Article
TeleGuard: Lassen sich Mortalität und kardiale Morbidität bei Patienten mit gesicherter, chronischer koronarer Herzerkrankung durch die Ausstattung mit einem mobilen 12-Kanal-EKG senken?
Search Medline for
Authors
Published: | September 6, 2007 |
---|
Outline
Text
Hintergrund und Fragestellungen: Bis zu 20 % der Patienten mit einem kardialen Ereignis erleiden innerhalb der ersten 6 Monate ein Zweitereignis [Ref. 1], [Ref. 2]. Üblicherweise wird die medizinische Nachbetreuung durch die Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung gewährleistet. Im Vorfeld der TeleGuard-Studie wurde angenommen, dass die 12-monatige telemedizinische Betreuung kardiologischer Patienten eine sinnvolle Ergänzung in der Patientenversorgung darstellen könnte, um frühzeitig erneute kardiale Ereignisse zu erfassen und ggf. intervenieren zu können.
Material und Methoden: Multizentrischer RCT mit 12-monatigem Follow up, Einschlusskriterien: Angiographisch gesicherte Diagnose ICD-10: I20, I21, I22 oder I25 mit nachfolgender Intervention (Fibrinolyse, PCI, Bypass-OP, o.ä.), Mitgliedschaft in der AOK Schleswig-Holstein, Alter >=18 Jahre. Interventionspatienten (n=752) wurden mit einem mobilen 12-Kanal-EKG-Registrierungsgerät (Modell CG 7100, Firma Card Guard AG [Ref. 3], [Ref. 4]) ausgestattet.
Ergebnisse: 365 der eingeschlossenen 1500 Patienten wurden mindestens einmal längerfristig stationär aufgenommen, 66 Patienten wiesen einen Reinfarkt auf und bei 73 Personen wurde mindestens eine Revaskularisation durchgeführt (kein statisch signifikanter Unterschied zwischen EKG- und Kontrollpatienten). Hinsichtlich der Kurzlieger-Aufenthalte (<= 5 Tage) unterschieden sich EKG- und Kontrollgruppe ebenfalls nicht statistisch signifikant (mind. ein Kurzliegeraufenthalt: EKG: 22% vs. Kontrolle: 20%).
Innerhalb der Nachbeobachtungszeit war in der Interventionsgruppe eine signifikant geringere Gesamtmortalität zu beobachten (p=0,021). Das relative Sterberisiko der EKG-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe betrug 0,43. D.h., dass 58 Patienten mit einem Tele-EKG ausgestattet werden müssten, um einen Todesfall zu verhindern.
Das telemedizinische Betreuungsangebot wurde von 22,7% der EKG-Patienten genutzt, um ein EKG zu übertragen. Insgesamt wurden 269 EKGs übertragen.
Diskussion und Schlussfolgerungen: Die a priori aufgestellten Hypothesen zu den primären Endpunkten konnten nicht bestätigt werden. Allerdings wurde in dem 12-monatigen Nachbeobachtungszeitraum eine signifikant verringerte Gesamtsterblichkeit in der Interventionsgruppe beobachtet, die mit den bislang vorliegenden Daten nicht hinreichend erklärt werden kann. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass neu einzuführende diagnostische und therapeutische Methoden vor der Aufnahme in die Regelversorgung hinsichtlich der medizinischen Effektivität und der Kosten-Nutzen-Relation zu überprüfen sind.
Literatur
- 1.
- Montalescot G, Barragan P, Wittenberg O, et al. Platelet glycoprotein IIb/IIIa inhibition with coronary stenting for acute myocardial infarction. N Engl J Med. 2001;344:1895-1903.
- 2.
- Stone GW, Grines CL, Cox DA, et al. Comparison of angioplasty with stenting, with or without abciximab, in acute myocardial infarction. N Engl J Med. 2002;346:957-66.
- 3.
- Schwaab B, Katalinic A, Riedel J, Sheikhzadeh A. Pre-hospital diagnosis of myocardial ischaemia by telecardiology: safety and efficacy of a 12-lead electrocardiogram, recorded and transmitted by the patient. J Telemed Telecare. 2005;11:41-4.
- 4.
- Schwaab B, Katalinic A, Richardt G, Kurowski V, Krüger D, Mortensen K, Lorenz E, Sheikhzadeh A. Validation of a 12-lead tele-ECG transmission in the real-life scenario of acute coronary syndrome. J Telemed Telecare. 2006;12:315-8.