gms | German Medical Science

MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Patientenbezogene Evaluation eines ärztlichen Betreuungs- und Behandlungsnetzwerkes für Demenzpatienten: Ergebnisse der prospektiven IDemUck-Studie

Meeting Abstract

  • Konstanze Fendrich - Institut für Community Medicine, Universität Greifswald, Greifswald
  • Claudia Meinke - Institut für Community Medicine, Universität Greifswald, Greifswald
  • Thomas Fiß - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Greifswald
  • Stefan Weiß - ,
  • Romy Heymann - ,
  • Wolfgang Hoffmann - Institut für Community Medicine, Universität Greifswald, Greifswald

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds274

doi: 10.3205/11gmds274, urn:nbn:de:0183-11gmds2745

Published: September 20, 2011

© 2011 Fendrich et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Hintergrund: Im Interdisziplinären Betreuungs- und Behandlungsnetz für Demenzpatienten im Landkreis Uckermark (IDemUck) bilden die Fachabteilungen der regionalen Krankenhäuser, niedergelassene Haus- und Fachärzte, Pflegende und Angehörige von Sozialberufen ein Netzwerk zur Früherkennung und Begleitung von Demenzpatienten. Durch eine definierte Aufgabenverteilung und abgestimmte Behandlungspfade innerhalb des fachübergreifenden Netzwerkes sollen eine frühzeitige Diagnosestellung der Demenzerkrankung und eine Optimierung der demenzspezifischen Arzneimitteltherapie erfolgen. Die Selbstständigkeit des Patienten soll möglichst lang erhalten bleiben, die Teilnahme am sozialen und gesellschaftlichen Leben unterstützt sowie der Umzug in eine stationäre Pflegeeinrichtung zeitlich hinausgezögert werden.

Ziel der IDemUck-Studie war es, das Konzept des Netzwerkes hinsichtlich relevanter patientenbezogener Outcomes zu evaluieren.

Methoden: Die IDemUck-Studie ist eine cluster-randomisierte kontrollierte prospektive Studie mit N=235 Demenzpatienten (Interventionsgruppe: N=118, Kontrollgruppe: N=117) und deren betreuenden Angehörigen (N=184). Eingeschlossen wurden noch in der Häuslichkeit lebende Patienten mit einem DemTect-Wert von ≤ 8 Punkten und einem GDS-Wert von ≤ 10 Punkten. Die Patienten der Interventionsgruppe wurden entsprechend den Algorithmen des Netzwerkes, diejenigen der Kontrollgruppe entsprechend des „care as usual“ Ansatzes behandelt. Alle Patienten und Angehörigen wurden mit einem standardisierten Interview durch spezifisch geschultes Studienpersonal befragt (z.B. Soziodemographie, Inanspruchnahme, Medikation, gesundheitsbezogene Lebensqualität [SF 36], Angehörigenbelastung [BIZA-D]). Die kognitive Leistungsfähigkeit der Patienten wurde mit der CERAD-Testbatterie getestet. Die Datenerhebungen erfolgten an zwei Zeitpunkten (baseline; 6- bzw. 12-Monats-follow-up).

Ergebnisse: Von den hinsichtlich Demenz positiv gescreenten Probanden, erfüllten N=235 alle weiteren Einschlusskriterien und nahmen an der Studie teil (Response: 82,5%, Alter: 55-100 Jahre). Zum Zeitpunkt der baseline-Erhebung bestanden keine Unterschiede zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe hinsichtlich des kognitiven und soziodemografischen Status, der Medikation, Lebensqualität oder Angehörigenbelastung.

Die Inanspruchnahme eines Neurologen innerhalb von sechs Monaten vor dem Befragungszeitpunkt lag in der Interventionsgruppe deutlich höher als in der Kontrollgruppe (follow-up: 24,4% vs. 10,9%; p<0.05). In der Interventionsgruppe stieg der Anteil von Probanden, die ein Antidementivum einnahmen von 26,5% (baseline) auf 51,6% (follow-up), in der Kontrollgruppe hingegen nur von 27,1% auf 35,9% (p<0.05). Durch das Netzwerk konnten keine signifikanten Effekte auf die insgesamt sehr niedrige Heimeinweisungsrate, die Lebensqualität oder die Angehörigenbelastung erzielt werden.

Diskussion: IDemUck ist eine der wenigen Studien, die in einem prospektiven kontrollierten randomisierten Design die Effekte strukturierter Behandlungsalgorithmen auf Patienten mit Demenz und deren Angehörige ergebnisbasiert untersucht hat. Die IDemUck-Studie liefert wichtige Ansatzpunkte für die Weiterentwicklung der Netzwerkarbeit, aber auch für die Ausgestaltung weiterer neuartiger Versorgungskonzepte für Demenzerkrankte. Für zukünftige Studien wünschenswert ist ein längerer follow-up Zeitraum, um beispielsweise Effekte der Netzwerkarbeit auf die Heimübertrittsrate besser analysieren zu können.