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Kleinräumige Daten zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Risiken aus dem Zusatzprogramm des Mikrozensus – eine neue Datenquelle für die Gesundheitsberichterstattung
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Published: | September 6, 2007 |
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Einleitung: Neben den Daten der Bundesgesundheitssurveys bilden die gesundheitsbezogenen Fragen des Mikrozensus eine wichtige Datenquelle zum Gesundheitsverhalten sowie gesundheitlichen Beeinträchtigungen in der Bevölkerung. Fragen zum Gesundheitszustand werden als Zusatzerhebung zum Mikrozensus alle 4 Jahre erhoben, wobei die Stichprobe seit dem Jahr 2005 ebenso wie im Hauptmikrozensus 1% der Bevölkerung umfasst. Mit dieser Stichprobengröße (gegenüber 0,45% in den früheren Erhebungen) ist nunmehr auch eine kleinräumige Auswertung (Kreisebene) möglich. Für die Gesundheitsberichterstattung in Nordrhein-Westfalen liegen somit erstmals regionale Daten zu Gesundheitsrisiken wie Rauchen und Übergewicht vor, die einen wichtigen Beitrag bei der Erklärung der erheblichen regionalen Disparitäten der gesundheitlichen Lage der Bevölkerung leisten können.
Material/Methode: Datensatz des Statistischen Landesamtes NRW mit Daten der Mikrozensus-Zusatzerhebung zur Gesundheit 2005, gegliedert nach den 54 Kreisen/kreisfreien Städten in NRW. Daten der Todesursachen- und Krankenhausdiagnosestatistik. Analyse der regionalen Häufigkeiten des Rauchens und der mit dem Risikofaktor Rauchen assoziierten Krankenhausbehandlungen und Todesfälle.
Ergebnisse: Erste Analysen der regionalen Verteilungsmuster des Risikofaktors Rauchen und der damit assoziierten Erkrankungen/Todesfälle belegen erneut die erheblichen Disparitäten einzelner Regionen des Landes bezüglich der gesundheitliche Lage der Bevölkerung: Industriell geprägte Regionen wie das Ruhrgebiet und Teile des Bergischen Landes weisen die höchsten Raucheranteile auf, die Spannweite im Land liegt zwischen 31% Raucheranteil in Remscheid und 5 Kreisen mit Raucheranteilen unter 20%. Die Kreise mit hohen Raucheranteilen haben gleichzeitig die höchsten Behandlungs- und Mortalitätsraten für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Lungenkrebs. Clusteranalysen auf der Basis sozioökonomischer Indikatoren zeigen zusätzlich eine ausgeprägte Häufung sozialer Belastungsfaktoren (Arbeitslosigkeit, niedrige Einkommen, hoher Anteil von Migranten) in diesen Regionen, die wiederum im Zusammenhang zu riskantem Gesundheitsverhalten (Rauchen, Fehlernährung etc.) stehen.
Schlussfolgerung: Die gesundheitsbezogenen Daten der Mikrozensus-Zusatzerhebung sind eine wertvolle neue Datenquelle für die Gesundheitsberichterstattung. Bei der Planung von Präventionsprogrammen ist es nun erstmals möglich, diejenigen Regionen zu identifizieren und gezielt anzusprechen, die hohe Anteile von Personen mit risikobelastetem Gesundheitsverhalten aufweisen.