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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Zum Einfluss von Dieselmotoremissionen auf das Lungenkrebsrisiko – Reanalyse einer Kohortenstudie im Kalibergbau

Meeting Abstract

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  • Matthias Möhner - Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Berlin
  • Norbert Kersten - Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Berlin
  • Johannes Gellissen - Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Berlin

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds115

doi: 10.3205/11gmds115, urn:nbn:de:0183-11gmds1151

Published: September 20, 2011

© 2011 Möhner et al.
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Einleitung: Dieselmotoremissionen (DME) wurden 1989 von der IARC hinsichtlich ihrer Kanzerogenität in die Gruppe 2A (probably carcinogenic to humans) eingestuft. Die meisten Studien basieren jedoch lediglich auf qualitativen bzw. semi-quantitativen Expositionsabschätzungen, weshalb Studien unter Hochexponierten mit quantitativer Expositionsabschätzung erforderlich sind. Verstärkt ist auch auf eine adäquate Kontrolle konkurrierender Risikofaktoren zu achten.

Material und Methode: Die Analyse beruht auf einer historischen Kohortenstudie an rund 6000 Beschäftigten im Kalibergbau, deren Mortalität für die Periode 1970-2001 erhoben wurde [1], [2]. Über einen Abgleich mit dem Gesundheitsdatenarchiv WISMUT (GDAW) wurde die Frage einer früheren Tätigkeit im Uranerzbergbau abgeklärt. Die quantitative Expositionsabschätzung für DME erfolgt unter Nutzung einer meßwertbasierten Job-Exposure-Matrix und unter Berücksichtigung einer 5jährigen Expositionsverzögerung (exposure lagging). In der Reanalyse wird speziell das Problem relevanter beruflicher Vorexpositionen behandelt, insbesondere durch eine frühere Tätigkeit im Uranerzbergbau. Unter Nutzung verschiedener statistischer Methoden (Cox-Modell, Poisson-Modell, eingebettete Fall-Kontroll-Studie) werden die Möglichkeiten erörtert, für berufliche Vorexpositionen zu adjustieren. Vergleiche werden durchgeführt sowohl für Berufsgruppen als auch auf der Basis der Terzile der kumulativen Exposition. Darüber hinaus werden auch Analysen unter der Annahme einer linearen Dosis-Wirkungs-Beziehung durchgeführt.

Ergebnisse: Der Abgleich mit dem GDAW ergab, dass 4 % der Probanden früher im Uranerzbergbau beschäftigt waren. Der Anteil früherer WISMUT-Bergleute unter den Lungenkrebsfällen betrug hingegen 11,5 %. Unter Ausschluss früherer Wismut-Bergleute ergibt sich unter Ansetzung einer nach dem Geburtsjahr gematchten Fall-Kontroll-Studie (Verhältnis Fälle zu Kontrollen 1:5) ein Odds Ratio (OR) von 1,42 [n=24; 95%CI: 0,69 – 2,94] bzw. OR=1,00 [n=18; 95%CI: 0,44-2,29] für das zweite respektive dritte Terzil im Vergleich zu dem Terzil mit der niedrigsten kumulativen Exposition. Wird der Studienansatz jedoch auf die Probanden beschränkt, die ihre Tätigkeit im Kalibergbau als Produktionsarbeiter begonnen hatten und somit deutlich stärker exponiert waren, so ergibt sich unter einem analogen Studienansatz OR=1,43 [n=10; 95%CI: 0,45 – 4,55] bzw. OR=2,22 [n=12; 95%CI: 0,60-8,19] für das zweite respektive dritte Terzil. Unter Ansetzung einer linearen Dosis-Wirkungsbeziehung ergibt sich für die primären Produktionsarbeiter OR=1,32 [95%CI: 0,90 – 1,92] je Kohlenstoff-Feinstaubjahr [1 mg/m³ * Jahr]. Für die Beschäftigten, die primär in der Aufsicht und Wartung beschäftigt waren und somit in deutlich geringerem Maße exponiert waren, konnte kein analoger Zusammenhang gefunden werden. Das Cox-Modell liefert ähnliche Ergebnisse.

Diskussion/Schlussfolgerungen: Auch wenn die Ergebnisse dieser Studie zum Teil widersprüchlich erscheinen, so ergibt die Analyse der Hochexponierten-Gruppe Hinweise auf einen Dosis-Wirkungs-Zusammenhang.


Literatur

1.
Säverin R, Bräunlich A, Dahmann D, Enderlein G, Heuchert G. Diesel exhaust and lung cancer mortality in potash mining. Am J Ind Med. 1999;36:415-422.
2.
Neumeyer-Gromen A, Razum O, Kersten N, Seidler A, Zeeb H. Diesel motor emissions and lung cancer mortality – Results of the second follow-up of a cohort study in potash miners. Int J Cancer. 2009;124:1900-1906.