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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Geschlechts-, ethnizitäts- und altersspezifische Muster der Selbstmedikation vor Inanspruchnahme einer Notfallambulanz

Meeting Abstract

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  • Birgit Babitsch - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin
  • Theda Borde - Alice-Salomon Fachhochschule, Berlin
  • Tanja Braun - Middlesbrough PCT
  • Matthias David - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds016

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/gmds2007/07gmds016.shtml

Published: September 6, 2007

© 2007 Babitsch et al.
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Hintergrund: Die Selbstmedikation weist soziale Differenzierungen auf. Analysiert wird, ob im Vorfeld der Inanspruchnahme klinischer Notfallambulanzen Unterschiede in der Selbstmedikation nach Geschlecht, Alter und Ethnizität bestehen.

Daten und Methoden: Basis sind Daten einer BMBF-geförderten Studie zur Inanspruchnahme von Notfallambulanzen in Berlin. 2001/2002 wurden Patienten/innen internistischer (int.) und gynäkologischer (gyn.) Notfallambulanzen dreier Berliner Kliniken befragt. Insgesamt liegen Fragebögen von 814 (ca. 90% Rücklauf) Patienten/innen vor. Einbezogen werden in die Analysen 784 Personen, für die vollständige Angaben zu Geschlecht, Alter bzw. Ethnizität vorliegen. Folgende Gruppen wurden für die Auswertung differenziert: Patienten/innen mit deutscher (n=143/221), türkisch/kurdischer (t/kE; n=75/157) und anderer Ethnizität (aE; n=72/116). Ergebnisse: Während der Anteil von Männern und Frauen in den ethnischen Gruppen in etwa gleich ist, gibt es Unterschiede bei der Alterszusammensetzung der Patienten: Migranten sind häufiger < 30 Jahre und seltener > 50 Jahre alt. Im Vorfeld der Inanspruchnahme versuchten 71 bis 89 % der Patienten/-innen ihre Beschwerden und Schmerzen durch verschiedene Selbsthilfe-Maßnahmen zu lindern. Während sich bei den Frauen keine signifikanten Unterschiede nach Migrationsstatus finden, ergreifen Männer mit Migrationshintergrund signifikant seltener als deutsche Männer solche Maßnahmen (70,7 % (t/kE); 79,3 % (aE) vs. 89,4 %). Diese Differenz ist besonders ausgeprägt bei den über 50jährigen Männern. Auch die Messung gesundheitsbezogener Werte erfolgte seltener bei Patienten/-innen mit türkischer Ethnizität, wobei hier nur der Unterschied bei den Frauen signifikant ist. Medikamente aufgrund der Beschwerden haben zwischen 37 und 49 % der Patienten/-innen eingenommen (keine signifikante Subgruppendifferenz). Hinsichtlich der regelmäßigen Medikamenteneinnahme zeigen sich signifikant höhere prozentuale Anteile bei den Patienten/-innen mit deutscher Ethnizität, obgleich Migranten/-innen einen höheren Anteil bei den chronisch Kranken stellen.

Diskussion/Schlussfolgerungen: Einige ethnizitäts-, alters- und geschlechtsspezifische Unterschiede bei Selbstmedikation vor Inanspruchnahme einer Notfallambulanz sind nachweisbar, die Hinweise auf einen unterschiedlichen Umgang mit akuten Beschwerden geben. Weitere Studien sollten konkrete Handlungsmuster und darin liegende Optimierungspotentiale ausloten.