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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Tabakkonsum und Rückenschmerz - Dysfunktionale Coping-Reaktion oder direkte Ursache?

Meeting Abstract

  • Monique Zimmermann-Stenzel - Stiftung Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg
  • Julia Mannuß - Stiftung Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg
  • Sven Schneider - Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg
  • Markus Schiltenwolf - Stiftung Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds759

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/gmds2007/07gmds759.shtml

Published: September 6, 2007

© 2007 Zimmermann-Stenzel et al.
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Text

Einleitung/Hintergrund: Rauchen stellt das „größte, vermeidbare Gesundheitsrisiko für eine Vielzahl schwerwiegender Krankheiten“ [1] dar.Während dieser Zusammenhang für Krebs- Atemwegs und Herzkrankheiten eindeutig belegt ist, sind die internationalen Studienergebnisse bezüglich des Zusammenhangs zwischen orthopädischen Erkrankungen und Tabakkonsum widersprüchlich. Es fehlt an validen Studien, die einerseits wichtige retrospektive Verlaufsdaten zur Rauchkarriere und andererseits mögliche Konfounder und Scheinkorrelate ( inaktiver Lebensstil, körperliche Arbeitsbelastung, psychische Stressbelastung) berücksichtigen. Ein besonderes Augenmerk ist deshalb nun in dieser Studie auf den Tabakkonsum als beeinflussbaren potentiellen Risikofaktor für orthopädische Beschwerden, im Speziellen Rückenschmerzen, gelegt worden.

Methoden: Die vorliegende Untersuchung basiert auf den Daten des ersten telefonischen Gesundheitssurvey 2003 (GsTel03). Dabei handelt es sich um eine epidemiologische Repräsentativstudie auf Bundesebene, die durch das Robert- Koch Institut in Berlin erstmals in Form computergestützter Telefoninterviews durchgeführt wurde. Die Feldzeit des GsTel03 begann im September 2002 und endete im März 2003. Insgesamt wurden 8362 Frauen und Männern ab 18 Jahren befragt.

Ergebnisse: Personen, die täglich, gelegentlich oder nicht mehr rauchen haben ein signifikant höheres Risiko jemals in ihrem Leben (Lebenszeitprävalenz) oder in den letzten 12 Monaten über einen Zeitraum von drei Monaten oder länger (Jahresprävalenz) an Rückenschmerzen gelitten zu haben, als Personen, die noch nie geraucht haben.

Während dieses Ergebnis für die Jahresprävalenz von Rückenschmerzen auch unter Einbeziehung des Interaktionseffektes von Rauchen und seelischen Problemen konstant bleibt, haben nur noch die Personen ein erhöhtes Risiko jemals in ihrem Leben drei Monate oder länger Rückenschmerzen (Lebenszeitprävalenz) gehabt zu haben, die nicht mehr rauchen. Weder die Intensität des Zigarettenkonsums, noch das Einstiegsalter zeigen Effekte auf die Rückenschmerz- Prävalenzen auf.

Diskussion/Schlussfolgerung: Somit ist eine Scheinkorrelation der Trias „Nikotinabusus- ungünstiger Lebensstil/ Arbeitsbelastungen- Morbidität“ auszuschließen. Rauchen stellt also keine dysfunktionale Coping- Reaktion auf Schmerz und Morbidität dar, da die Signifikanz auch unter Einbeziehung möglicher Konfounder wie seelischer Probleme bestehen bleibt soweit die Selbstangaben als valide Zeugnisse der psychischen Gesundheit zu bewerten sind.


Literatur

1.
Pötschke- Langer, Martina; Schulze, Alexander (2005): Ausmaß und Folgen des Tabakkonsums in Deutschland, In: Deutsches Krebsforschungszentrum, Bundesärztekammer (Hrsg): Dem Tabakkonsum Einhalt gebieten- Ärzte in Prävention und Therapie der Tabakabhängigkeit, Heidelberg: 7-9.
2.
Leboeuf- Yde C. (1999): Smoking and low back pain. A systematic literature review of 41 journal articles reporting 47 epidemiologic studies. Spine 24 (14): 1463- 1470.