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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Blutzuckerentgleisung bei schwerstkranken Patienten: Welche Faktoren sind wichtig?

Meeting Abstract

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  • Birgit Hay - Universität Ulm, Ulm
  • Silvia Sander - Universität Ulm, Ulm
  • Manfred Weiß - Universitätsklinik Ulm, Ulm
  • Martina Kron - Universität Ulm, Ulm

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds099

doi: 10.3205/11gmds099, urn:nbn:de:0183-11gmds0995

Published: September 20, 2011

© 2011 Hay et al.
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Motivation: Bei schwerstkranken Patienten der Anästhesiologischen Intensivstation kommt es trotz prophylaktischer intensivierter Insulintherapie (IIT) oft zu extremen Blutzuckerentgleisungen. Da diese Entgleisungen die Organfunktionen und somit auch die Mortalität beeinflussen, ist es das Ziel dieser retrospektiven Erhebung, die Risikofaktoren für diese täglichen Blutzuckerentgleisungen zu identifizieren.

Durchführung und Ergebnisse: Die Daten von erwachsenen Patienten der Jahre 2007 und 2008, die mindestens drei Tage auf der Intensivstation lagen, werden analysiert. Für die Definition der Zielgrößen Hypoglykämie (BZ<80 mg/dl) und Hyperglykämie (BZ≥150 mg/dl) werden die täglich mehrfach gemessenen Blutzuckerwerte genutzt. Als mögliche Einflussfaktoren werden sowohl demographische Parameter (einmalig bei Aufnahme erhoben) als auch klinische Parameter (im Verlauf täglich erhoben) betrachtet. Die Identifikation wichtiger Risikofaktoren erfolgt in SAS 9.2 für die beiden Zielgrößen Hypoglykämie am Untersuchungstag bzw. Hyperglykämie am Untersuchungstag durch multiple logistische Regression mit Messwiederholungen unter Verwendung einer Rückwärtselimination. Es werden sowohl rohe als auch adjustierte Odds Ratios (OR) mit 95%-Konfidenzintervallen (KI) berechnet. Wichtige Prädiktoren für das Auftreten einer Hypoglykämie am Untersuchungstag sind IIT (OR 2.1; 95%-KI 1.7–2.6), Noradrenalingabe (1.4; 1.2–1.8), Steroidgabe (1.3; 1.003–1.7) und Alter (pro Jahr 1.02; 1.01–1.03). Für das Auftreten einer Hyperglykämie am Untersuchungstag zeigen wieder IIT (OR 2.4; 95%-KI 2.0–2.7), Noradrenalingabe (1.4; 1.2–1.6), Steroidgabe (1.4; 1.2–1.7) und Alter (pro Jahr 1.01; 1.01–1.02) einen Einfluss. Zusätzlich sind aber auch noch das Auftreten einer schweren Sepsis an diesem Tag (1.2; 1.1–1.4) und die überweisende Chirurgische Fachabteilung (Bauchchirurgie 0.6; 0.5–0.7, Gefäßchirurgie 0.7; 0.6–0.8, Unfallchirurgie 0.6; 0.5–0.8 versus Neurochirurgie) wichtige Prädiktoren für das Auftreten einer Hyperglykämie.

Schlussfolgerung: Schwerstkranke Patienten der Anästhesiologischen Intensivstation haben ein erhöhtes Risiko für Hypoglykämie bei Vorliegen der Faktoren IIT, Noradrenalingabe, Steroidgabe und höherem Alter. Für das Auftreten von Hyperglykämie sind zusätzlich noch die Faktoren schwere Sepsis und die Überweisung aus der Neurochirurgie von Bedeutung.


Literatur

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Hosmer DW, Lemeshow S. Applied logistic regression. New York: Wiley; 2000.
3.
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