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54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

07. bis 10.09.2009, Essen

Drogenersatztherapie und Versorgung HIV infizierter Klienten: HIV-Diagnostik und HIV-Therapie suboptimal

Meeting Abstract

  • Heiko Jahn - AG 2 Bevölkerungsmedizin und biomedizinische Grundlagen, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld, Bielefeld
  • Tanja Wörmann - AG 2 Bevölkerungsmedizin und biomedizinische Grundlagen, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld, Bielefeld
  • Luise Prüfer-Krämer - Praxis für Innere Medizin, Tropenmedizin, Infektiologie, Bielefeld
  • Alexander Krämer - AG 2 Bevölkerungsmedizin und biomedizinische Grundlagen, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld, Bielefeld

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds). Essen, 07.-10.09.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09gmds057

doi: 10.3205/09gmds057, urn:nbn:de:0183-09gmds0579

Published: September 2, 2009

© 2009 Jahn et al.
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Text

Hintergrund: Drogeninjizierende (IDU) haben ein hohes Risiko sich parenteral mit HIV, Hepatitis B und Hepatitis C Viren (HCV) zu infizieren [1]. Geschätzt, gibt es in Deutschland rund 94.000 IDU, wobei etwa 2.700 IDU mit HIV infiziert sind [2]. Die Prävalenz von HCV Infektionen ist mit 60-80% in dieser Population deutlich höher [3]. Sowohl intravenöser Drogenkonsum als auch die Substitutionsbehandlung (SB) finden sich eher in urbanen Ballungszentren als auf dem Land. Ziel dieser Studie war es, räumliche quantitative und qualitative Versorgungsunterschiede in Deutschland zu untersuchen.

Methoden: Substituierende Ärzte wurden mittels standardisiertem Fragebogen zu quantitativer und qualitativer Versorgung substituierter IDU befragt. Hierbei wurde besonderes Augenmerk auf den Umgang mit HIV-infizierten Klienten gelegt. Es wurde neben dem relevanten Wissensstand der Ärzte auch betrachtet, inwieweit diese mit anderen, auf die Behandlung von HIV/AIDS spezialisierten Gesundheitseinrichtungen zusammenarbeiten.

Ergebnisse: Bei einer Responserate von 48% konnten 249 Fragebögen in die Analyse aufgenommen werden. Die Teilnehmer waren Allgemeinmediziner/praktische Ärzte (n = 178; 71,5%), Internisten (n = 31; 12,4%), oder Psychiater (n = 27; 10,8%). Insgesamt erhielten 10.535 IDU eine SB. Für 7119 Klienten (67,6%) lag ein HIV-Ausgangsbefund vor. Die größte Zahl der Ärzte (91%) arbeitete mit anderen Einrichtungen zusammen oder gab die Behandlung komplett weiter bei positivem HIV-Status. Weniger als die Hälfte der Befragten (44%) war mit der Zusammenarbeit mit möglichen Ansprechpartnern bzgl. der HIV-Therapie sehr zufrieden und sah keine Notwendigkeit zur Verbesserung.

Diskussion: Dass bei einem Drittel der Klienten kein HIV-Anfangsbefund bekannt war, deutet auf Verbesserungsbedarf in der Statuserhebung hin. Denn neben den therapeutischen Implikationen hat auch das Wissen um den eigenen HIV-Status Folgen für das Gesundheitsverhalten der Betroffenen. Auch die Unzufriedenheit der Ärzte bezüglich der Zusammenarbeit mit Ansprechpartnern für die Betreuung von HIV-Patienten deutet auf Versorgungsmängel hin.


Literatur

1.
EBDD. Jahresbericht 2008: Stand der Drogenproblematik in Europa. Luxemburg: Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht; 2008.
2.
Mathers BM, et al. Global epidemiology of injecting drug use and HIV among people who inject drugs: a systematic review. Lancet. 2008. 372(9651):1733-45.
3.
Schreier E, et al. Hepatitis C. In: Robert-Koch-Institut, editor. Gesundheisberichterstattung des Bundes (Heft 15). Berlin: Robert-Koch-Institut; 2003.