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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Potenzial für die Senkung der Brustkrebsinzidenz bei postmenopausalen Frauen durch körperliche Aktivität

Meeting Abstract

  • Benjamin Barnes - Zentrum für Krebsregisterdaten, Robert Koch-Institut / Arbeitsgruppe Umweltepidemiologie, Deutsches Krebsforschungszentrum, Berlin/Heidelberg
  • Karen Steindorf - Arbeitsgruppe Umweltepidemiologie, Deutsches Krebsforschungszentrum / AG Körperliche Aktivität und Krebs, Abteilung Präventive Onkologie, Nationales Centrum für Tumorerkrankungen, Heidelberg
  • Rebecca Hein - Abteilung Epidemiologie von Krebserkrankungen, Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg
  • Dieter Flesch-Janys - Universitäres Cancer Center, Abteilung Krebsepidemiologie, klinisches Krebsregister, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
  • Jenny Chang-Claude - Abteilung Epidemiologie von Krebserkrankungen, Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds208

doi: 10.3205/11gmds208, urn:nbn:de:0183-11gmds2084

Published: September 20, 2011

© 2011 Barnes et al.
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Text

Hintergrund: Der protektive Effekt von körperlicher Aktivität auf das Brustkrebsrisiko, insbesondere bei postmenopausalen Frauen, wurde in vielen Studien gezeigt [1]. Das attributable Risiko von körperlicher Aktivität (der Anteil der inzidenten Brustkrebsfälle, der durch körperliche Aktivität vermieden werden könnte) wurde dagegen von nur wenigen Studien untersucht. Nur eine davon [2] hat die Heterogenität von Brustkrebs hinsichtlich des Hormonrezeptor-Status berücksichtigt.

Material und Methoden: Wir analysierten Daten von 3.074 invasiven Brustkrebsfällen und 6.386 Kontrollen aus der MARIE-Studie, einer großen bevölkerungsbezogenen Fall-Kontroll-Studie zu Risikofaktoren für postmenopausalen Brustkrebs, die 2002 bis 2005 in Deutschland durchgeführt wurde [3]. Teilnehmerinnen gaben Informationen zu Brustkrebsrisikofaktoren an, unter anderem zu ihrer typischen körperlichen Aktivität seit dem 50. Lebensalter. Mit multivariablen logistischen Regressionsmodellen berechneten wir adjustierte Odds-Ratios (OR) und, erstmals für die deutsche Bevölkerung, attributable Risiken für körperliche Aktivität [4]. Mit multivariablen polynomialen Regressionsmodellen berechneten wir auch OR und attributable Risiken für Brustkrebssubtypen in Abhängigkeit vom Östrogen- bzw. Progesteron-Rezeptor- (ER bzw. PR) Status des Brusttumors.

Ergebnisse: Das adjustierte OR mit 95%-Konfidenzinterval (95%-KI) für Frauen im niedrigsten gegenüber Frauen im höchsten Quintil von körperlicher Aktivität für invasiven Brustkrebs insgesamt war 1,23 (1,07–1,43). Bei Berücksichtigung des ER- bzw. PR-Status war nur das OR für ER+/PR+ Tumore statistisch signifikant: 1,37 (1,15–1,62). Die attributablen Risiken (mit 95%-KI) für körperliche Aktivität waren 12,8% (5,5%–20,8%) für invasiven Brustkrebs insgesamt und 25,3% (20,9%–29,7%) für ER+/PR+ Tumore. Im Vergleich dazu war das attributable Risiko für eine familiäre Brustkrebsvorbelastung 5,7% (4,1%–7,5%) für invasiven Brustkrebs insgesamt und 5,6% (3,4%–7,7%) für ER+/PR+ Tumore.

Diskussion: Diese Studie hat die Auswirkung des Effekts körperlicher Inaktivität auf die Brustkrebsinzidenz in Deutschland zum ersten Mal untersucht. Das attributable Risiko für Brustkrebs insgesamt (12,8%) und das für ER+/PR+ Tumore (25,3%) deuten auf ein großes Potential für die Reduzierung der Brustkrebsinzidenz bei postmenopausalen Frauen durch erhöhte körperliche Aktivität hin.


Literatur

1.
Friedenreich CM, Neilson HK, Lynch BM. State of the epidemiological evidence on physical activity and cancer prevention. Eur J Cancer. 2010;46(14):2593-604.
2.
Bardia A, et al. Recreational physical activity and risk of postmenopausal breast cancer based on hormone receptor status. Arch Intern Med. 2006;166(22):2478-83.
3.
Flesch-Janys D, et al. Risk of different histological types of postmenopausal breast cancer by type and regimen of menopausal hormone therapy. Int J Cancer. 2008;123(4):933-41.
4.
Barnes BB, et al. Population attributable risk of invasive postmenopausal breast cancer and breast cancer subtypes for modifiable and non-modifiable risk factors. Cancer Epidemiol. 2010 [Epub ahead of print]. DOI: 10.1016/j.canep.2010.11.003 External link