist. In tatsächlich unterversorgten Regionen ist ein höherer Anstieg zu erwarten.


Literatur

1.
van den Berg N, Meinke C, Heymann R, Fiß T, Suckert E, Pöller C, Dreier A, Rogalski H, Karopka T, Oppermann R, Hoffmann W. AGnES: Hausarztunterstützung durch qualifizierte Praxismitarbeiter - Evaluation der Modellprojekte: Qualität und Akzeptanz. Deutsches Ärzteblatt. 2009;106(1-2):3-9.
2.
van den Berg N, Meinke C, Matzke M, Heymann R, Fleßa S, Hoffmann W. Delegation of GP-home visits to qualified practice assistants: assessment of economic effects in an ambulatory healthcare centre. BMC Health Services Research. 2010;10:155.