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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Qualitätssicherung in der physiotherapeutischen Versorgung: eine geschlechterbezogene Analyse von Krankenkassendaten

Meeting Abstract

  • Claudia Kemper - Universität Bremen, Bremen
  • Bernhilde Deitermann - Universität Bremen, Bremen
  • Ellen Kuhlmann - Universität Bremen, Bremen
  • Gerd Glaeske - Universität Bremen, Bremen

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds190

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Published: September 6, 2007

© 2007 Kemper et al.
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Einleitung: Studien zur geschlechtergerechten Gesundheitsversorgung decken medizinisch nicht zu begründende Varianzen in der Versorgung von Frauen und Männern auf. Der Gender Bias weist auf Qualitätsdefizite hin, die zunehmend vor allem für die Arzneimittelversorgung und die koronare Herzkrankheit als Problem des Versorgungssystems erkannt werden. Im Heilmittelbereich fehlen geschlechterbezogene Analysen für die Bewertung einer bedarfsgerechten Versorgung. Die physiotherapeutische Versorgung dient als Fallbeispiel, um die Frage zu prüfen, ob sich die für andere medizinische Bereiche gefundenen Muster eines Gender Bias auch in der Heilmittelversorgung finden.

Material und Methoden: Auf der Basis von Verordnungsdaten der Gmünder ErsatzKasse (GEK) wurde eine geschlechterdifferenzierte Analyse zur Physiotherapie durchgeführt. Ausgewertet wurden Rezeptdaten für Heilmittel aus dem Jahre 2005, differenziert nach Art der verordneten Leistung, nach Alter und Geschlecht der Versicherten und verordnender Facharztgruppe. Für weitergehende Analysen wurden Stichproben aus den Heilmittelverordnungen gezogen.

Ergebnisse: Die Analyse der Verordnungsdaten zeigt, dass von den 1,6 Mio. Versicherten 16,1% der Frauen (absolut: 119.354) und 11,7% der Männer (absolut: 101.002) mindestens eine Heilmittelverordnung zur Physiotherapie erhielten; das Durchschnittsalter der Leistungsversicherten aller physiotherapeutischen Verordnungen lag für beide Geschlechter bei 46 Jahren. Differenziertere Auswertungen weisen auf, dass Frauen etwas häufiger eine Folgeverordnung bekommen und die Anzahl der Behandlungseinheiten pro Rezept höher ist. Unterschiede zeigen sich auch bei den verordneten Behandlungsformen.

Diskussion/ Schlussfolgerung: Die Daten weisen auf einen Gender Bias in der physiotherapeutischen Versorgung hin, der sich im unterschiedlichen Inanspruchnahmeverhalten und ärztlichen Verordnungsverhalten zeigt. Zudem scheinen Geschlechterstereotype Vorstellungen und Handlungen die physiotherapeutische Versorgung zu beeinflussen. Demzufolge treten auch im Heilmittelbereich Qualitätsdefizite infolge von Gender Bias auf wie sie in anderen Bereichen der medizinischen Versorgung, insbesondere die Arzneimittelversorgung, bereits dokumentiert sind.