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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Ost-West und Sozialschichtunterschiede in der Blutdruckverteilung bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland: Ergebnisse der KiGGS Studie

Meeting Abstract

  • Hannelore Neuhauser - Robert Koch-Institut, Berlin
  • Angelika Schaffrath Rosario - Robert Koch-Institut, Berlin
  • Stefan Dahm - Robert Koch-Institut, Berlin
  • Michael Thamm - Robert Koch-Institut, Berlin

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds643

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Published: September 6, 2007

© 2007 Neuhauser et al.
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Hintergrund: Da im letzten nationalen Gesundheitssurvey 1998 höhere Blutdruckwerte in der unteren im Vergleich zu höheren sozialen Schichten und in Ost- im Vergleich zu Westdeutschland festgestellt wurden, soll mit Daten des 2003-2006 durchgeführten Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) geklärt werden, ob auch bei Kindern solche Unterschiede bestehen.

Methoden: Bundesweit repräsentative Stichprobe, Response 67%, 7.203 Mädchen und 7.527 Jungen, Alter 3-17 Jahre; standardisierte Messung von Blutdruck, Größe und Gewicht; Einteilung in drei Sozialschichtgruppen anhand von Haushaltseinkommen, Bildung und beruflicher Stellung der Eltern (Winkler Index), vier Altersgruppen (3-6, 7-10, 11-13, 14-17 Jahre), Berücksichtigung der Abweichungen der Netto-Stichprobe von der Bevölkerungsstruktur (Alter, Geschlecht, Ost-West, Staatsangehörigkeit) durch Gewichtung, p-Wertberechnung unter Berücksichtigung der Stichprobenclusterung (PROC SURVEYREG/SAS).

Ergebnisse: Signifikante Ost-West Unterschiede des mittleren systolischen Blutdrucks bestanden bei Mädchen nicht und bei Jungen nur in der Altersgruppe 3-6 Jahre (Ost 99,4 mmHg, West 98,2 mmHg, p=0,021). Ein Sozialschichtgradient war bei Mädchen und Jungen aller Altersgruppen zu beobachten, mit dem höchsten mittleren systolischen Blutdruck in der unteren sozialen Schicht, allerdings statistisch signifikant nur bei Kindern bis 10 Jahre (größter Sozialschichtgradient bei 3- bis 6-jährigen Jungen mit 2,3 mmHg Unterschied zwischen der unteren und der oberen Sozialschicht und p<0.001 für den Gradienten). Diese Assoziationen fanden sich in den vier Altersgruppen auch nach Adjustierung für Größe (als alters- und geschlechtsspezifischer Z-Score aufgrund der hohen Korrelation mit Alter), Alter kontinuierlich, Ost-West und Sozialschicht. Die Assoziation von Blutdruck und Sozialschicht blieb nach zusätzlicher Adjustierung für den BMI im Trend zwar erhalten, war jedoch nur bei 3- bis 6-jährigen Jungen signifikant.

Diskussion: Erwartungsgemäß waren fast keine Ost-West Unterschiede beim mittleren systolischen Blutdruck festzustellen. Eine Abnahme des Schichtgradienten bei dem Blutdruck von Jugendlichen im Vergleich zu jüngeren Kindern wurde bereits in anderen Studien beschrieben. Als Hypothese wird eine Homogenisierung der Jugend durch eine gemeinsame „Kultur“ diskutiert, die elterliche Schichteinflüsse in den Hintergrund treten lässt.