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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Soziale Ungleichheit und Entwicklungschancen von Kindern in Bremen: neue Trends

Meeting Abstract

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  • Elisabeth Horstkotte - Gesundheitsamt Bremen, Bremen

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds834

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Published: September 6, 2007

© 2007 Horstkotte.
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Hintergrund: In Deutschland mehren sich Hinweise auf eine Verschärfung sozialer Gegensätze. In den Städten führt diese Entwicklung zur verstärkten Segregation von armen und wohlhabenden Bevölkerungsgruppen. Gehäufte Meldungen über Armut im Kindesalter, Kindesmisshandlungen und fehlende Bildungschancen haben eine breite Debatte ausgelöst über die Lebenssituation von Kindern in benachteiligenden Lebenslagen.

Ziel: Es wurde untersucht, ob Kinder aus benachteiligten Wohnvierteln in Bremen sich von Kinder aus wohlhabenden Wohnvierteln in ihren gesundheitlichen und soziokulturellen Chancen zum Schulbeginn unterscheiden. Hierbei wurde der Lebenslagenansatz zugrunde gelegt, der mangelnde Teilhabechancen aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Methode: Im Rahmen einer sozialräumlichen Analyse wurden privilegierte und benachteiligte Wohngebiete verglichen. Daten aus Schuleinganguntersuchungen zwischen 1998 und 2005 wurden hinsichtlich ihrer Relevanz für Teilhabechancen in den Lebenslagebereichen „soziokulturelle Teilhabe“ und „gesundheitliche Versorgung“ ausgewertet.

Ergebnisse: Anhand der Daten aus den Schuleingangsuntersuchungen des Schulärztlichen Dienstes zeigten sich in den untersuchten Lebenslagebereichen gegensätzliche Entwicklungen. Bei einer insgesamt nahezu konstanten Übergewichtsprävalenz zwischen den Jahren 1998 und 2005 stieg der Anteil übergewichtiger Kinder in benachteiligten Wohnvierteln um 16% an, während er in privilegierten Wohnvierteln absank. Ebenso konnte eine überproportionale Zunahme von Entwicklungsauffälligkeiten in Sprache und Motorik bei Kindern in benachteiligten Wohngebieten festgestellt werden.

Diskussion/ Schlussfolgerungen: Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass sich unter Bremer Kindern zwischen 1998 und 2005 benachteiligende Lebenslagen verfestigt und Ausgrenzungsgefahren zugenommen haben. Kindliche und elterliche Kompetenzen müssen bei der Auseinandersetzung mit risikobelasteten Lebensbedingungen gestärkt werden. Diese Kompetenzerweiterung hat besondere Relevanz für die Konzeption von Präventionsmaßnahmen. Wirksame und nachhaltige Präventionsansätze zur Stärkung kindlicher Kompetenz in ungünstigen Lebenslagen müssen entwickelt werden. Kindertagesheime und Schule als die wichtigsten außerfamiliären Orte haben ein großes Poten-tial als Knotenpunkt für kommunale Vernetzungsstrategien. Gesundheitsförderung im Stadtteil kann im Sinne eines integrierten Handlungskonzeptes auf mehreren Ebenen ansetzen.