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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Psychische Belastung und soziale Unterstützung bei türkischen Migranten in Berliner Allgemeinarztpraxen

Meeting Abstract

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  • Stefan Tydecks - Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Psychologie, Berlin
  • Selver Temur-Erman - Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Psychologie, Berlin
  • Thomas Fydrich - Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Psychologie, Berlin

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds929

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Published: September 6, 2007

© 2007 Tydecks et al.
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Einleitung / Hintergrund: In Deutschland lebten im Jahre 2005 6,8 Millionen Ausländer (8.2% der Bevölkerung), wobei Staatsangehörige der Türkei die größte ethnische Gruppe darstellen (1,8 Millionen), sowie zusätzlich etwa 2,5 Millionen Deutsche mit Migrationhintergrund, z. B. Aussiedler. In Bezug auf gesundheitliche Merkmale dieser Personengruppe ist ungeklärt, ob und ggf. in welcher Art und Weise Migration oder die Zugehörigkeit zur Bevölkerungsgruppe der Migranten mit dem psychischen Gesundheitszustand im Zusammenhang stehen (Schenk et al., 2006). Epidemologische Daten zur psychischen Gesundheit von Migranten sind fast nicht verfügbar (Carta et al., 2005; Wittchen et al., 2001).

Material und Methoden: In einer eigenen Pilotstudie an 100 türkischstämmigen Probanden in zwei Berliner Allgemeinarztpraxen wurden neben der Erhebung soziodemographischer und sozialer Variablen sowie quantitativen Maßen der allgemeinen psychischer Belastung bzw. Gesundheit (SCL-14 und PHQ-D), der Depressivität (ADS) sowie der sozialen Unterstützung (F-SozU) und Maßen zur Akkulturation (Frankfurter Akkulturationsskala FAKKS-T) zusätzlich eine standardisierte Erfassung von ICD-10-Diagnosen (mittels IDCL) durchgeführt.

Ergebnisse: 44% Prozent der untersuchten Personen erfüllten zum Untersuchungszeitpunkt die Kriterien einer psychischen Erkrankung nach ICD-10. Die beiden häufigsten in der Stichprobe erscheinenden Störungen waren Depressionen und Angststörungen. Männer wiesen im Vergleich zu Frauen deutlich seltener eine Diagnose auf. Frauen gaben auch auf den Fragebögen höhere psychische Belastungen an. Es fand sich kein Geschlechtsunterschied hinsichtlich der sozialen Unterstützung. Zusammenhänge lassen sich zwischen der Aufenthaltsdauer und dem Beschwerdeerleben aufzeigen.

Diskussion / Schlussfolgerungen: Im Vergleich zur sonstigen Allgemeinbevölkerung sowie anderen Studien aus Allgemeinarztpraxen zeigen sich bei der untersuchten türkischen Stichprobe eine erhöhte psychische Symptombelastung sowie eine höhere Rate psychischer Störungen. Auch bei dieser Stichprobe treten Affektive Störungen und Angsterkrankungen besonders häufig auf. Neben Zusammenhängen zu soziodemographischen Variablen werden Implikationen für die Forschung und Praxis sowie Zusammenhänge zu ressourcenorientierten Variablen, v.a. sozialer Unterstützung, dargestellt und diskutiert.