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Übergewicht bei Kindern mit Migrationshintergrund
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Published: | September 10, 2008 |
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Einleitung und Fragestellung
Seit einigen Jahren wird in der breiten Öffentlichkeit eine Diskussion über die Zunahme von übergewichtigen Kindern geführt. Betroffen sind bei weitem nicht alle Kinder, sondern bestimmte Risikogruppen [Ref. 1]. Um gezielte Maßnahmen der Prävention starten zu können, haben wir sozialepidemiologische Analysen durchgeführt.
Material und Methoden
Die Schuluntersuchung, die in Baden-Württemberg flächendeckend bei den Kindern im Alter von etwa sechs Jahren vor der Einschulung durchgeführt wird, bietet für die Analyse des Übergewichts eine hervorragende Grundlage. In Stuttgart werden die Kinder dabei seit Jahren von Kinderkrankenschwestern mit geeichten Instrumenten gemessen und gewogen. Wir haben die Daten der Einschulungsjahrgänge 2004, 2006 und 2007 analysiert. Der Migrationshintergrund wurde dabei anhand der Sprache bestimmt, die in der Familie mit den Kindern in den ersten drei Jahren gesprochen wurde.
Ergebnisse
13,0 % (95-%CI: 12,5-13,5 %) der untersuchten 14280 Kinder sind übergewichtig, 6,0 % adipös (95-%CI: 5,6-6,4 %), Mädchen in gleichem Maße wie Jungen. Für Kinder aus Familien der klassischen Gastarbeiterländer Türkei, Italien, Griechenland und dem ehemaligen Jugoslawien ergibt sich eine Übergewichtsprävalenz von 22,1 % (95-%CI: 20,8-23,4 %) und eine Prävalenz für Adipositas von 11,3 % (95-%CI: 110,2-12,2 %). Die Prävalenzwerte für deutsch, russisch, englisch und französisch sprechende Kinder wiesen keine statistisch signifikanten Unterschiede zu den Referenzwerten von Kromeyer-Hauschild et al. [Ref. 2] auf. Je besser das Wohngebiet bei den deutschen Kindern, desto geringer die Übergewichtsprävalenz. Diese sozialen Unterschiede fanden wir bei Migrantenkindern nicht.
Diskussion
Die Ergebnisse können dazu genutzt werden, Präventionsaktivitäten der Primärprävention bei den hauptsächlich betroffenen Zielgruppen zu konzentrieren. Eine generelle Kampagne gegen Übergewicht könnte eher dazu führen, dass Kinder und Jugendliche fälschlicherweise meinen, sie seien übergewichtig [Ref. 3].
Danksagung
Wir danken den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Gesundheitsamts Stuttgart, Sachgebiet Kinder- und Jugendgesundheit, für die Erhebung und Dokumentation der Daten bei der Einschulungsuntersuchung sowie dem Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt, für das Einlesen der Daten.
Literatur
- 1.
- Erb J, Winkler G. Rolle der Nationalität bei Übergewicht und Adipositas bei Vorschulkindern. Monatsschr Kinderheilkd 152: 291-298, 2004
- 2.
- Kromeyer-Hauschild K, Wabitsch W, Kunze D, Geler F, Geiß HC, Hesse V, von Hippel A, Jaeger U, Johnson D, Korte W, Menner K, Müller G, Müller JM, Niemann-Pilatus A, Remer T, Schaefer F, Wittchen HU, Zabrabnsky S, Zellner K, Ziegler A, Hebebrand J. Perzentile für den Body-mass-Index für das Kindes- und Jugendalter unter Heranziehung verschiedener deutscher Stichproben. Monatsschr Kinderheilkd 149: 807-818, 2001
- 3.
- Galante-Gottschalk A, Erb J. Selbsteinschätzung des Körpergewichts bei Jugendlichen und Body Mass Index. Gesundheitswesen 69: 560-564, 2007