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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Pränatale Risikofaktoren und anorektale Fehlbildungen – Eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse

Meeting Abstract

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  • Nadine Zwink - Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Heidelberg
  • Ekkehart Jenetzky - Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Heidelberg
  • Hermann Brenner - Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Heidelberg

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds181

doi: 10.3205/11gmds181, urn:nbn:de:0183-11gmds1812

Published: September 20, 2011

© 2011 Zwink et al.
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Hintergrund: Anorektale Fehlbildungen (ARM) sind schwere angeborene Fehlbildungen, den Enddarm betreffend. Jährlich werden in Deutschland etwa 250 Kinder geboren, entsprechend einer Häufigkeit von ca. 1 auf 2.500 Lebendgeburten [1], [2]. Die Ursachen dieser Fehlentwicklungen sind noch weitgehend unbekannt. Neben genetischen Faktoren werden Zusammenhänge mit pränatalen Expositionen der Eltern zu Nikotin, Alkohol, Koffeinkonsum, Drogen, Übergewicht bzw. Fettleibigkeit, Diabetes mellitus und Berufsrisiken als Umweltfaktoren vermutet. Um Aussagen über den derzeitigen Kenntnisstand zwischen pränatalen Risikofaktoren der Eltern und ARM treffen zu können, wurde eine systematische Übersichtsarbeit und eine zusätzliche Metaanalyse durchgeführt.

Material und Methode: Relevante Studien, bis August 2010 veröffentlicht, wurden durch eine systematische Literatursuche in den Datenbanken PubMed, EMBASE, ISI Web of Knowledge und der Cochrane Library ermittelt. Des Weiteren wurden zusammenhängende Publikationen und Querverweise auf andere Artikel berücksichtigt. Um Aussagen über Zusammenhänge von mütterlichem und väterlichem Rauchen, mütterlichem Alkoholkonsum, Untergewicht (Body-Mass-Index [BMI] <18.5), Übergewicht (BMI 25-29.9), Fettleibigkeit (BMI ≥30) und mütterlichem Diabetes mellitus mit ARM treffen zu können, wurden jeweils gepoolte Odds Ratios (95% Konfidenzintervalle) mittels Metaanalysen bestimmt.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 22 englischsprachige Studien im Zeitraum von 1981 bis Juni 2010 gefunden, die über eine Assoziation zwischen pränatalen Risikofaktoren und ARM berichteten. Diese wurden in den Vereinigten Staaten von Amerika (n=12), Spanien (n=2), Schweden (n=2), den Niederlanden (n=2), Japan (n=1), Deutschland (n=1), Frankreich (n=1) und Ungarn (n=1) durchgeführt. Allerdings haben nur wenige Studien dieselben Risikofaktoren untersucht. Die Studien waren sehr heterogen im Hinblick auf Fallzahl, Kontrollgruppe und Adjustierung von Kovariablen. Der Erfassungszeitraum reichte von 1 Jahr bis 29 Jahren. Konsistent erhöhte Risiken wurden bei väterlichem Rauchen, mütterlichem Übergewicht, mütterlicher Fettleibigkeit und mütterlichem Diabetes mellitus gefunden. Die jeweiligen gepoolten Odds Ratios (95% Konfidenzintervalle) für väterliches Rauchen, mütterliches Übergewicht, mütterliche Fettleibigkeit, mütterlicher Diabetes vor der Schwangerschaft und Schwangerschaftsdiabetes waren 1.52 (1.04–2.26), 1.25 (1.07–1.47), 1.64 (1.35–2.00), 4.51 (2.55–7.97) und 1.81 (1.23–2.65).

Diskussion/Schlussfolgerung: Der Nachweis von Risikofaktoren für anorektale Fehlbildungen aus epidemiologischen Studien ist weiterhin sehr begrenzt möglich. Die wenigen Studien, die zu diesem Thema zur Verfügung stehen deuten jedoch darauf hin, dass väterliches Rauchen, mütterliches Übergewicht, mütterliche Fettleibigkeit und mütterlicher Diabetes mellitus mit einem erhöhten Risiko für ARM verbunden sind. Genaue Erkenntnisse über den Einfluss von Risikofaktoren auf die Entwicklung von ARM sind jedoch nur mit Hilfe weiterer, idealerweise groß angelegter multizentrischer und registerbasierter Studien möglich.


Literatur

1.
International Clearinghouse Birth Defects Surveillance and Research. Annual report 2007: with data for 2005. Available from: http://www.icbdsr.org/filebank/documents/ar2005/Report2007.pdf [letzter Zugriff 14.04.2011] External link
2.
Jenetzky E. Prevalence estimation of anorectal malformations using German diagnosis related groups system. Pediatr Surg Int. 2007;23:1161-5.