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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Konfrontation statt Mediation. Warum vermuten Patienten, dass sie vom Augenarzt fehlerhaft behandelt worden wären?

Meeting Abstract

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  • Christina Stephan - MDK Bayern, Augsburg

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds712

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Published: September 6, 2007

© 2007 Stephan.
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Einleitung/Hintergrund: Ziel der vorgenommenen Analyse ist es, Strategien ausarbeiten zu können, wie die Erhebung eines Behandlungsfehlervorwurfs im Fach Augenheilkunde mit Eskalation des Arzt-Patienten-Verhältnisses vermieden werden kann bzw. Problempatienten als solche von vornherein wahrgenommen werden können.

Methode: Die im Jahr 2006 von den gesetzlichen Krankenversicherungen beim MDK Bayern, Fachbereich, Augenheilkunde, zur Überprüfung eines augenärztlichen Behandlungsfehlervorwurfes vorgelegten Unterlagen von 68 Versicherten wurden analysiert.

Ergebnisse: 37 Frauen und 31 Männer vermuteten das Vorliegen eines Behandlungsfehlers. In der Mehrzahl der Fälle (17) war der Anlass für die Vermutung ein Ausbleiben der Sehverbesserung nach Augenoperation gefolgt von 15 Versicherten, die eine verspätete Reaktion des Augenarztes bemängelten. 12 Versicherte sahen eine postoperative Komplikation als fehlerhaft an, 11 eine unerwünschte Veränderung ihrer Refraktionsverhältnisse. Jeweils 10 Versicherte fühlten sich durch die Erblindung des behandelten Auges oder eine bemerkte intraoperative Komplikation fehlerhaft therapiert. Die Kommunikation zum Behandler war in 15 Fällen wegen mangelnder Aufklärung gestört. 12 der Versicherten fühlten sich durch unerwartetes, nicht auf die Beschwerden eingehendes Verhalten des Arztes irritiert und 6 durch die Meinung eines anderen Augenarztes auf einen Behandlungsfehler hingewiesen.

Schlussfolgerung: Um eine problematische Entwicklung im Verhältnis zwischen Patient und Augenarzt, die in den vorliegenden Fällen in der Erhebung eines Behandlungsfehlervorwurfes mündete, vermeiden zu können, sollte auf ausbleibende Sehverbesserung bzw. Eintreten einer Erblindung sowie intra- bzw. postoperative Komplikationen eingegangen werden. Es ist negativ für die Bereinigung der Meinungsverschiedenheit, wenn die vom Patienten vorgetragenen Beschwerden durch den Behandler negiert oder bagatellisiert werden. Ein auf die empfundenen Störungen eingehendes Aufklärungsgespräch spielt die wichtigste Rolle bei der Beilegung des Konfliktes. Eine Abwehrhaltung im Hinblick auf kritische und hinterfragende Patienten ist häufig Auslöser der Fehlervermutung. Die Kommunikation zwischen Arzt und Patient spielt in schwierigen Fällen die wichtigste Rolle in der Verringerung des Konfliktpotentials. Bemerkenswert ist, dass von den angeschuldigten Augenärzten 63 männliche Kollegen waren und 5 weibliche.