gms | German Medical Science

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Migrationshintergrund und Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen: KiGGS-Ergebnisse zur Schmerzprävalenz und Inanspruchnahme ärtzlicher Leistungen bei türkischstämmigen Kindern im Vergleich zu Kindern ohne Migrationshintergrund

Meeting Abstract

  • Hannelore Neuhauser - Robert Koch-Insitut, Berlin
  • Ute Ellert - Robert Koch-Insitut, Berlin
  • Karen Atzpodien - Robert Koch-Insitut, Berlin
  • Liane Schenk - Robert Koch-Insitut, Berlin

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds642

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/gmds2007/07gmds642.shtml

Published: September 6, 2007

© 2007 Neuhauser et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Hintergrund: Kleinere Studien in Hausarztpraxen und Notfallambulanzen zeigen erhöhte Schmerzprävalenzen bei türkischstämmigen Migranten. Bevölkerungsweit und vor allem für Kinder und Jugendliche ist jedoch unklar, ob solche Unterschiede existieren.

Methoden: Bundesweit repräsentative Stichprobe, Response 67%, Alter 3-17 Jahre, detaillierte Erfassung des Migrationshintergrundes, Selbstangaben zu Schmerzen bei 11- bis 17-Jährigen, Elternangaben bei 3- bis 10-Jährigen, daher getrennte Auswertung. Migrantendefinition für die vorliegende Analyse: Kinder mit Migrationshintergrund = entweder (1) selbst aus einem anderen Land zugewandert und mindestens ein Elternteil nicht in Deutschland geboren, oder (2) beide Eltern zugewandert oder nichtdeutscher Staatsangehörigkeit. Türkischstämmige Kinder: Migranten nach der obigen Definition, dabei Geburtsland Türkei oder türkische Staatsangehörigkeit bei mindestens einem Elternteil oder Sprache zu Hause türkisch. Berücksichtigung der Abweichungen der Netto-Stichprobe von der Bevölkerungsstruktur (Alter, Geschlecht, Ost-West, Staatsangehörigkeit) durch Gewichtung; Konfidenzintervallbestimmung mit Verfahren für komplexe Stichproben. Vergleichsgruppen ungewichtet: 624 türkischstämmig (277 Mädchen, 347 Jungen), 12.545 ohne Migrationshintergrund (6.372 Mädchen, 6.173 Jungen).

Ergebnisse: Die 3-Monatsprävalenz von Schmerzen unterschied sich in beiden Altersgruppen nicht signifikant zwischen den türkischstämmigen Kindern und Kindern ohne Migrationshintergrund (3-10J: 61,9% vs. 65,3,%; 11-17J: 81,1% vs. 77,0%). Wiederholte Schmerzen in den letzten 3 Monaten wurden für 29,5% (95% CI 23,9-35,8) der jüngeren türkischstämmigen Kinder (3-10 Jahre) und somit sogar signifikant seltener angegeben als für gleichaltrige Kinder ohne Migrationshintergrund (39,6%, 95% CI 38,1-41,1). Diese Unterschiede waren vor allem durch niedrigere Schmerzprävalenzen bei türkischstämmigen Jungen im Vergleich zu Jungen ohne Migrationshintergrund bedingt. Bei älteren Kindern unterschied sich die Prävalenz wiederholter Schmerzen nicht signifikant. Allerdings waren bei türkischstämmigen Kindern mit Schmerzen Medikamenteneinnahme und Arztbesuche häufiger als bei Kindern ohne Migrantionshintergrund (3-10J: Arztbesuch 73,7% vs. 52,8%; Medikamenteneinnahme 58,0% vs. 35,5%; 11-17J: Arztbesuch 45,8% vs. 34,9%; Medikamenteneinnahme als einziger nicht signifikanter Unterschied 48,1% vs. 46,7%).

Diskussion: Auf Bevölkerungsebene bestätigen sich die Schmerzprävalenzunterschiede aus klinischen Kollektiven nicht, es fällt aber eine erhöhte Arztinanspruchnahme- und Medikamenteneinnahme bei türkischstämmigen Kindern mit Schmerzen auf.