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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Assoziation der Schlafdauer mit chronischen Erkrankungen in der European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC)-Potsdam-Studie

Meeting Abstract

  • Anne von Ruesten - Deutsches Institut für Ernährungsforschung, Nuthetal
  • Heiner Boeing - Deutsches Institut für Ernährungsforschung, Nuthetal
  • Ingo Fietze - Charité Universitätsmedizin, Berlin
  • Cornelia Weikert - Deutsches Institut für Ernährungsforschung, Nuthetal

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds167

doi: 10.3205/11gmds167, urn:nbn:de:0183-11gmds1676

Published: September 20, 2011

© 2011 von Ruesten et al.
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Hintergrund: Angesichts nachteiliger Veränderungen des Schlafverhaltens in den westlichen Industriegesellschaften stellt sich die Frage nach langfristigen gesundheitlichen Konsequenzen von bestimmten Schlafgewohnheiten, insbesondere einer unterschiedlichen Schlafdauer. In der Literatur gibt es Hinweise, dass ein Schlafdefizit mit metabolischen Konsequenzen einhergeht und somit einen Risikofaktor für Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und möglicherweise auch für maligne Erkrankungen darstellen könnte. Auch bei einer erhöhten Schlafdauer (>8-9 Stunden) zeigt sich eine Risikoerhöhung für Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes.

Methoden: Datengrundlage ist die subjektive Schlafdauer aus dem Baseline-Interview von 23 620 Teilnehmern im Alter von meist 35-65 Jahren der EPIC–Potsdam-Studie. Während einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 7,8 Jahren wurden 841 inzidente Fälle von Typ-2-Diabetes, 197 Fälle von Herzinfarkt, 169 Fälle von Schlaganfall und 846 Krebsfälle (jeweils als Erstdiagnose) erfasst. Die Assoziation der Schlafdauer (5 Kategorien: <6, 6- <7, 7- <8, 8- <9 und ≥9 Stunden pro Tag) mit dem Risiko von inzidenten Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs wurde mittels Cox Proportional Hazard Regression untersucht.

Ergebnisse: Im geschlechts- und altersadjustierten Modell war eine Schlafdauer von <6 Stunden im Vergleich zu einer Schlafdauer von 7- <8h Stunden pro Tag mit chronischen Erkrankungen insgesamt (Hazard Ratio (HR) = 1,54; 95% Konfidenzintervall (CI): 1,30-1,83) und allen einzelnen Endpunkten signifikant assoziiert. Auch unter Berücksichtigung einer Vielzahl von klassischen Risikofaktoren beobachteten wir bei einer Schlafdauer von <6 Stunden verglichen mit der von 7- <8 Stunden pro Tag ein signifikant erhöhtes Risiko für Schlaganfall (HR = 2,06; 95% CI: 1,18-3,59), Krebs (HR = 1,43; 95% CI: 1,09-1,87) und chronische Erkrankungen insgesamt (HR = 1,31; 95% CI: 1,10-1,55). Hingegen wurde das Risiko für Typ-2-Diabetes und Herzinfarkt durch multivariable Adjustierung deutlich abgeschwächt und war nicht mehr signifikant erhöht.

Im multivariablen Modell wurde auch bei einer Schlafdauer von ≥9 Stunden im Vergleich zu 7- <8h pro Tag eine Risikoerhöhung für den Schlaganfall beobachtet (HR = 1,65; 95% CI: 1,00-2,73).

Schlussfolgerung: Weniger als 6 Stunden Schlaf pro Tag ist mit einem erhöhten Risiko von chronischen Erkrankungen, insbesondere von Schlaganfall und Krebs assoziiert. Somit kann eine geringe Schlafdauer ein bedeutsamer Risikofaktor für die Entstehung chronischer Erkrankungen sein.