gms | German Medical Science

50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds)
12. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie (dae)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie
Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie

12. bis 15.09.2005, Freiburg im Breisgau

Medinfo.de ein Informationsleitsystem für qualitätsvolle Gesundheitsinformationen im Vergleich mit Google

Meeting Abstract

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  • Michael Hägele - Iconmed, Köln
  • Christian Leopold - Iconmed, Köln

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie. 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 12. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie. Freiburg im Breisgau, 12.-15.09.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05gmds219

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/gmds2005/05gmds349.shtml

Published: September 8, 2005

© 2005 Hägele et al.
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Einleitung und Fragestellung

Mit der Nutzung des Internets als selbstverständlichem Informationsmedium zu allen Fragen der Gesundheit ist die Bereitstellung und die Hinführung zu qualitätsvollen Gesundheitsinformation für Bürgerinnen und Bürger, Patientinnen und Patienten zu einer zunehmend wichtigen Aufgabe geworden, insbesondere da die Qualität von medizinischen Onlineinformationen stark schwankt [1], [5], [6]. Allgemeine Suchmaschinen und Gesundheitsportale können dieser Aufgabe nur unzureichend nachkommen: Den Suchmaschinen fehlt es an medizinbasierten Konzepten, der (automatischen) Beurteilungsfähigkeit von „guten“ Gesundheitsinformationen und an Transparenz im Ergebnisranking. Gesundheitsportalen fehlt es an der nötigen Themenbandbreite und der durchgängig hohen Qualität [2], [7].

Insofern soll untersucht werden, ob der alternative Ansatz des medizinischen Infoleitsystem http://www.medinfo.de die angesprochenen Schwächen mildern und dem Suchenden bei der Recherche neue Inhalte z.B. aus dem invisible Web erschließen kann.

Material und Methoden

Aus 1.212 medizinischen Themen (überwiegend Diagnosenbezeichnungen in Fach- oder Laiensprache) extrahiert aus den Themen von http://www.medinfo.de (Diagnosen, Schwerpunkte:Krebs und Alternativmedizin) wurden zufällig 40 Themen ausgewählt. Diese wurden in Google eingegeben und dann die Top30 Ergebnisse dokumentiert. Diese Top30 wurden je nach Anbieter- oder Dienstart in Klassen eingeteilt.

Ziel war es zu eruieren, ob bei den verschiedenen Ansätzen der Suchmaschine Google und des Infoleitsystems Medinfo.de unterschiedliche, charakteristische Klassenhäufungen und damit Ergebnisprofile auszumachen sind.

Außerdem sollte ergründet werden, ob das Infoleitsystem „nur“ dieselben Treffer wie Google ermittelt und somit keine neuen Informationen erschließt. In diesem Falle wäre für medinfo.de evtl. nur ein Sortierungs- oder Filtergewinn zu verbuchen.

Ergebnisse

Ein Infoleitsystem soll den Nutzer bei einer effektiven Recherche unterstützen: Es sollen also möglichst schnell, relevante und qualitativ hochwertige Inhalte in überschaubarer Zahl dabei herauskommen.

Bei http://www.medinfo.de werden die Inhalte themenspezifisch zusammengestellt. Somit wird erreicht, dass der Nutzer trotz unterschiedlicher Suchstrategien und Recherchefähigkeiten, immer den gleichen vollständigen Ausschnitt der relevanten Informationen bekommt. Führen verschiedene aber synonyme Suchbegriffe wie z.B. „Osteogenesis imperfecta“ und „Glasknochenkrankheit“ bei Google zu 133.000 bzw. 941 Treffern, so gibt es bei http://www.medinfo.de immer die gleiche Treffermenge von 12.

Die Inhalte selbst sind bei http://www.medinfo.de unter Ausnutzung des Mediumspezifikums Internet als Verweise (Deep Links) organisiert und verweisen jeweils auf die Originalquelle. Sie werden über spezifische Selektionsfilter und redaktionelle Begutachtung systematisch ausgewählt. Das Konzept dabei ist, zum Einen verlässliche Quellen halbautomatisiert heranzuziehen und zum anderen redaktionell die besten Inhalte aus dem Netz zu recherchieren und zusammenzustellen.

Die Selektionsfilter richten sich dabei auch nach Qualitätsauszeichnungen oder -siegeln, die von externen Anbietern vergeben werden wie z.B. für Gesundheitsinformationen afgis’05 [8], HON [3]] oder DISCERN [4].

Auch eingesetzte Qualitätsmanagementverfahren des Anbieters wie ISO:9001 oder z.B. KTQ, QS-Reha werden recherchiert und deren Ergebnisse direkt mit den angezeigten Logos verlinkt. Die Qualitätsauszeichnungen selbst werden mit Hilfe von Symbolen neben jedem Verweis ausgewiesen, so dass diese auf einen Blick sichtbar sind. Insbesondere bei der Frage nach der Qualität wurde hierbei ein neuer vielversprechender Weg beschritten. Bleibt zu hoffen, dass die Anbieter von Qualitätssiegeln zukünftig Rezepte finden, um inhaltliche Prüfverfahren zu entwickeln.

Aber nicht nur diese Qualitätsinformationen, die oft weit verstreut im Internet liegen, werden bei dem Infoleitsystem gebündelt zusammengeführt, sondern auch themenspezifische Informationen wie z.B. Leitlinien, Bücher, Diskussionsforen, Vereine und Verbände, Ansprechpartner, Selbsthilfegruppen, usw.

Bei der Zusammenstellung der Inhalte wird stets darauf geachtet, unterschiedliche Anbieter zum gleichen Thema aufzunehmen. Auch finden nur Informationen Eingang ins System, die im Vergleich zu dem was zu diesem Thema sonst im Web zu finden ist besonders gut sind und/oder Qualitätsauszeichnungen erfüllen. Derzeit sind so seit 1999 ca. 13.000 (vorwiegend deutschsprachige) Links zu über 1.200 Themengebieten zusammengetragen worden.

Die Frage war nun, ob dieser Anspruch sich auch quantitativ nachweisen lässt. Dazu wurde von 40 zufällig ausgewählten Themen untersucht, welches Inhalteprofil sich im Vergleich von Google und medinfo.de ergibt (Ergebnisse siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).

Bei der Frage, ob sich mit medinfo.de auch neue Inhalte im Web erschließen lassen, wurde untersucht wie viele der Treffer von http://www.medinfo.de auch in Google in den Top30 auftauchen. Nach 15 von 40 Themen war dies für 29,4% der Treffer der Fall. Über 80% der Link in den untersuchten Inhalten tauchen also nicht in den Toptreffern bei Google auf.

Diskussion

Bei den qualitativen Trefferprofilen ist die stärkere Aktualität von Google zu erkennen (mehr Treffer bei Newsportalen), aber auch deutlich mehr Pseudo- oder „Sonstige“-funde. http://www.medinfo.de wiederum gibt deutlich mehr Uni-/Forschungstreffer und Gesundheitsportaltreffer aus, sowie Inhalte von Krankenversicherungen und vor allem Leitlinientreffer.

Auch quantitativ ließ sich zeigen, dass medinfo.de dem Rechercheur neue Inhalte zusätzlich zu Google erschließen kann, neben den Vorteilen der gleichmäßigen Ausbeute durch Themenzentrierung, der fehlertoleranten Suche und der Ausweisung von Qualitätsauszeichnungen zu jedem Link schon bei der Recherche.


Literatur

1.
Andersen MR, Urban N. Involvement in decision-making and breast cancer survivor quality of life. Annals of Behavioral Medicine 1999;21(3):201-9
2.
Anonymus. Glücksache - Medizinische Beratung im Internet. Stiftung Warentest 2003(4):88-91
3.
Boyer C, Selby M, Scherrer JR, Appel RD. The Health On the Net Code of Conduct for medical and health Websites. Comput Biol Med. 1998;28(5):603-10.
4.
Charnock D, Shepperd S, Needham G, Gann R. DISCERN: an instrument for judging the quality of written consumer health information on treatment choices. Journal of Epidemiology & Community Health 1999;53:105-111
5.
Eysenbach G. Qualität von Gesundheitsinformationen im World Wide Web. Bundesgesundheitsblatt 2003;46:292-299
6.
Impicciatore P, Pandolfini C, Casella N, Bonati M. Reliability of health information for the public on the world wide web: systematic survey of advice on managing fever in children at home. BMJ 1997;314(7098):1875-9
7.
Lehner M, Puchberger M.Arbeiterkammer Wien. Cyber-Medizin: Gesundheitsportale im Test. 15.10.2002. [http://www.akwien.at/dat/Gesundheitsportale.pdf]
8.
Schug S. Qualitätslogo afgis '05 für Gesundheitsinformationen im Internet verfügbar - Mehr Sicherheit im Internet ... durch mehr Qualität! Telemedizinführer Deutschland, Ausgabe 2005 2004:287-288