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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Hat die Körperfettverteilung einen BMI-unabhängigen Einfluss auf den Sexualhormonspiegel nach der Menopause?

Meeting Abstract

  • Stefanie Liedtke - Deutsches Krebsforschungszentrum, Arbeitsgruppe Umweltepidemiologie, Heidelberg
  • Martina Schmidt - Deutsches Krebsforschungszentrum, Arbeitsgruppe Umweltepidemiologie, Heidelberg
  • Alina Vrieling - Deutsches Krebsforschungszentrum, Abteilung Krebsepidemiologie, Heidelberg
  • Annekatrin Lukanova - Deutsches Krebsforschungszentrum, Abteilung Krebsepidemiologie, Heidelberg
  • Susen Becker - Deutsches Krebsforschungszentrum, Abteilung Krebsepidemiologie und Universitätsklinikum Leipzig AöR, Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik, Heidelberg und Leipzig
  • Rudolf Kaaks - Deutsches Krebsforschungszentrum, Abteilung Krebsepidemiologie, Heidelberg
  • Jenny Chang-Claude - Deutsches Krebsforschungszentrum, Abteilung Krebsepidemiologie, Heidelberg
  • Karen Steindorf - Deutsches Krebsforschungszentrum, Arbeitsgruppe Umweltepidemiologie und Nationales Tumorzentrum, Abteilung Präventive Onkologie, Heidelberg

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds220

doi: 10.3205/11gmds220, urn:nbn:de:0183-11gmds2202

Published: September 20, 2011

© 2011 Liedtke et al.
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Text

Hintergrund: Ein erhöhter Blutspiegel von Östrogenen und Androgenen [1] sowie ein niedriger Spiegel von SHBG (Sexualhormon-bindendes Globulin) [2] gelten als gesicherte Risikofaktoren für postmenopausalen Brustkrebs. Entsprechend der Tatsache, dass die Umwandlung von Androgenen in Östrogene nach der Menopause vornehmlich im Körperfett stattfindet [3], wurde in vielen Studien ein positiver Zusammenhang zwischen der Höhe des BMI (Body Mass Index) und der Höhe des Sexualhormonspiegels bei postmenopausalen Frauen beobachtet [z.B. [4], [5]]. Nach wie vor ist ungeklärt, ob unabhängig vom BMI auch die Körperfettverteilung (insbesondere abdominal vs. peripher) einen Einfluss auf den Hormonspiegel und damit auch auf das Brustkrebsrisiko hat.

Methoden: Wir analysierten bei 1180 postmenopausalen Frauen die Blutserumkonzentrationen der Sexualhormone Estron, Estradiol, Androstendion und Testosteron sowie von SHBG. Alle Frauen hatten als Kontrollpersonen an der deutschen Fall-Kontroll Studie MARIE teilgenommen. Mit Hilfe von log-linearen Regressionsmodellen und partiellen Korrelationsanalysen wurde in einer Querschnittsanalyse der Zusammenhang zwischen den gemessenen Sexualhormonen und verschiedenen Markern einer abdominalen (Taillenumfang; Waist-to-Hip Ratio, WHR) und peripheren (Hüftumfang) Fettverteilung untersucht. Alle statistischen Modelle wurden für verschiedene Reproduktions- und Lebensstilfaktoren adjustiert, von denen ein Einfluss auf den Hormonspiegel entweder vermutet wird oder als gesichert gilt. Zentrale Fragestellung war, ob beobachtete Assoziationen von Taille, WHR und Hüfte mit den Sexualhormonen bestehen bleiben, nachdem zusätzlich für BMI adjustiert wird. Wir haben außerdem untersucht, ob sich bei den Assoziationen Unterschiede zwischen verschiedenen BMI-Kategorien (<25, 25-29.9, ≥30 kg/m2) erkennen lassen.

Ergebnisse: Alle drei anthropometrischen Variablen waren positiv mit den Hormonen Estron, Gesamt-Estradiol, freies Estradiol und freies Testosteron assoziiert; mit SHBG bestand ein inverser Zusammenhang. Taillenumfang und WHR zeigten auch nach Adjustierung für BMI noch signifikante Assoziationen mit freiem Estradiol, freiem Testosteron sowie mit SHBG. Für den Hüftumfang wurde kein BMI-unabhängiger Zusammenhang mit den Hormonen oder SHBG gefunden. Stratifiziert nach BMI waren die signifikanten Korrelationen von Taillenumfang und WHR mit freiem Estradiol, freiem Testosteron und SHBG auf Frauen mit einem BMI <30 kg/m2 beschränkt. Für den Hüftumfang ließ sich hingegen kein schlüssiger Einfluss der BMI-Kategorien auf die Korrelationen erkennen.

Schlussfolgerungen: Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass nach der Menopause eine abdominale, nicht aber eine periphere Fettverteilung unabhängig vom BMI mit freiem Estradiol, freiem Testosteron sowie mit SHBG assoziiert ist. Es ist daher möglich, dass die Größe des Taillenumfangs oder des WHR auch einen BMI-unabhänigen Einfluss auf das postmenopausale Brustkrebsrisiko hat. Dies scheint insbesondere für Frauen zu gelten, die nicht adipös sind.


Literatur

1.
Hankinson SE, Eliassen AH. Endogenous estrogen, testosterone and progesterone levels in relation to breast cancer risk. J Steroid Biochem Mol Biol. 2007;106:24-30.
2.
Fortunati N, Catalano MG, Boccuzzi G, Frairia R. Sex Hormone-Binding Globulin (SHBG), estradiol and breast cancer. Mol Cell Endocrinol. 2010;316:86-92.
3.
Simpson ER, Merrill JC, Hollub AJ, Graham-Lorence S, Mendelson CR. Regulation of estrogen biosynthesis by human adipose cells. Endocr Rev. 1989;10:136-48.
4.
Rinaldi S, Key TJ, Peeters PH, et al. Anthropometric measures, endogenous sex steroids and breast cancer risk in postmenopausal women: a study within the EPIC cohort. Int J Cancer. 2006;118:2832-9.
5.
Lukanova A, Lundin E, Zeleniuch-Jacquotte A, et al. Body mass index, circulating levels of sex-steroid hormones, IGF-I and IGF-binding protein-3: a cross-sectional study in healthy women. Eur J Endocrinol. 2004;150:161-71.