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53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

15. bis 18.09.2008, Stuttgart

Evaluation der Testdurchführung der elektronischen Gesundheitskarte im Krankenhaus

Meeting Abstract

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  • Anja Budan - SLK-Kliniken Heilbronn GmbH, Heilbronn, Deutschland
  • Anke Häber - Westsächsische Fachhochschule Zwickau, Zwickau, Deutschland
  • Daniel Werner - SLK-Kliniken Heilbronn GmbH, Heilbronn, Deutschland
  • A. Jeck - SLK-Kliniken Heilbronn GmbH, Heilbronn, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds). Stuttgart, 15.-19.09.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. DocSTUD2-2

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/gmds2008/08gmds251.shtml

Published: September 10, 2008

© 2008 Budan et al.
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Einleitung und Fragestellung

Mit dem Ziel, die sektorenübergreifende Kommunikation aller Leistungserbringer im Gesundheitswesen zu modernisieren, hat der Gesetzgeber beschlossen, die Krankenversichertenkarte (KVK) durch Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) abzulösen [1]. Mit der Einführung sollen die Kommunikationsprozesse in der Medizin optimiert, Kosten eingespart und die Selbstbestimmungsrechte der Patienten gestärkt werden. Inhaltlich ist die eGK gegliedert in Pflichtanwendungen und freiwillige Anwendungen und wird in späteren Ausbaustufen in der Lage sein, diverse medizinische Informationen zu speichern. Die Karte selbst ist eine SmartCard und ist eingebettet in ein Geflecht moderner Technologien, deren Zusammenspiel sich gegenwärtig in der Testung befindet. Nach vorangegangenen Labor- und Anwendertests [2] finden aktuell in 7 Testregionen in Deutschland bei den Leistungserbringern Feldtests statt.

Die Einführung der eGK wird in verschiedenen Stufen getestet [3]. Im Rahmen der Testdurchführung wird dem Zusammenspiel der technischen Komponenten Vorrang eingeräumt. Das Augenmerk liegt in der Einhaltung der vorgegebenen Zeiten für die Anwendungen und der Funktionalität der eingesetzten Komponenten. Die Integration der eGK in bestehende Prozesse, die Auswirkung der neuen Technologie im Krankenhaus sowie die Darstellung einer repräsentativen Testumgebung speziell für den Krankenhaus-Bereich finden jedoch kaum Berücksichtigung.

Um einen aussagekräftigen Test durchzuführen, muss analysiert werden, welche Anpassungen im Patientenworkflow und welche Hardwareänderungen notwendig sind. Durch eingeschränkte Vorgaben der gematik kann es in Release 1 zu Situationen kommen, die keinen realistischen Test widerspiegeln. Ebenso wird die Krankenhaussicht unzureichend in den Testrichtlinien der gematik [4] berücksichtigt, sodass für ein Klinikum keine vernünftige Testung möglich ist. Aus diesem Grund haben sich die am Test beteiligten SLK-Kliniken Heilbronn GmbH entschlossen, die Testdurchführung speziell im Krankenhaus zu evaluieren. Dabei soll herausgefunden werden, welches Testszenario sich aus den gematik-Vorgaben ergibt und wie ein repräsentativer Test für ein Krankenhaus aussehen würde.

Material und Methoden

Zunächst werden die Ziele und Vorgaben der gematik [4], [2] für den Test im Krankenhaus betrachtet und ihre konkrete Umsetzung im Klinikum Am Gesundbrunnen analysiert. Anhand der Ziele und Vorgaben [4], [2] wurden die Bewertungskriterien für die Evaluation formuliert. Ein Untersuchungskomplex waren die während des 10.000er-Feldtests (Release 1, Teststufe 3) eingesetzten Karten (eGK, HBA und SMC-B). Diese wurden auf ihre Funktionalität, auf mögliche Fehler und auf die Beschaffung hin untersucht. Des Weiteren wurden die getesteten eGK-Anwendungen (Versichertenstammdaten, Notfalldaten) auf ihre Funktionalität und ihre Integration in die bestehenden Arbeitsabläufe untersucht. Den dritten Komplex der Evaluation stellte die Untersuchung der dezentralen Komponenten (Kartenterminals, Konnektor, Primärsystem) allein (Funktionalität, Stabilität) und ihr Zusammenspiel (Kompatibilität, Interoperabilität) während des 10.000er-Feldtests (Release 1, Teststufe 3) im Klinikum Am Gesundbrunnen dar.

Ergebnisse

Da die Vorgaben für den Krankenhaus-Bereich durch die gematik nicht ausreichend spezifiziert wurden, erstellten die Verantwortlichen im Klinikum Am Gesundbrunnen eigene Vorgaben. Der Test der eGK-Anwendungen erfolgte in der Zentralaufnahme, der Notaufnahme, in einer stationären Klinik und der Ambulanz der Herz-Lungen-Diagnostik.

Statistische Auswertungen über die Anzahl der eGK-Patienten, die im Klinikum während der Testdurchführung eingetroffen sind, haben ergeben, dass diese Anzahl zu gering für eine repräsentative Testauswertung war. Dennoch wurde der 10.000er-Feldtest (Release 1, Teststufe 3) anhand der Kriterien evaluiert, um aus den erlangten Erkenntnissen einen repräsentative Test zu erarbeiten.

Die während des Tests zum Einsatz gekommenen Karten funktionierten problemlos, die Gesundheitskarten konnten ausgelesen werden, mit Hilfe der Heilberufsausweise konnten die Notfalldatensätze signiert werden, ein Auslesen und Schreiben der Notfalldaten mit Hilfe der SMC-B war ebenfalls möglich. Des Weiteren konnte die Funktionalität der eingesetzten Komponenten nachgewiesen werden. Durch den Einsatz verschiedener Kartenterminaltypen und der Durchführung eines Kreuztests mit einem Praxisverwaltungssystem der Testregion Heilbronn konnten Untersuchungen bezüglich Interoperabilität durchgeführt werden. Auch durch die verschiedenen Schemata der Gesundheitskarten und der unterschiedlichen Versionen der Firmware der Terminals waren Analysen bezüglich Kompatibilität möglich. Für die während des Tests im Klinikum eingesetzten Komponenten konnten also die Interoperabilität, die Kompatibilität, die Stabilität und die Sicherheit nachgewiesen werden. Die Funktionalität konnte ebenfalls für die Komponenten nachgewiesen werden. Eine Verbindung zwischen dem Konnektor und den Kartenterminals bestand nur, wenn beide eine aktuelle Version besaßen.

Insgesamt ist festzustellen, dass die Komponenten für den Produktivbetrieb einsetzbar sind, jedoch hat sich herausgestellt, dass der Konnektor nicht für den Krankenhaus-Betrieb geeignet ist.

Im 10.000er-Feldtest (Release 1, Teststufe 3) wurden im Klinikum die eGK-Anwendungen Versichertenstammdaten und Notfalldaten getestet. Im Aufnahmeprozess ergeben sich durch die eGK Veränderungen im Zeitablauf, da sich durch die CardToCard-Authentifikation die Dauer des Einlesevorgangs verlängert. Die weiteren im Klinikum Am Gesundbrunnen aufgetretenen Veränderungen in den Prozessen beruhen auf der speziellen Testumgebung, die im Klinikum herrscht. Der Test des Notfalldatenhandlings konnte aufgrund fehlender eGK-Patienten lediglich in Trockentests in der EDV-Abteilung durchgeführt werden. Die Funktionalität der eGK-Anwendung Notfalldaten konnte durch die Tests innerhalb der EDV-Abteilung nachgewiesen werden. Die erfolgreiche Integration dieses neuen Prozesses in den Arbeitsablauf der Ärzte kann erst untersucht werden, wenn eGK-Patienten, die die Pflege der Notfalldaten wünschen, im Klinikum eintreffen. Die Mitarbeiter der Testbereiche im Klinikum sind mit der Umstellung auf die eGK zurechtgekommen.

Die nachgelagerte Datenverarbeitung liegt nicht im Verantwortungsbereich der gematik, sodass hierzu keine Vorgaben existierten. Jedoch ist sie für den Krankenhaus-Betrieb von entscheidender Bedeutung und muss in einem solchen Test mit untersucht werden.

Durch die gesammelten Erfahrungen während des Tests konnte ein repräsentatives Testszenario erstellt werden, welches im Vortrag genauer erläutert wird. Dabei wurde bei den Vorgaben beachtet, dass diese für ein Krankenhaus geeignet sind.

Diskussion

Die Testdurchführung hat gezeigt, dass die Vorgaben der gematik teilweise unvollständig für den Krankenhaus-Bereich formuliert wurden, sodass die Verantwortlichen im Klinikum eigene Testvorgaben und –abläufe erstellt haben. Anhand definierter Bewertungskriterien wurde der 10.000er-Feldtest (Release 1, Teststufe 3) untersucht. Allerdings war die Anzahl der im Klinikum eingetroffen eGK-Patienten zu gering für eine repräsentative Testauswertung. Darüber hinaus ist der während der Testphase zum Einsatz gekommene Konnektor nicht für den Krankenhaus-Betrieb geeignet.

Die Integration der eGK-Anwendungen, wie sie im Klinikum erfolgte, kann als Empfehlung für andere gleichartige Krankenhäuser gesehen werden.

Für einen repräsentativen Test sind die Vorgaben der gematik für den Krankenhausbereich zu erweitern. So sollte das Vorhandensein von Testprotokollen für die Überprüfung der Funktionalität der eGK-Anwendungen als Pflicht angesehen werden. Des Weiteren muss entweder das Einzugsgebiet des Krankenhauses oder die Anzahl der zum Test motivierten Versicherten geändert werden, sodass eine repräsentative Anzahl eGK-Patienten im Krankenhaus eintrifft. Für einen repräsentativen Test ist es notwendig, Komponenten einzusetzen, die für ein Krankenhaus geeignet sind und die dortigen Verhältnisse widerspiegeln.

Die Darstellung einer repräsentativen Testdurchführung stellt eine mögliche Vorgehensweise für die Testung der eGK in Krankenhäusern dar. Die formulierten Anforderungen beruhen auf den Vorgaben der gematik und aus den Erkenntnissen, die während des Tests im Klinikum erlangt wurden.


Literatur

1.
Sozialgesetzbuch Fünftes Buch, §291a Elektronische Gesundheitskarte
2.
Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte mbH. Einführung der Gesundheitskarte – Gesamtkonzept Testverfahren in den Testregionen; Zusammenarbeit, Unterstützung und Durchführung bezüglich der Testung der Telematik-Infrastruktur in den Testregionen, Version 1.1.0, Berlin, 2006
3.
Bundesministerium für Gesundheit. „Verordnung über Testmaßnahmen für die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte", Stand 10.10.2006
4.
Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte mbH. Einführung der Gesundheitskarte – Richtlinie Feldtest (Release 1, Teststufe 3), Version 1.0.0, Berlin, 2007